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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 11 2009

von konkret

   Geldgeber

"Wer das Geld gibt, spielt die Flöte", sagt Ali, bevor man ihm im Deutschkurs für Türken beibringt: "Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird." Was KONKRET betrifft, hat Ali damit nichts Gescheites gelernt. Denn hier bestimmt nicht der Hineinstecker. Hier bestimmt der Herausgeber. Solange er die Musik bezahlen kann, nämlich Löhne, Honorare, Druck und Papier, oder, wenn er's mal nicht kann, ihm jemand hilft. Normalerweise genügt, was die Zeitschrift den Käufern und Abonnenten wert ist. Mitunter, wenn das nicht reicht, ist KONKRET auf die Hilfe von Lesern angewiesen, die sich ihre Lektüre mehr kosten lassen können und auch wollen, als die Verkäuferin im Kiosk verlangt. An solche Leser wendet sich die Anzeige auf Seite 9 der Printausgabe. Der Herausgeber bittet die Leser, die sich einen kleinen Beitrag zur Arbeit der Redaktion leisten könnten, massenhaft den dort angehängten Coupon ausgefüllt an den Verlag zu schicken. Danke.

   Preisträger (1)

In Stuttgart gibt es eine Sporthalle, die nach dem SS-Mann Hanns Martin Schleyer benannt ist, eine SS-Halle sozusagen. In Stuttgart wird auch ein Preis verliehen, der nach dem SS-Mann Hanns Martin Schleyer benannt ist, ein SS-Preis sozusagen. Diesjähriger Träger dieses SS-Preises ist der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl, den die "FAZ" auf einem Bild von 1975 als einen "Vertrauten" des Namensgebers zeigt. Leider war Erich Späters konkret-texte-Band "Villa Waigner - Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939 bis 1945" noch nicht fertig, als dieser Preis am - ausgerechnet - 8. Mai Kohl überreicht wurde, konnte also dem Preisträger nicht pünktlich zur Preisverleihung zugesandt werden. Das hat der Verlag jetzt nachgeholt.

   Zukunftsforscher

Erinnert sich noch irgendwer des Jahres 1987, als für die sogenannte undogmatische Linke aller Strömungen und ihre "Tageszeitung" die Weltrevolution von den Hausbesetzern der Hamburger Hafenstraße ausging? Damals hatte sich KONKRET (mit Gremlizas Kolumne "Alfons und das Chaos") wieder einmal als Spielverderber beliebt gemacht:

"Ob sie eine Perspektive haben? Ich glaube nicht. Ob die eine Zukunft hätte? Ich denke: nein. Doch wenn sie nichts wollten als leben und wohnen in ihrer Hafenstraße, unbehelligt von Bullen und Sozialarbeitern, wären sie immer noch eine Gott und Marx wohlgefälligere Erscheinung als ein sozialdemokratischer Polizeisenator."

Zweiundzwanzig Jahre danach erfährt die Diagnose amtliche Bestätigung: Die Hafensträßler seien, schreibt der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, "inzwischen dort ja ergraut. Ich glaube, das wird gerade ein Seniorenstift." Ihre "Tageszeitung" ist es schon.

   Sprachschützer

Ein Leser, "Onkel Gary", macht darauf aufmerksam, daß KONKRET "in schlechter Gesellschaft" sei. Ein Verein namens "Gutes Deutsch" führt KONKRET in seiner Empfehlungsliste als eine der "Zeitschriften für Politik und Kultur", die der reformierten Rechtschreibung nicht folge. Tatsächlich finden sich da neben dem konservativen "Merkur" und der Modezeitschrift "Lettre International", die in diesem Herbst die Farbe der Saison angelegt hat (Sarrazin), viele braune Blätter ("Mut", "Nation & Europa", "Paneuropa", "Pommern", "Criticon" und so fort). Weil die Deutschtümler auch diesen Satz mißverstanden haben, zitieren sie aus unserer Begründung für die Entscheidung, die alte Rechtschreibung beizubehalten (Literatur Konkret, 2000):

"Das neue Regelwerk als Ganzes schien uns geeignet, dem Volk der Dichter und Denker so glatt am Arsch vorbeizugehen wie das alte, und wie dem Volk den allermeisten seiner Ober- und Unterschriftsteller."

Der Kampf gegen die neue Rechtschreibung gehe, so hieß es weiter, nicht um Orthographie, nicht um Sprache. Er gehe für das deutsche Volk und sein gesundes Mehrheitsempfinden, gegen Aufklärung und die Moderne:

"Die Sache selbst, das neue Regelwerk, spielt bei der Ermutigung der deutschen Schreiber zum Mehrheitswillen ihres Volkes die Rolle, welche die Menschenrechte der ethnischen Albaner bei Deutschlands Ertüchtigung zur kriegführenden Weltmacht gespielt haben."

Man sieht: In schlechter Gesellschaft zu sein, kann den Vorteil bieten, sie direkt vor den Fäusten zu haben.

   Netzaktivisten

Sicher ebenfalls in teilweise schlechte Gesellschaft begibt sich KONKRET durch das Nutzen der Onlineforen Myspace (www.myspace.com/ konkretmagazin), Twitter (http://twitter.com/konkretmagazin) und Facebook (www.facebook.com/pages/konkret/146707588904). Immerhin lassen sich so die etablierten Medien umgehen, die Pressemitteilungen von KONKRET konsequent totschweigen.

   Terminkalender

30. Oktober, Köln, Universität, Hörsaal II: Veranstaltung des Antifa AK Köln zur Geschichte und Zukunft der antinationalen Linken mit Thomas Ebermann, Jutta Ditfurth und der Gruppe Theorie-Organisation-Praxis, Beginn 20 Uhr.

Am 4. November findet in Frankfurt/M. eine Veranstaltung mit Ruben Eberlein statt: "Gibt es emanzipatorischen Widerstand im Nigerdelta? Zwischen staatlicher Repression und privaten Gewaltunternehmen", Faites votre jeu! (Klapperfeldstraße 5), 19 Uhr.

Gerhard Henschel liest aus seinem "Jugendroman": am 18.11. in Zürich, Rote Fabrik, 20 Uhr; am 19.11. in Stuttgart, Literaturhaus, 20 Uhr; am 25.11. in Oldenburg, Exerzierhalle, 20 Uhr.

Christian Y. Schmidt liest aus seinen Bliefen von dlüben: am 14.11. in Rostock, Zwischenbau, 20 Uhr; am 15.11. in Hamburg, Uebel & Gefährlich, 20 Uhr; am 19.11. in Weimar, ACC Galerie, 20 Uhr.

Lesung und Diskussion mit Kay Sokolowsky, Michael Sailer, Mushin Omurca, Margret Spohn zum Thema "Feindbild Moslem": München, 26.11., Vereinsheim (Occamstraße 8).

   Preisträger (2)

Aus gegebenem Anlaß aus der Versenkung aufgetaucht sind einige Exemplare der Rede, die Hermann L. Gremliza zur Verleihung des Karl-Kraus-Preises an Günter Wallraff gehalten hat. Interessenten können diese Rarität, vom Autor signiert, für 30 Euro beim Verlag beziehen.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36