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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 02 2011

von konkret

   Rote Socken

"Bleibt Peymann in Wien oder kommt der Kommunismus wieder?", fragte Michael Scharang 1993 im Titel seiner "Geschichten, Satiren, Abhandlungen" (konkret texte 3, vergriffen). Im Januar 2011 sitzt Claus Peymann, inzwischen Intendant des Berliner Ensembles, bei Maybrit Illner an der Seite der Linksparteichefin Gesine Lötzsch und läßt den Kommunismus, "der so einfach, aber schwer zu machen ist", hochleben, vor drei Lobrednern der herrschenden Verhältnisse (Dohnanyi, dem Verteidiger des Rassisten Sarrazin, Dobrindt, dem Generalsekretär der CSU, und Schulz, dem nach Europa abgeschobenen Bürgerrechtler von den Grünen). Der allgemeinen Aufregung begegnen in dieser Ausgabe Hermann L. Gremliza in seiner Kolumne "Lötzsch & Chodorkowski", Martin Jürgens in seinem Konferenzbericht "Das schwer zu Machende" und Michael Scharang mit seinem Manifest "Das rasante Tempo des langsamen Niedergangs".

   Schwarze Kassen

Vor sieben Jahren hat der israelische Historiker Moshe Zuckermann im konkret-texte-Band Zweierlei Israel? "Auskünfte eines marxistischen Juden an Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Volker Weiß" gegeben. Die "große Differenziertheit", mit der Zuckermann den Fragen seiner Gesprächspartner nach Ansicht der "Zeit" begegnet war, ist längst dahin. Daß sein neues Buch "Antisemit!" Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument, dessen Adressat KONKRET er auf peinliche Weise zu nennen meidet, auf dieser Seite mit dem Satz abgetan worden war, Zuckermann nehme den deutschen Antisemiten die Arbeit ab, hat ihn animiert, in einem Interview den Feind doch noch beim Namen zu nennen. Zuerst zwar spricht er von "einem prominenten Vertreter (der Antideutschen - Red.), dessen Namen ich jetzt mal lieber nicht erwähne", fünf Minuten später aber kommt er doch noch mit der Sprache heraus:

Der eine, von KONKRET, das wäre der Gremliza, das ist ja der, von dem ich vorhin sprach, der mir mal gesagt hat, Israel interessiere ihn gar nicht, was ihn interessiere, ist Deutschland. Und von daher ist es dann auch ganz beredt, daß er dann auch sagt, man würde den Antisemiten die Arbeit abnehmen. Wenn ich so ein Buch schreibe, wobei er auch in keiner Weise versucht, sich mit dem auseinanderzusetzen, was in meinem Buch steht, weil er es eben auch nicht kann. Er muß ja die Sachen, die ich in meinem Buch aufliste, in irgendeiner Weise angehen, und er kann sie nicht angehen. Er hat ja kein Gegenargument.

Im weiteren Verlauf des Interviews behauptet Zuckermann, was in Israel in jüngster Zeit geschehe, stehe,

ich sage das jetzt mit vollster Verantwortung, in nichts dem nach, was in Deutschland 1933 gang und gäbe gewesen ist.

Ein Kronzeuge gegen Israel, wie der deutsche Antisemit ihn sich wünscht: die Juden als Wiedergänger der Nazis. Auf die Antwort wird Zuckermann noch bis zum Märzheft von KONKRET warten müssen. Seine neuen Freunde auch, wie dieser hier:

Liebe Redaktion, Sie geben an, links zu sein, aber das stimmt nicht, das Gegenteil ist der Fall. Sie sind amerikafreundlich und unterstützen die Hegemonie dieses Landes, und Israel ist für Sie immer im Recht, trotz A. Lieberman und der brutalen Besatzungspolitik, dementsprechend ist auch ihr verquastes Iranbild. Wahrscheinlich werden Sie finanziell von Israel und den USA geschmiert, das wird wohl so sein und ist bestimmt nicht abwegig. Schade, ich dachte, Sie sind ein objektives Magazin.

Hartmut Rienäcker, Badeborn

Wenn KONKRET schon dem Ruf, von Israel und den USA bezahlt zu sein, nicht entfliehen kann, könnten Netanjahu und Obama ruhig mal ein paar Schekel oder Dollar rüberwachsen lassen.

   Brauner Mythos

Wie jedes Jahr mobilisieren die Nazis auch 2011 wieder aus Anlaß des Jahrestags der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 zu allerlei Aufmärschen und Kundgebungen. Wer sich ihnen entgegenstellt (oder lediglich wissen will, was der Rabatz nun wieder soll), sollte über den Anlaß dieser Veranstaltungen informiert sein und also Gunnar Schuberts Buch Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde (konkret texte 42) kennen, das in zweiter Auflage vorliegt (168 Seiten, 13 Euro).

Veranstaltungen mit dem Autor zum genannten Thema finden statt: am 3. Februar in Jena, JG Stadtmitte (Johannisstraße 14), 20 Uhr; am 4. Februar in Saalfeld, Jugendbüro Haskala (Saalstraße 38), 19 Uhr; am 9. Februar in Erfurt, RedRoxx (Pilse 29), 19 Uhr.

   KONKRET-Preisausschreiben "Agenda 2011"

Das Kinderlied, dessen erste und letzte Strophe bereits auf die Höhe der Zeit gebracht sind:

1.

Zehn Migrantenkinderlein

Die waren braun und klein

Eins kam untern Sarrazin

Da waren 's nur noch neun

...

10.

Ein klein Migrantenkind

Das blieb nicht lang alleene

War fruchtbar und vermehrte sich

Da waren 's wieder zehne.

soll um die acht fehlenden Strophen vervollständigt werden. Die drei besten Einsendungen werden abgedruckt. Ihre Verfasser gewinnen die CD des Konzerts für Randy Newman im Hamburger Polittbüro. Verwandte der Redaktion und Nobelpreisträger sind vom Wettbewerb ausgeschlossen.

   Limited Edition

Plötzlich und unverhofft aus den Tiefen des Verlagsarchivs aufgetaucht sind einige wenige Exemplare des großformatigen Jubiläumsbandes Vorwärts! Nieder! Hoch! Nie wieder! - Vierzig Jahre KONKRET - Eine linke deutsche Geschichte 1957-1997. Der Band, herausgegeben von Hermann L. Gremliza, hat 312 Seiten und kann, solange der Vorrat reicht, für 20 Euro beim Verlag bezogen werden.

   Termine

Der 100. Tote Salon findet am 17. Februar im Club Uebel & Gefährlich (Hamburg, Feldstraße) statt. Gäste: Ernst Kahl, Harry Rowohlt, Frank Schulz, Kay Sokolowsky, Horst Tomayer. Beginn 20 Uhr.

Der Rosa-Luxemburg-Club Bonn veranstaltet einen Vortrags- und Diskussionsabend mit Georg Fülberth zum Thema "Kommunismus und Utopie": am 9. Februar in Bonn, Anno Tubac (Kölnstraße 47), 19 Uhr.

   Berichtigung

KONKRET-Autor F. aus M. (Name und Adresse sind sorgfältigen Lesern bekannt) weist darauf hin, daß Hessen, anders als im Gespräch mit Luc Jochimsen zu lesen, nach 1945 nicht von Georg August Zinn regiert worden ist, sondern von Christian Stock, dem Zinn erst 1950 nachfolgte.?

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36