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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 03 2009

von konkret

   "WIR SIND PAPST!"

Das war die Schlagzeile, mit der die "Bildzeitung" die Wahl von Joseph Ratzinger zum "Stellvertreter Christi auf Erden" gefeiert hat. Ob "Bild"-Chef Diekmann, der alle Obsessionen Ratzingers teilt bis auf die eine, die antisemitische, die sein Anstellungsvertrag ihm verbietet, jetzt die Restauflage seiner Papst-Bibel in den Schredder werfen muß? Der KONKRET-Titel dieser Ausgabe und Gremlizas Kolumne zitieren Diekmanns damaliges Hurra heute mit großer Zustimmung: Ja, dieser Papst sind wir, die Deutschen, und wir sind Seine Heiligkeit. Ein vernichtendes Urteil.

   Verlegt

Ein Autor fühlt sich ungerecht behandelt:

"Ihre Autorin Klopp zieht mir in Ihrem Heft eine über den Schädel. Das macht nichts, und es stört mich auch nicht, daß sie das Buch Politik der Paranoia ganz offenbar nicht gelesen hat ... Daß sie Ihren Lesern aber mitteilt, was ich in dem Buch 'Marx für Manager' 'lehrte', ist schon ein starkes Stück vermurkster Recherche. Dieses Buch gibt es nicht, was jede/r Sechsjährige per Google herausfinden hätte können. Weiter viel Spaß mit solchen Autoren!

Ihr Robert Misik"

Misik hat recht: Das Buch gibt es nicht. Und doch ist, was Misik in dem Buch, das nicht erschienen ist, lehrte, nicht unbekannt geblieben:

"Die Zeitschrift 'Capital' und Karl Marx' Hauptwerk 'Das Kapital' haben mehr gemeinsam, als Sie denken. Wie verblüffend aktuell Marx geblieben ist, zeigt Robert Misik in seinem kenntnisreichen und anschaulich geschriebenen Buch. Die moderne Management-Theorie greift in vielem - oft nichtsahnend - auf Marx zurück: Seine Erkenntnis zum Beispiel, daß Entfremdung ein 'Hemmnis der Produktivkräfte' sei, kann man heute in jedem Lehrbuch der Personalführung nachlesen. Das moderne Individuum, das selbstverantwortlich, kreativ und flexibel und teamorientiert arbeiten soll, ist nichts anderes als der Marxsche 'neue Mensch' in anderer Gestalt."

So nämlich hatte Misik sein Buch "Marx für Manager. Was Kapitalisten über ›Das Kapital‹ wissen sollten" (Gebundene Ausgabe, ISBN-10: 3821816260), das es nicht gibt, 2001 vom Eichborn-Verlag ankündigen lassen, was das starke Stück, das Tina Klopp, die Autorin der Kulturkolumne, sich mit den exakt sechs Wörtern (Spalte 2, Zeile 38), mit denen sie Misiks "kenntnisreich und anschaulich geschriebenen" Waschzettel zu Recht abgetan hat, doch in etwas milderem Licht erscheinen läßt. Warum das bereits "kenntnisreich und anschaulich geschriebene Buch" dann doch nicht erschienen sein mag? Zensur? Krise des Kapitalismus? Knatsch mit Eichborn? Oder ist es doch erschienen, aber in einem anderen Verlag unter anderem Titel? Als "Marx für Eilige" (im Aufbau-Verlag)?

   Abgelehnt

Eine andere Autorin hat auch gelernt:

"Zuerst der herzliche Gruß nach Hamburg: Katja Leyrer lebt nicht mehr in Angola, Mosambik oder im Senegal, sondern weitgehend wieder in Deutschland (Dresden). Ich freue mich, daß es KONKRET noch gibt und grüße alle, denen ich in Erinnerung bin. Aus gegebenem Anlaß (lange Jahre weitgehend nicht hier) biete ich keine Artikel an außer gegebenenfalls Rezensionen.

