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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 07 2008

von konkret

   Besitzerstolz

"Der Einzige und sein Eigentum" hieß das Werk des Philosophen Max Stirner, mit dem sich Karl Marx herumzuschlagen hatte. Wie der Arsch auf den Eimer paßt der Titel anderthalb Jahrhunderte später auf den Vorgang, über den KONKRET-Autor Lars Quadfasel die Redaktion informieren durfte: Die beiden Dokumente des SDS zum Besuch israelischer Politiker, die er als Beitrag zur Serie "1968 - what's left?" hatte dokumentieren und kommentieren wollen, liegen im Privatarchiv von Reemtsmas Mittelweghistoriker Kraushaar, der ihm auf die Bitte, sie einzusehen, wie folgt geantwortet hat:

"Sehr geehrter Herr Quadfasel, tut mir leid, daß ich Sie enttäuschen muß. Aber Publikationen in einer Zeitschrift wie der von Ihnen genannten werde ich nicht unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Kraushaar"

Der Sesselfurzer als Serenissimus. Quadfasel antwortete:

"Sehr geehrter Herr Kraushaar, vielen Dank für Ihre Antwort. Schade, daß es Ihnen nicht möglich ist, mir die Dokumente zugänglich zu machen und so den Weg zum Berliner SDS-Archiv zu ersparen. Ich weiß natürlich nicht, was zwischen Ihnen und KONKRET steht, aber Sie werden sicherlich Ihre guten Gründen haben. In meiner grenzenlosen Naivität stelle ich mir immer vor, daß es bei Fragen wie der (wissenschaftlichen und publizistischen) Kritik des linken Antizionismus vor allem um die Sache geht, und vergesse dabei regelmäßig, daß für andere sich die Prioritäten ganz anders darstellen mögen.

Mit freundlichen Grüßen, Lars Quadfasel"

   Ein Antifaschist

Das "Palästina-Portal" des Erhard Arendt, eine jener unzähligen Internetseiten, auf denen deutsche Antisemiten vor lauter Sorgen um Israel (und seine verbrecherische Politik) nicht in den Schlaf finden, hat sich auf das KONKRET-Interview mit Lala Süsskind (5/08) gestürzt, in dem diese die "Entfernung" des antisemitischen Agitators Ludwig Watzal aus der Bundeszentrale für politische Bildung verlangt hatte. Das muß, Satzbau und Zeichensetzung lassen keine andere Deutung zu, den Rentner Arendt an den Rand eines Blutsturzes gebracht haben:

"Welcher menschenverachtende reale Zionismus wird hier vertreten? Vergleiche mit dem 3. Reich sind auf allen Seiten üblich und falsch. Nur, ist hier, nicht der gleiche unmenschliche Geist zu erkennen? Dieser Geist ist nicht typisch deutsch, er in allen Kulturen zu finden. Man lese nur wie die neue Vorsitzende der 'Jüdischen Gemeinde Berlin' Lala Süsskind, mit einem ehrbaren Kritiker der israelischen Regierung, der weit entfernt von irgendeiner Form von Rassismus ist umgehen will ... Abgesehen davon, das Dr. Watzal nicht mehr und weniger macht als Recht Recht, Unrecht Unrecht zu nennen. Gerade wir deutschen haben da sicher Nachholbedarf. Man beachte bitte einmal, den von KONKRET nicht widersprochen Sprachgebrauch der Frau Lara Süsskind. Ein Mensch wird hier nicht als Mensch, mit seiner persönliche Geschichte, seiner Existenz, mit der, von der beruflichen Existenz abhängigen Familie betrachtet. Wie ein Fleck, ein Gegenstand soll er 'entfernt' werden, 'Zu entfernen, einfach zu entfernen' Das ist für mich die Sprache der Unmenschen. Diese Frau sollte man nicht entfernen, es müßte ein Aufschrei durch die jüdische Gemeinde gehen ... Dies ist das gleiche Denken, welches am realen Zionismus zu verurteilen ist."

Den Verfasser hat, ausweislich seiner Eigenwerbung, die Felicitas Langer ihrer Solidarität versichert.

