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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 10 2007

von konkret

   Solche und andere Glückwünsche

Ein Glückwunsch, den die Redaktion der "Titanic" zu KONKRETs Fünfzigstem ins Netz gestellt hat:

"Das Zentralorgan der linken Intelligenz in Deutschland feiert ein halbes Jahrhundert Dagegensein. Die Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien gratuliert!

Frank Schirrmacher ('FAZ'): 'In Ihrem nimmermüden Einsatz für den Erhalt Deutschlands erinnern Sie mich an Helden wie Stauffenberg, George, Schirrmacher.'

H.-O. Henkel (Monopolkapital): 'Die KONKRET-Artikel haben mir die Augen geöffnet. Ich werde mein Vermögen der Arbeiterwohlfahrt spenden und mich dann aus dem Fenster stürzen!'

Eva Kohlrusch ('Bunte'): '... da kommt das Geburtstagskind, da kommt Gremliza (Lederjacke von Balenciaga, Santal-Armband von Cartier). Er schüttelt Reinhard Mohn strahlend die Hand, zwinkert Nadja Auermann zu - läuft da was?'

Jürgen Elsässer: 'Schön, daß es Euch gibt! Alles Gute.'

Stefan Reinecke ('Taz'): 'KONKRET - das ist doch so ein linkes Blatt, oder? Total unseriös, jedenfalls.'

Georg Seeßlen (Überbau): 'Kunden, die ›Transformers‹ angesehen haben, haben auch angesehen: ›Godzilla‹, ›Riddick: Chroniken eines Kriegers‹, ›Dialektik der Aufklärung‹.'"

Heißen Dank, Compañeros. Die anderen Blätter beließen es bei lustig modifizierten Versionen einer DPA-Meldung:

"Die Monatszeitschrift KONKRET ist 50 Jahre alt geworden. Das Blatt gehört zu den wichtigsten linken politischen Publikationen in Deutschland. Es wurde 1955 von westdeutschen Kommunisten mit Unterstützung der DDR als "Studentenkurier" gegründet und zwei Jahre später in KONKRET umbenannt, wie der Verlag in Hamburg mitteilte. In den 60er Jahren entwickelte sich die Zeitschrift zu einem führenden Blatt der linken Szene und der Studentenbewegung. Seit 1974 wird KONKRET von Hermann L. Gremliza herausgegeben. Die verkaufte Auflage beträgt rund 40.000 Exemplare. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ordnet das Blatt dem 'undogmatischen Linksextremismus' zu."

Zwei liberale Zeitungen wollten, leider, mehr: In der "Süddeutschen" entdeckte Willi Winkler zum hundertsten Mal Amerika (nämlich daß "Gremliza noch immer unerbittlich den Karl Kraus macht", aber "auch wenn er's gern wäre, ist er nicht Karl Kraus", was der unerbittliche Macher vor zwanzig Jahren zum ersten Mal enthüllt hat, als er prahlte, nur ein "bemühter Epigone" zu sein, und seitdem 98 weitere Male), und daß man heute KONKRET "wegen Otto Köhler liest", dessen letzter KONKRET-Beitrag aber im Mai 2001 erschien. Ein Journalist kann ja nicht alles wissen.

Es sei denn, er schüfe für die "Taz" und hieße Stefan Reinecke, dessen Realität die Satire der "Titanic" in tiefen Schatten stellt:

"Die Zeitschrift KONKRET wird 50 Jahre alt. An diesem Satz ist etwas nicht richtig. KONKRET stimmt, 50 Jahre stimmt. Aber KONKRET ist eigentlich keine Zeitschrift: Sie ist für die Verkündung von Wahrheit zuständig. Und die Wahrheit ändert sich nicht im Monatsrhythmus.

Denn wer KONKRET liest, erwartet nichts Neues, schon gar nichts Zeitgemäßes. Sondern nur die Wiederkehr der immer gleichen Botschaften.

