Kunst des Zitierens (1)

Kennen Sie André Müller jun.? Aber den muß es geben, warum sonst sollte der Verfasser der Schrift Gespräche mit Hacks 1963-2003 sich "André Müller sen." nennen. Vielleicht aber heißt Müller sen., und der Eulenspiegel-Verlag hat sich bloß verdruckt, auch einfach Müllersen. Dieser Müllersen also notiert unter dem 8. März 1992, Hacks habe gesagt:

"Ich bin sicher, es sind die Biermanns, Heiner Müllers und so weiter, die zuerst in einem neuen Faschismus machen. KONKRET hat sich von der Golfkriegs-Befürwortung nie mehr erholt, und selbst Gremliza reicht da nicht. Er ist ja nie ein Vordenker gewesen."

Unter dem 29. Mai 1999:

"Gespräch über den Krieg in Jugoslawien. Hacks stimmt meiner ironischen Bemerkung zu, diesmal tue Gremliza in KONKRET seine Pflicht, aber unter der Bedingung, der Hauptfeind müsse die Bundesrepublik und nicht die USA sein."

Unter dem 29. November 2000 schließlich:

"Dann kommt Hacks auf Gremliza zu sprechen und sagt: 'Er ist schon sonderbar. Er druckt alle meine Aufsätze gegen die Deutschen in einem Buch und bringt seine Gegenkritik auf der letzten Seite. Es ist unglaublich, was KONKRET für eine Reklame für mich macht.'"

Das kann Hacks aber zu niemandem gesagt haben, auch zu Müllersen nicht, denn ein Buch von KONKRET mit allen Aufsätzen von Hacks gegen die Deutschen gab es leider nie. Was es gab und in Restexemplaren noch gibt, ist Gremlizas Buch "Gegen Deutschland - 48 Nestbeschmutzungen", auf dessen Rückseite Peter Hacks zitiert ist:

"Weil ich bei den Fehlern bin: Gremliza ist, was die Deutschen betrifft, Rassist ... Unstreitig sind die Deutschen Gesindel. Aber sie sind kein schlimmeres Gesindel als die übrigen Personen, die die Erde bevölkern."

Und die Antwort erhält:

"In seinen '48 Nestbeschmutzungen' führt Gremliza den Beweis, daß Hacks irrt und für die Menschheit nur streiten kann, wer es Gegen Deutschland tut."

   Kunst des Zitierens (2)

Ein Leserbrief an die "Frankfurter Allgemeine Zeitung":

"In ihrer Besprechung meines Büchleins über 'Die Linke.' ist Mechthild Küpper an einer Stelle zu freundlich gewesen. Die wunderschöne Formulierung, manche Leute könnten nie begreifen, daß ein 'Mensch von einigem Charakter und Geschmack einfach kein anderes Ziel weiß, als von dieser Gesellschaft ein Leben lang nicht akzeptiert zu werden', ist nicht von mir, sondern - deutlich als Zitat ausgewiesen - von Hermann L. Gremliza.

Georg Fülberth, Marburg"

   Ex & hopp

Eine Leserin, die noch vor wenigen Jahren KONKRET darauf hingewiesen hat,

"daß die USA das sind, was sie immer waren, ein antisemitisches Land (und heute) die Rolle der Deutschen eingenommen haben ... Was aus derartigen Konstellationen wird, habe ich in der Tat gelernt: Faschismus pur",

und noch anno 2003 gerügt hat, daß

"die Gremliza-Kolumnen in billiger Polemik den Antideutschen zum Munde reden",

ist die KONKRET-Leserin Gudrun Eussner, die es inzwischen als Gastautorin auf jene "Achse des Guten" geschafft hat, um die Exspontis, Exkommunisten, Exmaoisten und andere Exen im Netz rotieren. Heute verortet Eussner KONKRET, das ihr stets zu freundlich mit den Amis und den Juden war, auf der ganz anderen Seite:

"Die Mehrheit der Linken blendet den Islam vollständig aus, die Zeitschrift KONKRET ist ein Sammelbecken für diese Blender."

Das heißt, mit seiner Überzeugung kurzen Lernprozeß machen.

   Deutsche Zustände online

Im Oktober startet auf der KONKRET-Homepage (www.konkret-verlage.de/kvv) die Rubrik "No-go-area Deutschland", in der künftig der ganz alltägliche Faschismus dokumentiert wird. Für eine möglichst vollständige Aufzählung können Leser rechtsextreme Vorfälle (mit Quellenangabe) an die E-Mail-Adresse nogoarea_D@web.de melden.

   Veranstaltungen

Sein Buch "'Das kann man nicht erzählen'. ›Aktion 1005‹ - Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten" (konkret texte 46/47) stellt Jens Hoffmann anläßlich der Buchmesse am 16. Oktober um 20 Uhr im Raum 254 im IG-Farben-Haus der Uni Frankfurt, Grüneburgplatz 1, vor.

Gerhard Henschel präsentiert sein Buch "Die Springer-Bibel. Ein Panorama der Mediengeschichte" (konkret texte 48) am 24. Oktober um 20 Uhr in Schwäbisch Hall (Theatersaal im alten Schlachthaus).

Aus ihrem Programm "Bitteres Vergnügen" (konkret texte 45) lesen Thomas Ebermann und Rainer Trampert am 22. Oktober um 20 Uhr in Freiburg (Jos-Fritz-Café, Wilhelmstr. 15).

Einen Christian-Geissler-Abend veranstaltet anläßlich seines Todes die Vers- und Kaderschmiede im Hamburger Polittbüro am 6. Oktober um 20 Uhr.