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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 08 2006

von konkret

   "No-go-Area Deutschland" - das Cover der Juli-Ausgabe und der Titel von Gremlizas Kolumne haben getroffen. Unter der Überschrift "Das neue Deutschland" ergriff das größte Drecksblatt der westlichen Welt Partei für die ganze beleidigte Nation:

Was war das für ein Genörgel ... Ausländische Fans sind bei uns nicht überall sicher - Deutschland als No-Go-Area! So versauten uns die Berufspessimisten noch kurz vor der WM die Laune. Und jetzt? Die Deutschen haben es allen Nörglern und Bedenkenträgern kräftig gezeigt! ... Aufbruchstimmung, Selbstvertrauen, die gute Laune - all das müssen wir in den Alltag retten. Es ist genau der Schwung, den wir für die schwierigen Aufgaben der Zukunft so dringend brauchen. Und ganz Deutschland muß nach der WM endlich zur No-Go-Area werden. Für all die Miesmacher, die alles besser wissen und nix besser können!

No-go-Area heißt ein Gebiet, in dem sich bestimmte Menschen nicht ohne Gefahr für Leib und Leben aufhalten können. Springers Totschlagpropaganda gegen Nörgler und Miesmacher steht in einer erstklassigen deutschen Tradition. Nur drei Daten: 1892 hielt Wilhelm II. auf dem Festmahl des Brandenburgischen Provinzial-Landtages in Berlin eine Rede gegen "die Nörgler", 1901 verfluchte die "Vossische Zeitung" (die "FAZ" jener Epoche) zum 200. Geburtstag Preußens die "Miesmacher", und 1934 veranstaltete die SA in Berlin drei "Kundgebungen gegen Nörgler und Miesmacher". Soviel für diesmal zu der Deutschen "neuem entspanntem Nationalgefühl", das auch dem Housten Stewart Chamberlain, einem ideologischen Vorläufer der Nazis, gut gefallen hätte, der 1915 über die Deutschen geschrieben hatte: "Die Ungläubigen und die Nörgler müssen nur trachten, daß sie irgendwo unterschlüpfen, sonst fliegen sie eines Tages hinaus."

   In einer NPD-Zeitschrift aus Sachsen, die vorne "der Opfer des Massakers an der deutschen Bevölkerung von Aussig" gedenkt und hinten für Fahrstunden "natürlich bei Kameraden" wirbt, heißt es in einer "Zeitschriftenkritik KONKRET":

Es gibt nur wenige anständige Journalisten in Deutschland und noch weniger, die gut schreiben. Schon deshalb lohnt sich die Lektüre der Monatszeitschrift KONKRET.

Es gibt aber, wie sich zeigt, vor allem keine Kameraden Journalisten, die lesen können:

Gremliza liebt Sprachspiele wie sein Vorbild Karl Kraus. Allerdings leitet ihn nicht, wie Kraus, ein widerlicher Nihilismus, sondern der Glaube an eine Idee.

Bingo.

Was KONKRET am internationalen Kapital unbeirrt anprangert, ist seine Verlogenheit.

Und noch mal Bingo.

Ähnlich stört es den Dialektiker, daß in den Medien und im Kino ständig blauäugige Frauen und hochgewachsene Männer mit Adlerblick hergezeigt werden, während man de facto das genaue Gegenteil heranzüchtet. Der ehrliche Bolschewist möchte, daß die Dunklen und Gedrungenen endlich auch im Spielfilm vorherrschen. Die Mannschaft von KONKRET wird nicht müde, genau diese Halbheiten zu kritisieren und die konsequente und lückenlose Entartung (der Marxist nennt es "Humanisierung") einzufordern ... Die Lehre von Carl Schmitt wird in dieser Zeitschrift gar nicht mehr diskutiert, sondern praktisch umgesetzt. Als Kommunist ausgerechnet die USA und ihre Kriege zu verteidigen, dazu gehört schon was. Aber wer konsequent gegen Nazis ist, muß eben für alles sein, was von den Juden und/oder ihnen zugute kommt.

Ach, ist das schön, sich verstanden zu sehn.

   Gegendarstellung

In der KONKRET-Ausgabe Juni 2006 werde ich in dem Artikel "Fortpflanzung: Mangelhaft" von Magnus Klaue mit folgender Aussage zitiert:

"Mittlerweile wagt sich Klingholz auch mit anderen Ideen aus der Reserve. So schlug er kürzlich vor, Alten, deren Leben ohnehin kaum mehr von politischen Zukunftsentscheidungen tangiert würde, das Wahlrecht zu entziehen. Statt dessen sollten kinderreiche Familien für jedes ihrer Kleinen eine zusätzliche Stimme erhalten."

Dazu stelle ich fest: Ich habe nirgendwo, zu keinem Zeitpunkt, weder mündlich noch schriftlich eine solche Aussage gemacht. Ich hatte darüber hinaus zu keinem Zeitpunkt mit einem Redakteur oder freien Mitarbeiter von KONKRET mündlichen oder schriftlichen Kontakt.

Dr. Reiner Klingholz

Direktor, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Berlin, 11.7.2006

Das Pressegesetz verpflichtet uns zum Abdruck dieser Gegendarstellung ohne Rücksicht auf ihren Wahrheitsgehalt.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36