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36 Jahre Konkret CD

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Heft 03 2005

von konkret

   Gudrun Ensslins Briefe aus dem Gefängnis, die Ende März im Konkret Literatur Verlag erscheinen, sind geeignet, die Gemütlichkeit des Diskurses über die RAF, den die Ausstellung der Berliner Kunst-Werke ausgelöst hat, ein wenig zu stören. Die Briefe, gerichtet an ihre Schwester Christiane und an ihren Bruder Gottfried, strafen die Geschichten Lügen, die von ehemaligen Sympathisanten, späten Hilfspolizisten oder allzeit bereiten Pfadfindern der offiziösen Ideologie verbreitet werden, um einen wichtigen Teil der politischen Revolte in der Geschichte der BRD posthum zu psychiatrisieren.

Man lese etwa, was Jan Philipp Reemtsma der "Taz" über die RAF erzählt hat:

Man darf nicht vergessen, auf welch kläglichem Niveau die politischen Aussagen der RAF waren. Was ich vorschlage, ist: Lassen wir, auch mit Blick auf den 11. 9., die Idee beiseite, daß wir es mit einer Gruppe von Idealisten zu tun haben, die von den Umständen zu etwas gezwungen werden. Ich schlage vor, die Gruppen als Gebilde zu betrachten, das sich eine Identität zuschreibt, die es handelnd verfestigt, und zwar dadurch, daß es Menschen tötet.

Nur Mörder und Idioten also? Man lese dann, was die Gefangene Ensslin in der Haft gelesen und geschrieben hat (siehe Seite 46ff.). Jedes nützliche Glied der Gesellschaft wird zweifellos erkennen, daß Ensslins Niveau an den philosophischen Budenzauber, den Reemtsmas Hamburger Politikberater veranstalten, nicht tippen kann. Gewiß, leichte Kost sind Ensslins Gedanken nicht, und fehlerhaft auch, aber wäre so "wirr", wie es ihnen erscheint, alles, was Stefan Aust und Butz Peters, zwei andere Spezialisten in dieser Sache, nicht verstehen, könnte man die halbe Weltliteratur ins nächste Landeskrankenhaus schaffen.

Nein, von Zeitgenossen, die immer neue Gelegenheiten suchen, längst verjährte Jugendsünden zu gestehen und sich durch öffentliche Reue beliebt zu machen, ist die Geschichte der RAF nicht zu schreiben. Insbesondere nicht die ihrer Irrtümer, Fehler und Verbrechen.

Ende März erscheint als Band 39 der konkret-texte-Reihe: Ilka Schröder (Hg.): Weltmacht Europa - Hauptstadt Berlin? Ein EU-Handbuch. Das Buch zieht eine Zwischenbilanz, wie es mit Deutschlands drittem Anlauf zur Weltmacht steht und wie die europäischen "Nachbarn" dabei mitmachen. Es hat 216 Seiten, kostet 15 Euro und kann ab sofort beim Verlag bestellt oder ab Ende März über den Buchhandel bezogen werden. Zur Vorstellung des Buches findet am 31. März im Berliner Kato (U-Bahnhof Schlesisches Tor) um 20 Uhr eine Veranstaltung mit Ilka Schröder statt - mit anschließender Party und dem Special Guest Egotronic (Electro64Turbopunk).

Ohne Hitler stünde Deutschland heute nicht da, wo es steht in der Welt. Im Namen der Nation bedanken sich am Ostermontag, dem 28. März um 20 Uhr, Hermann L. Gremliza und Dietrich Kuhlbrodt mit einer gemeinsamen Lesung und der Vorführung exemplarischer Filmdokumente in der Vers- und Kaderschmiede im Polittbüro (Steindamm 45, Hamburg): "Glückwunsch, mein Führer!"

In der 50. Goldenen Ehrenausgabe des Toten Salons von Gerhard Henschel und Rayk Wieland ist am 3. März um 20.30 Uhr im Nachtasyl des Hamburger Thalia Theaters die Schriftstellerin Karen Duve zu Gast.

Korrekturen und Richtigstellungen zu Heft 2/05: Freerk Huisken weist darauf hin, daß der in Christiane Tollgreves Beitext zu seinem Interview (S. 52) entstandene Eindruck, die Leitung der Bremer Universität hätte sich gegen seine Versuche gewandt, eine inneruniversitäre Diskussion mit Prof. Roth zu führen, falsch ist. Die disziplinarischen Maßnahmen der Universitätsleitung bezogen sich auf Huiskens Buch Z.B. Erfurt. Was das bürgerliche Bildungs- und Einbildungswesen so alles anrichtet. Auch stammen die im Interview Prof. Wolfgang Prinz zugeschriebenen Äußerungen, in Wahrheit von den Autoren des Manifestes der Hirnforscher.

Autor und Redaktion haben gleich auf der ersten Seite des Beitrags "Bunt, vielfältig, gut" von Horst Pankow (S. 18) einige Unklarheiten und Fehler untergebracht: Claudia Roth ist lediglich die Beauftragte für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der grünen Bundestagsfraktion; die Jagd islamischer Jugendbanden auf "Zionisten" und "Zionistenfreunde" fand nicht auf dem "Türkenmarkt" statt; die Zeit, da linke Gruppen die "Vaterländer der Werktätigen" verklärten, ist mit diesen Vaterländern längst abgelaufen; Bassam Tibi ist kein deutsch-iranischer, sondern ein deutsch-syrischer Politologe.

"Homo hominem lupus" (S. 31)? Was sagt der kleine Latinus dazu? Falsch! Richtig: Homo homini lupus.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36