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36 Jahre Konkret CD

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Heft 09 2006

von konkret

   381 sogenannte Postings auf seiner Internetseite binnen zweier Tage hat die Tageszeitung "Der Standard" (Wien) mit dem Nachdruck von Gremlizas Kolumne "Israels Krieg" (KONKRET 8/06) provoziert. Die meisten, buchstabengetreu, von dieser Art:

"Wie kann man nur einen derart unerträglichen Blödsinn von sich geben. Schämen sie sich, Herr Gremliza ... Der Herr hat ja eine nette Einstellung! Könnte man solche Leute nicht Zwangspsychiatrieren? ... Tiefpunkt der Debatte ... Ein Dokument des Autismus ... Tut mir leid Hermann, ich will mit Sicherheit nicht deinen Tot oder von anderen Juden (ich nehm jetzt mal an, du bist auch jüdischen Glaubens) ... Unwahrheiten und Unterstellungen, Polemik und Menschenverachtung ... Selten so einen himmelschreienden Schwachsinn gelesen ... Alle Israelis umsiedeln nach USA. Im weiten Westen der USA gibt es noch riesige, unberührte Flächen, ohne Einwohner, die ermordet und vertrieben werden müssen ... Niedrigster Chauvinisten-Journalismus ... Die hohe Kunst der Goebbel'schen Demagogie ... Der vor rassistischer Überheblichkeit und Ignoranz triefende Artikel ... Muß schon ein tolles Gefül sein, zu einem auserwählten Volk zu gehören ... Sagenhaft, welches Gesöcks der "Standard" hier hervorkramt, um von den Verbrechen Israels abzulenken ... Wenn der Herr Gremliza so weitermacht, wird "Antisemit!" zum Ehrentitel! ... Herrn Gremlitzas haßerfüllter, menschenverachtender und einfacher dummer Beitrag ... Will Gremliza den totalen Krieg? ... Dieser Text ist anti-islamistisch, widerlich und dumm wie lange nichts, was im "Standard" gestanden ist ... Was stimmt wohl mit den Israeli nicht? Wieso können sie keine ehrlichen freundschaftlichen Verbindungen zu anderen Völkern aufbauen? ... Wie kann man sein berufliches Ansehen als Journalist für solch einen schlimmen Unsinn riskieren?"

Kurzum: Die Kolumne hat edlere Teile getroffen. Nenne einen Antisemiten einen Antisemiten und er bemüht sich, dir recht zu geben. Der Antisemit ist durch Reden und Schriften nicht beirrbar, teils weil er nicht hören will, teils weil er nicht lesen kann. Daß vor der Gründung des Staates Israel in der Westbank und im Gazastreifen 620.000 Araber lebten, heute aber - nach Angaben palästinensischer Behörden - 3,65 Millionen, quittiert er mit dem Satz: "Es sind die Palistinänser (sic) die seit Jahrzehnten ausgelöscht werden!" Ein paar Leser des "Standard" immerhin haben sich gefreut:

"Ihr seid alle echt bescheuert und habt den Text nicht gelesen! ... Ein wunderbarer Artikel ... Bester Artikel im "Standard" seit langem ... Zum Sterben schön formuliert. Und wahr. Genau so ist es ... Gremliza, ich liebe dich."

Und die Botschaft Israels in Österreich hat einen Link zu Gremlizas Kolumne auf ihre Homepage gestellt - Wasser auf die Mühlen der antisemitischen Verschwörungsliteraten. Einer ihrer Helden, der frühere "Tageszeitungs"-Redakteur Mathias Bröckers (kein Vorwurf in dieser Sache an die "Taz", wer wüßte besser als wir, auf welche Abwege Frühere geraten können!), wußte es - wie alle Antisemiten alles - schon immer:

"Eben beim Frühstück im Café schiebt mir ein Kollege eine Zeitschrift rüber: "Guck mal, die neue KONKRET schreibt drei Seiten über dein Blog." Ich lese die Überschrift "Der Prophet im Medienbordell", sehe das große Foto von der Eröffnung des Hanfhauses und gebe ihm das Heft zurück ... "Wieviel Leser hat das Blatt eigentlich noch?" frage ich. "Keine Ahnung, viele können es nicht mehr sein." - "Und wer bezahlt das Ganze, nachdem KGB/Stasi als Finanziers ausgefallen sind und Reemtsma auch nichts mehr rüberschiebt?" - "Ich habe gehört, daß sie jetzt vom Mossad unterstützt werden." Das war mir neu, paßt aber wie der Faust aufs Gretchen."

Und so weiter, was so ein alternder Pimpf, der auch nüchtern schon mit einem Nazi auf "Gottsuche" gegangen ist, halt so gegen Juden und Judenfreunde auf dem Herzen hat. Nicht unähnlich der "Jungen Welt", in der gerade ein Früherer von KONKRET sein antisemitisches Coming out feiert und deren Chefredakteur hinter dem Protest einiger Mitarbeiter gegen den antisemitischen Kurs des Blattes "die lange Hand der Hamburger Monatszeitschrift KONKRET" vermutet: "Die ›Junge Welt‹ mit Antisemitismus in Verbindung zu bringen, ist die Geschäftsidee einer Hamburger Zeitschrift", sagte er der "Tageszeitung". Womit, nach dem Mossad, eine zweite Geldquelle erschlossen wäre und der Hamburger Herausgeber endlich der Verlegerin einen neuen Ferrari bestellen kann.

   Ein repräsentatives Fahrzeug nämlich wird sie brauchen, wenn sie den Verlockungen eines anderen Irren standesgemäß folgen soll:

"Frau Katrin Gremliza

Geschäftsführerin

KVVmbH & Co KG

Sehr geehrte Frau Gremliza,

vor einiger Zeit hatte ich Sie darüber informiert, daß Sie für eine Aufnahme in den Wirtschaftsrat der CDU e.V. vorgeschlagen wurden. Leider habe ich hierauf keine Antwort erhalten. Da Sie jedoch aus dem Mitgliederkreis empfohlen wurden, möchten wir nicht den Eindruck erwecken, daß wir diese Empfehlung nicht weiter verfolgt hätten. Ich wäre Ihnen deshalb für eine kurze Nachricht dankbar, ob und wann Sie zu einem Gespräch in Ihrem Hause zur Verfügung stehen ...

Ich hoffe, daß Sie dieses Schreiben nicht als Drängen auffassen und bin mit bestem Dank für Ihr Verständnis

Marc Hübner, Bundesbeauftragter des Wirtschaftsrates der CDU e.V."

Und die Umworbene? Ihr Leben grübelt sie seitdem: Warum ihr dies geschah von wem.

   Veranstaltungen: Das sehr Gemischte Doppel aus Horst Tomayer und Hermann Gremliza trägt vor: am 5.9. in Schwäbisch Hall (Club Alpha, Löwenkeller, Stuttgarter Str. 7), 20 Uhr; am 6.9. in Schorndorf (Club Manufaktur, Hammerschlag 8), 20 Uhr.

   Erwin Riess, der in diesem Heft über den Untergang der österreichischen Gewerkschaftsbewegung berichtet (S. 32), hat einen neuen Roman veröffentlicht: Der letzte Wunsch des Don Pasquale, erschienen soeben im Otto Müller Verlag Salzburg (400 Seiten, 22 Euro).

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36