Katja Leyrer"

Leyrers Freude und freundliches Angebot sind das erste Lebenszeichen, das sie nach ihrem letzten im März 1991 an KONKRET gesandt hat:

"An H. L. Gremliza: Herzlichen Glückwunsch zum Karrieresprung in die Etage der Rassisten und Kriegsgewinnler, Norden, Metropole. Karl Kraus dreht sich im Grabe seitdem. Dir wünsche ich ob Deiner Sätze in der März-Kolumne, die lauteten: 'Daß die Partei der Dritten Welt dabei von einem blutigen Diktator vertreten wird, ändert nichts an der Tatsache, daß der Krieg am Golf der erste jener vorhersehbaren Dritte-Welt-Kriege ist, in denen der endlich wiedervereinigte Norden seine Ordnung gegen den Süden durchsetzen und der Süden gegen dieses Diktat rebellieren wird, und zwar unter der Führung von Leuten, die immer weniger an Ernesto Guevara erinnern werden und immer mehr an Idi Amin und Pol Pot; Leuten, die aus Saddams Ende die Lehre ziehen werden, daß der Krieg besser nicht im eigenen Land und in dessen Region geführt, sondern in die Metropolen getragen wird. Was terroristische Kriegsführung vermag, wird sich zeigen, wenn sich nicht versprengte Grüppchen ihrer annehmen, sondern halbe Kontinente: heute ein Giftgasanschlag auf einen Kinderhort in Frankfurt, morgen eine Bombe im Atomreaktor von Stade', daß Leute, die sich an Che erinnern, halbe Kontinente, ob schwarz, ob braun, ob rot, und auch welche von hier, sich Deiner Zeitschrift zuwenden statt der von Dir beschworenen Kindergärten und Atomreaktoren! ...

An Oliver und Theresia und Michael in Wien und Otto Köhler bei Hamburg ... und all die anderen, die im (KONKRET-)Impressum stehen, besonders Ingrid, Georg, Günter, Jan Philipp Reemtsma, Detlef, Thomas, Winfried, und auch nochmal an die "Freien", die nicht im Impressum stehen, aber in den Werbeanzeigen: aufhören, sofort! Kündigen, desertieren, sabotieren, boykottieren!"

Wären Leyrers Wünsche (erst der Verlag in die Luft gejagt, dann die Zeitschrift boykottiert, also wie in Mozarts Entführung: "Erst geköpft, dann gehangen ...") in Erfüllung gegangen, hätte es jetzt des Angebots so wenig bedurft wie seiner freundlichen Ablehnung.

   Nachgehört

Wer nicht lesen will, muß hören. Aufgenommen von Hamburgs Freiem Sender Kombinat (FSK) liest Gremliza seine Kolumnen. Die vom Januar über Keynes und Krieg ist zu hören unter www.freie-radios.net/portal/content.php?id= 25693, die vom Februar über den deutschen Gaza-Krieg unter www.freie-radios.net/portal/ content.php?id=26149 (beide mit einem kurzen Gespräch zum Schluß).

   Veranstaltungen

Stefan Frank, Autor des Buches "What's new, economy? Die Transformation der Weltwirtschaft" (konkret texte 44), analysiert aktuelle Tendenzen der Finanz- und Wirtschaftskrise (siehe Seite 20): am 22. März um 12 Uhr im Naturfreundehaus Köln-Kalk, Kapellenstraße 9a; am 1. April um 20 Uhr im Zielona Gora, Berlin-Friedrichshain, Grünberger Str. 73.

Rayk Wieland liest aus seinem Roman Ich schlage vor, daß wir uns küssen (siehe Seite 48 ff.): am 4. März in Hamburg, Thalia-Theater (Toter Salon), 20.30 Uhr; am 12. März in Leipzig, Café Grundmann, 20.30 Uhr; am 19. März in Köln, Lit Cologne, 19.30 Uhr.

"Die Bulldozer Gottes" - Lesung mit Wenzel Storch (siehe Seite 68 ff.) während der Leipziger Buchmesse: am 13. März in der Schaubühne Lindenfels, Leipzig, Karl-Heine-Str. 50, um 19.30 Uhr; anschließend Filmvorführung "Making ofs ..." (zu seinen Filmen).

Wladimir Kaminer (siehe Aboprämie Seite 19) liest "Unveröffentlicht 2009": am 25. März in Paderborn, Uni, Audimax, 20 Uhr; am 26. März in Münster, Uni, Aula am Aasee, 20 Uhr.

   KONKRET senkt den Preis:

von 5,73 Euro, die das Einzelheft kosten müßte, wenn der Verlag die längst überfällige Anpassung an die gestiegenen Kosten vornehmen würde (die letzte liegt sieben Jahre zurück), auf 5 Euro. Verlag und Redaktion hätten den Leserinnen und Lesern gerne auch diese 20 Cent noch erspart. Der Preis für ein Abonnement bleibt unverändert.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36