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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 03 2004

von konkret

   In KONKRET 2/04 hatte Hermann L. Gremliza dargelegt, daß die Mitgliedschaft in NSDAP, SS, SA und anderen Naziorganisationen nach 1945 nicht ein Handicap für eine Karriere in Westdeutschland war, sondern eine Voraussetzung, Nichtmitgliedschaft und Widerstand aber ein Makel. Nicht gekannt hat er, was Stefan Heym 1953 dazu gesagt hat. Der Satz ist wert, nachgetragen zu werden: "Heute ist es westlich der Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik direkt eine Empfehlung, wenn man eine Karte mit seinem Namen darauf in der großen Kartothek der Nationalsozialistischen Partei hat." Springers "Welt" nennt Heyms Urteil "ebenso spitz wie falsch". Axel Springer nämlich hatte bei der Nationalsozialistischen Partei keine Namenskarte, die ihn empfohlen hätte, sondern bloß beim Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps NSKK, und ist darum auch nichts geworden.

Weil nicht alle Leser damals verstanden haben, warum er gehen mußte, sei zitiert, wie weit und wohin es der Jürgen Elsässer mittlerweile gebracht hat:

"Ist Guantanamo ein Internierungslager für Terroristen - oder das größte KZ der neueren Geschichte? ... Der Feldzug im Irak war ein Angriffskrieg, und seine Begründung war ein Fake wie der Überfall auf den Sender Gleiwitz ... Nur die eigenen Verluste rütteln die Bürger des Imperiums auf - das Leid der anderen rührt lediglich zu Krokodilstränen. Deswegen ist ein toter US-Soldat als Argument hundertmal überzeugender als ein noch so kluger Leitartikel. Sie wollen nicht hören. Sie müssen es fühlen."

Wann wird Elsässer sich auf die Höhe seiner Erkenntnisse bemühen und die Tastatur gegen einen Sprenggürtel tauschen? (Wer sagt, das habe er schon?)

Andere Leser haben sich einst beschwert, daß der im übrigen vorzügliche konkret texte-Band Saddam Husseins letztes Gefecht? mit einem Vorwort von Kanan Makiya erschienen ist. Sie sollten recht behalten:

"Gestern weilten irakische Aktenforscher zu einem Erfahrungsaustausch in der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen in Berlin. Bei dem Treffen mit Behördenchefin Marianne Birthler informierten sich der Gründer der Iraq Memory Foundation, Kanan Makiya, und der Direktor für Dokumentation, Hassan Mneimneh, über die Aufarbeitung von Geheimdienstunterlagen und das Stasi-Unterlagen-Gesetz. Den Kontakt zur Foundation hatte Birthler im Dezember vergangenen Jahres auf Initiative der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington aufgenommen."

Tut uns leid. Kommt nicht wieder vor.

Johannes Schnettler, Vorsitzender des Geschäftsführenden Vorstandes der "Internationalen Katholischen Friedensbewegung" Pax Christi, schreibt an KONKRET:

"Aufgrund eines Mißverständnisses, das nicht die Redaktion von KONKRET zu verantworten hat, ist eine verkürzte Verbindung der Shoa zum Nahostkonflikt hergestellt worden. Dadurch entsteht der Eindruck, daß es zu einer Gleichsetzung der Vertreibung der Palästinenser mit dem Völkermord an den Juden komme. Dies entspricht nicht der Position von Pax Christi. Der Völkermord an den Juden in Nazideutschland ist ein einzigartiges Verbrechen, das die systematische und industriell betriebene Vernichtung eines ganzen Volkes zum Ziel hatte. Auschwitz als Symbol der Shoa stellt den Zivilisationsbruch in der Geschichte der Menschheit dar. Dies schließt jede Relativierung der Shoa aus."

Was war geschehen? Am 8.11.03 hatte die "Coesfelder Allgemeine Zeitung" über die Forderung nach "doppelter Solidarität" informiert, die die Nahostkommission von Pax Christi aus Anlaß des Jahrestags der Pogromnacht von 1938 aufgestellt hatte: "Beide Völker haben Vertreibung erlebt: die Juden im organisierten Völkermord von Nazideutschland, die Palästinenser, als sie 1948 aus ihren angestammten Gebieten vertrieben wurden" (siehe KONKRET 1/04, S. 10). Vielleicht finden Sie ja das "Mißverständnis", das die Redaktion in dieser glasklaren Formulierung beim besten Willen nicht entdecken kann.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36