Also: Fast alle Politiker in Deutschland sind nationalistische Trottel. Der deutsche Imperialismus ist nicht 1945 endgültig untergegangen, sondern quicklebendig. Die DDR war das bessere Deutschland. Deutsche sind meist Nazis oder zumindest Nationalisten - wenn nicht, wissen sie es bloß noch nicht. Die Grünen sind schon immer Verräter gewesen."

Ist das nicht ein feines Selbstporträt einer Tageszeitung, deren Wahrheiten sich dem Rhythmus der Zeiten gemäß ändern, die Deutschlands Politiker für kluge Internationalisten hält, den deutschen Imperialismus für tote Vergangenheit und die Grünen für unbeirrbare Gegner des Krieges?

"Seit 33 Jahren wird KONKRET von Hermann L. Gremliza geführt, er ist gewissermaßen der Hohepriester linker Distinktionsgesten. Gremlizas ganzer Stolz ist, sich nie mit linken Moden gemein gemacht zu haben. In dieser Unbeirrbarkeit liegt durchaus etwas Großes, oder sagen wir: Deutsches."

Oder sagen wir lieber: etwas Undeutsches. Vielleicht sogar, wer weiß, Jüdisches. Das nämlich ist dieses Pinschers Kern:

"Den letzten Gesinnungsschwenk vollzog KONKRET 1991, als Gremliza für den Irakkrieg Stellung bezog - wegen Israel, das durch Saddam bedroht war. Seitdem ist sie zum Zentralorgan der sogenannten Antideutschen mutiert. Die Glaubenssätze dieser linken Sekte lauten: 1. Wer Israel kritisiert, ist Antisemit. 2. Der Islamismus ist der neue Faschismus.

3. Die USA sind keine bösen Imperialisten, sondern die antifaschistische Schutzmacht gegen den Islamismus. Das klingt ziemlich schrill - kommt aber dem Konsens in der bundesdeutschen Außenpolitik ziemlich nahe, nämlich im Zweifelsfall auf seiten Israels und der USA zu stehen. Deshalb schreiben Antideutsche auch manchmal in Springers 'Welt'.

Daß auf jenen Seiten der 'Welt', deren Gastbeiträge von zwei ehemaligen 'Taz'-Redakteurinnen verwaltet werden, noch kein Autor von KONKRET geschrieben hat, wäre ein dummer Einwand, der nur den Eindruck erweckte, eine der anderen Behauptungen des 'Taz'-Redakteurs sei mehr als der Ausdruck seines antisemitischen Ressentiments. Im Internet haben 'Taz'-Leser, die auch KONKRET lesen, gerätselt, was den Reinecke wohl umtreibe. Ein Zitat aus Gremlizas Express schafft wie immer schnelle und der Revision unzugängliche Aufklärung:

"Was ist das?:

'1. Deutsche, die Israel kritisieren, müssen Naziassoziationen weiträumig umfahren.'

Das ist die erste von drei 'Diskursregeln', die der Redakteur Reinecke von der 'Tageszeitung' aufstellt, damit die Landsleute, die dem Redakteur keinen Zweifel erlauben, daß ihre ersten Assoziationen, wenn sie Israel hören, Naziassoziationen sind, ihrem Judenhaß auf so politisch korrekte Weise Ausdruck zu geben lernen, wie es der Redakteur der 'Taz' im Lauf der Jahre gelernt hat."

Sähen Sie sich gerne so kurz und bündig auf den Begriff gebracht? Sehen Sie.

   Neuerscheinung

Soeben als Band 44 der konkret-texte-Reihe erschienen: Stefan Frank (Hg.): "What's new, economy? Die Transformation der Weltwirtschaft." Zehn Autoren beantworten darin die Frage, wie sich die Weltwirtschaft in den letzten fünf Jahren entwickelt hat (und derzeit entwickelt). Das Buch hat 168 Seiten und kostet 13 Euro (plus Porto). Es kann ab sofort beim Verlag bestellt werden.

   Sammlerstück

Ebenfalls frisch aus der Druckerei: Das Poster zum 50jährigen Jubiläum von KONKRET (siehe Hefttitel 9/07). Es kann ab sofort für 8 Euro (inklusive Porto) vom Verlag bezogen werden (verlag@konkret-magazin.de)

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36