   Ausschneiden & Einkleben (1)

Keiner Peinlichkeit aus dem Weg zu gehen, ist für den Autor Roger Willemsen eine leichte Übung. Seine Jahre beim Fernsehen dürften ihn gelehrt haben, wieviel dankbarer, d. h. dem Geschäft zuträglicher es ist, die Pose des aufrechten Intellektuellen einzunehmen, statt tatsächlich einer zu sein. Seine Unempfindlichkeit gegen alles, wofür er sich schämen sollte, hat nun auch den Verlag angesteckt, in dem Willemsens Buch Hier spricht Guantánamo erschienen ist. Auf der Website von Zweitausendeins wird unter zahlreiche huldigende Pressestimmen ein Zitat aus dem Verriß gemixt, den Kay Sokolowsky für KONKRET 4/06 verfaßt hat:

"Man kann diese Interviews kaum lesen, ohne von Zorn auf die US-Regierung überwältigt zu werden und den heftigen Wunsch zu empfinden, die "Anomalie" Guantánamo - wie Tony Blair sie nennt - möge sofort vor dem Weltgericht in Den Haag verhandelt werden. Damit wenigstens die Kerkermeister den Prozeß bekommen, den sie ihren Gefangenen bis heute verweigern."

Das liest sich wie ein Lob, denn bei Zweitausendeins geniert man sich nicht, das letzte Wort, das Sokolowsky zum Buch abgab, zu unterschlagen:

"Man darf beim Schreiben über Guantánamo polemisieren, man darf sich auch enragieren. Aber dabei als Rufer in der Wüste posieren: Das darf man nicht; und das kann einer nur, wenn er sich wichtiger nimmt als sein Thema. Genau dies ist, seit er berühmt wurde, Roger Willemsens größtes Defizit."

Weil er der Peinlichkeit, plötzlich als Bewunderer Willemsens dazustehen, möglichst weit ausweichen möchte, läßt Sokolowsky auf diesem Weg mitteilen, daß er lieber zweitausendeins Tage in Guantánamo verbrächte, als sich von Roger Willemsen interviewen zu lassen; kaum auszudenken, was dann zitiert werden würde.

   Ghostbusters

Dem in mancher Hinsicht sehr alten "Neuen Deutschland" graust es nur noch vor wenigem. Am 7. Juni aber war's wieder mal soweit - seitenlang:

"Ein Gespenst geht um in der Linkspartei. Das bürgerliche Lager in Deutschland kann aber aufatmen - diesmal ist es sicher nicht der Kommunismus. Für große Aufregung sorgt das Gespenst trotzdem: Seit der Bundesarbeitskreis (BAK) Shalom der Linksjugend (Solid) mit eigenen Verlautbarungen an die Öffentlichkeit tritt, läuft die Medienmaschine heiß. Kein Wunder: Wer auf die Suggestivfrage der Zeitschrift KONKRET 'Ist die Mehrheit der LINKEN antizionistisch oder gar antisemitisch?' wie aus der Pistole geschossen die Namen profilierter Friedenspolitiker - Norman Paech und Wolfgang Gehrcke - nennt und die Sahnehäubchen-Antwort 'Nicht alle von ihnen sind Antisemiten, aber sie machen viel antizionistisches Trara' oben drauf packt, kann sich sicher sein: Er wird einmal komplett in der von 'Stern' und 'Spiegel' angeführten Medien-Stafette durchgereicht. Die 'Taz' frohlockt bereits: 'Israel spaltet die Linke.'"

Was also tun mit dem israelsolidarischen Spuk? Das, was man gelernt hat: In einem Beschluß vom 13. Juni hat der Bundessprecherinnenrat der Linksjugend einem seiner Mitglieder, dem Bundesarbeitskreis (BAK) Shalom, dessen Vertreter Henning Wötzel-Herber KONKRET in der Juni-Ausgabe interviewt hatte, ohne nähere Begründung sämtliche finanziellen Zuwendungen gekappt und jede Öffentlichkeitsarbeit untersagt. Ganz den eigenen Prinzipien gemäß: pluralistisch, antifaschistisch, basisdemokratisch und selbstbestimmt.

   Ausschneiden & Einkleben (2)

Nicht die Zensur, sondern ein technisches Versehen ist dafür verantwortlich, daß in Wenzel Storchs "nostalgischem Blick in die Waffenkammer des Herrn - zweiter Teil" (KONKRET 6/08) statt der vorgesehenen Abbildung auf Seite 57 nur ein leerer Rahmen mit einer wunderlich anmutenden Bildunterschrift zu sehen war. Zum Ausschneiden und Einkleben findet sich das fehlende "Miracle" in der aktuellen Printausgabe.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36