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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 08 2004

von konkret

   Ein Prof. Dr. Wolfgang Popp, Leiter des Zentrums für Friedenskultur des Forschungsgebiets Friedenserziehung der Universität Siegen, wünscht sich was:

"Sehr geehrter Herr Gremliza, wir wenden uns heute an Sie mit einem vielleicht etwas überraschenden Anliegen. Aus Anlaß des 60. Jahrestags der Zerstörung Siegens im Zweiten Weltkrieg möchten wir gerne Meinungen sammeln zur Frage: "Krieg gegen die Bevölkerung - notwendige Strategie oder Verbrechen?" Die nachfolgenden Fragen sollen Ihnen vielleicht ein wenig Hilfestellung geben ... Zerstörte Städte: Guernica, Coventry, Rotterdam, Hamburg, Dresden, Hiroshima und Nagasaki, Belgrad, Bagdad - Opfer unterschiedlicher politischer Interessen?"

Dem Professor, den anno '68 vielleicht der Anklang seines Namens an die Übersetzung von "Make love not War" ins rheinische "Nit kloppen, poppen" ins Friedensfach gelockt hat, kann geholfen werden: Ja, die genannten Städte waren Opfer unterschiedlicher politischer Interessen, die sich, in den Fällen Hamburg und Dresden ganz, in dem von Bagdad zu Teilen mit denen der Redaktion decken.

   Im Internet macht ein Peter Praschl (unter "Weblog Sofa") mit Schwierigkeiten beim Lesen von KONKRET bekannt, welche die Redaktion bisher übersehen hatte:

"Das Interview mit Thomas Ebermann über das Kölner Antisemitentreffen war sehr lehrreich, obwohl man solche Belehrungen leider gar nicht mehr braucht, alle diesbezüglichen Ahnungen irren sich ja schon längst nicht mehr. Die Überschrift "Gemeinsam gegen Israel" aber ist eine große Qual für jemanden, der sich im überfüllten Linienbus über sein KONKRET beugt, Sie verstehen schon, von gewissen Leuten will man mit gewissen Leuten aber so was von gar nicht verwechselt werden, unter gar keinen Umständen. Eine Überschrift, die dem Linienbus-KONKRET-Leser sehr gefiele, lautete beispielsweise "Antisemiten sind Arschlöcher", der Linienbus-KONKRET-Leser würde sofort und gerne den Sitznachbarn mitlesen lesen, statt sich über dem Ebermann-Interview zusammenzukrümmen, das kann der Sitznachbar ruhig wissen, was KONKRET und der Linienbus-KONKRET-Leser über Antisemiten denken, es ist doch besser, wenn Mißverständnisse gar nicht erst aufkommen."

Ein Leser, der mit "Grienhans" zeichnet, widerspricht:

"Viele KONKRET-Überschriften sind ja so. "Trumpfkarte Auschwitz". Dieses Gefühl, gleich kommt einer und haut einem auf die Schulter wg. "Gemeinsam gegen Israel", das kenn' ich auch. Aber daß Antisemiten deswegen, weil ich das in der U-Bahn grade aufgeschlagen habe, nicht genau wüßten, wen sie meinen und mich für ihresgleichen hielten, kann ich mir gar nicht vorstellen. Und irgendwie können die mich auch am Arsch lecken, die sich von einer Überschrift wie "Antisemiten sind Arschlöcher" bestimmt auch nicht angesprochen fühlen würden, obwohl sie gemeint wären."

Zwei Leser, wie die Redaktion sie sich wünscht.

   Im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen" fragt Dietmar Dath unter dem Titel "Revolutionsstau", wo die gute alte Linke geblieben sei, und erinnert:

"In den achtziger Jahren ... schrieb der KONKRET-Herausgeber Hermann L. Gremliza brillant-böse Texte zu Themen wie gewerkschaftlicher Schaumschlägerei, Streikrecht und Aussperrung. Heute läßt er das bleiben. Ist ihm nicht danach?"

Worauf Dath sich ganz richtig antwortet:

"Die Verhältnisse selber sind nicht danach. Die deutsche Linke hat derzeit ein ganz anderes Problem: Israel ... und von Norbert Blüm bis zum Alt-Autonomen alle, ... die glauben, politisches Engagement bestünde nicht in Kritik an Vorgängen in dem Gemeinwesen, zu dem man gehört, sondern darin, sich für möglichst weit entfernt lebende Unterprivilegierte auf die Brust zu schlagen."

Ein "Spiegel"-Redakteur, der das gelesen hat, bekam es in den Hals und gab es in der Online-Ausgabe seines Blatts so wieder:

"Die "FAZ" vermißt den Hermann L. Gremliza des 21. Jahrhunderts."

Da hat es die Microsoft Corporation besser, die ihn gefunden hat und mit dieser Biographie vorstellt:

"Gremliza, Karl-Heinz (*1940), Verleger und Publizist ... erregte besonders mit seinen politischen Kommentaren immer wieder Aufsehen ..."

Schön ist es, so berühmt zu sein.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36