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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 01 2010

von konkret

   Unkorrekt

Der ehemalige KONKRET-Autor Eckhard Henscheid hat den Jean-Paul-Preis erhalten. Bis auf eines blieben die Mitglieder der Jury, die ihm den Preis zugesprochen hatte, dessen Verleihung im Münchner Prinzregententheater fern, weil Henscheid wenige Tage zuvor eine Polemik gegen Angela Merkel in dem Naziblatt "Junge Freiheit" veröffentlicht hatte. Woran die "Süddeutsche Zeitung" diese Erwägung knüpfte:

Hätte der gleiche Text in der "Titanic" gestanden, in KONKRET oder in der "Taz", wären die Herzen der Henscheidianer aufgegangen wie Pfingstrosen. Henscheid hat seine gewohnte Unkorrektheit leider in einem ungewohnten und damit falschen, politisch hochgradig inkorrekten Spektrum entfaltet.

Beruhigend zu erfahren, daß Nazis der "Süddeutschen Zeitung" als politisch inkorrekt gelten, beunruhigender, daß dem Blatt auch hochgradige politische Unkorrektheit kein Grund scheint, Abstand zu wahren. Weil KONKRET es anders hält, können Texte, die auch Naziblätter drucken würden, hier nicht erscheinen. Weshalb der langjährige KONKRET-Autor Henscheid, seit er im Streit zwischen Ignatz Bubis und Martin Walser die Partei Walsers ergriffen hat, ein ehemaliger KONKRET-Autor ist.

   Trial & Error

Seit zwei Jahrzehnten versucht KONKRET, den Journalisten des Landes beizubringen, daß "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" eine bewußt falsche Übersetzung jener "crimes against humanity" ist, derentwegen die Alliierten einige deutsche Vernichtungspolitiker und krieger in Nürnberg angeklagt hatten. Nun ist es ausgerechnet ein Autor der "Tageszeitung", bei dem die Mühen gefruchtet zu haben scheinen. Er schreibt sage und schreibe von "Verbrechen gegen die Menschheit". Wie gern möchte man jubeln, müßte man, den Genius loci bedenkend, nicht fürchten, daß es nur ein Druckfehler war und schon morgen die "crimes against humanity" wieder jene "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" sind, die - das ist der schon von Hannah Arendt genannte Grund der falschen Übersetzung - nicht deutsch und einzigartig waren, sondern täglich an allen Ecken der Welt vorkommen können.

   Korrekt

Jochen Stremmels Kultur-Kolumne "Rektor gar" (KONKRET 11/09), in der Sloterdijk nachgewiesen wurde, den von ihm bemühten Homer nicht gelesen zu haben oder nicht lesen zu können, hat Leser von KONKRET animiert, eine Passage aus Adornos und Horkheimers Dialektik der Aufklärung für Sloterdijks Deutung zu reklamieren ("an KONKRET", 12/09). Ein Leser aus Berlin, der sich Odysseas Bellou nennt und sowohl die Odyssee wie die ganze Dialektik gelesen hat, sorgt in diesem Heft für restlose Aufklärung. Warum also Stremmel in allem recht hatte, steht in "an KONKRET" auf Seite 6.

   Finden Sie den Fehler!

Über Erich Späters "Villa Waigner - Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939-45" (konkret-texte-Band 50, 100 Seiten, 12 Euro) schreibt die Wochenzeitung "Freitag": "Später hat ein außergewöhnlich spannendes Buch geschrieben." In der "Jungen Welt" schreibt Otto Köhler: "Peter Später hat in Prager Archiven recherchiert und berichtet in seinem soeben erschienenen Buch, wie das alles geschah." Das alles wiederum referiert Hugo Köhler spaltenlang, als wär's ein Stück von ihm. Macht nichts, Hauptsache, Späters Wissen kommt unter die Leute.

   Keine Kurskorrektur

Nachtrag zu Gremlizas Kolumne in diesem Heft: "Ich glaube, daß Religion die Grundlage für allgemeinverbindliche, eine Mehrheit erreichende Moralnormen ist", sagt ausgerechnet wer? Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi. Er ist kein Einzelgänger. Auch andere Linke, ehemalige Maoisten, die in jeder Lage einen Gott brauchen, wie immer allen voran, entdecken die Vorzüge des Aberglaubens, und so könnte es sein, daß die Vereinigung aller Linken, deren Zersplitterung immer wieder beklagt wird, in einigen Jahren in der Kirche stattfindet. Und zwar, wenn schon, denn schon, in der katholischen.

   Veranstaltungen

Ende Oktober ist es einer national-sozialistischen Clique in Hamburg gelungen, die Vorführung des Films "Pourquoi Israël" des Regisseurs Claude Lanzmann mit Gewalt zu verhindern. Daraufhin haben die Betreiber des Clubs Uebel & Gefährlich beschlossen, den Film vorzuführen und in einem Podiumsgespräch mit Claude Lanzmann zu diskutieren. Teilnehmen werden dartan der KONKRET-Herausgeber Hermann L. Gremliza sowie der KONKRET-Autor Klaus Theweleit. Die Veranstaltung findet statt am 18. Januar um 19 Uhr im Hochbunker an der Hamburger Feldstraße statt.

Am 28. Januar findet um 19 Uhr im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin (Kleiner Saal, Fasanenstraße 79-80) eine Veranstaltung mit Alex Feuerherdt statt; Thema: "Die Agenda der ›Israelkritiker‹".

Am 31. Januar stellen Bernhard Nette und Stefan Romey in einer Veranstaltung des Konkret-Literaturverlags ihr Buch "Die Lehrergewerkschaft und ihr "Arisierungserbe" vor (siehe dazu KONKRET 6/07 und 1/09): "Arisierung. Die GEW, das Geld und die Moral" - 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36