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36 Jahre Konkret CD

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Heft 08 2008

von konkret

   Deutsch-Nachhilfe

"Tinky Winky, ... , Laa Laa, ... ? Nein, Lala Süsskind!" lautet die Überschrift, unter der sich der Ludwig Watzal, Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung, auf seiner Homepage ausweint:

"Im Zentralorgan der antideutschen Politsekte - KONKRET - findet sich in der Mai-Ausgabe 2008 ein Interview mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlin, Lala Süsskind, das sehr aufschlußreich ist. Es offenbart nicht nur die "intellektuelle" Verfassung der als Stichwortgeber auftretenden Journalisten Hermann L. Gremliza und Tjark Kunstreich, sondern gibt auch tiefere Einblicke in die Denke von Frau Süsskind."

Der der Denker Watzal gratis und so was von franco eine Nachhilfestunde in politischer Bildung gibt:

"Quer zu allen Grundwerten unserer demokratisch verfaßten Gesellschaft (Meinungsfreiheit, Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit) unterhält man sich über mich, einen, der wegen seiner Kritik an den Besatzungspolitiken der USA im Irak und Israels in Palästina ins Fadenkreuz geratenen Mitarbeiters einer oberen Bundesbehörde, der die US-Besatzungsmethoden mit denen der israelischen in den besetzten Gebieten vergleicht, und diese als 'Israelisierung' bezeichnet hat ... Süsskind fährt, wie bestellt"

vom Mossad?

"und vorauszusehen war, sofort darauf ab. Ihre Wortwahl jedoch ist entlarvend. Als man ihr dann auch noch 'das Gefasel von diesem ›Antisemiten‹' vorsetzt und auf die in ihrem Schreiben vom 27. März 2008 an Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble geforderte Entlassung Bezug nimmt, ist Süsskind in ihrem Element und verwandelt mich in einen störenden Gegenstand. 'Zu entfernen, einfach zu entfernen. Schäuble kann doch nicht einen Mann bei sich behalten, der solche Dinge von sich gibt. Das sollte man einsehen und ihn dort entfernen ...' Hat Süsskind schon einmal etwas von Rechtsstaatlichkeit oder, wie es neudeutsch heißt, 'the rule of law' gehört? ... Ist nicht die gebrauchte Terminologie von 'entfernen' in Bezug auf Menschen verräterisch und aufschlußreich zugleich? Im Wörterbuch bedeutet "entfernen" u. a. 'machen, daß jmd./etwas nicht mehr da ist'. Die Synonyme sind noch vielsagender: 'beiseite schaffen, abtransportieren, fortbringen, fortnehmen, fortschaffen, trennen, wegbringen, wegschaffen, abschleppen, davontragen, forträumen, wegräumen, wegwerfen'.

"Vergasen" hat Watzals deutsches Wörterbuch vergessen.

   Geschichtsstunde

Zum Tod von Peter Rühmkorf, in den fünfziger und sechziger Jahren Kulturredakteur von KONKRET, bis 1960 Metzger in "Leslie Meiers Lyrik-Schlachthof", hat die "Tageszeitung" Klaus Hübotter, den Mitbegründer des KONKRET-Vorläufers "Studentenkurier", im Frühjahr 1972 von der Redaktion als Retter der von Röhl heruntergewirtschafteten Zeitschrift gerufen, interviewt und dazu in ein Kästchen die Meldung gestellt:

"Dennoch ging der Verlag (1973) konkurs. Hübotter erwarb aus der Konkursmasse die Namensrechte und gründete mit Hermann L. Gremliza 1974 den Neuen Konkret Verlag, in dem die Zeitschrift seitdem erscheint."

Den Neuen Konkret Verlag hat Gremliza gegründet. Punkt. Klaus Hübotter hat ihm die Nutzungsrechte am Titel KONKRET überlassen - zum Einstandspreis von 30.000 Mark, bezahlbar und bezahlt mit Anzeigenraum, und für das Recht, in jeder Ausgabe einen Text von einer Seite Umfang zu publizieren, wovon Hübotter in den folgenden Jahren zwei- oder dreimal Gebrauch machte. Die ganze Wahrheit ist, wie Hübotter sie 1990 in die Festschrift zu Gremlizas Fünfzigstem setzte:

"Lieber Hermann! Zweimal in meinem Leben habe ich für das 1955 gezeugte Kind Ziehväter gesucht. 1955 fand ich R. und R. (gemeint sind Röhl und Rühmkorf - die Red.), 1973 Dich (entschuldige, daß Du in diesem Zusammenhang in einem Satz mit diesen genannt wirst). Bei Dir ist es besser aufgehoben. Ach was, es ist inzwischen Dein legitimes Kind. Du hast es zu verantworten, im Guten wie im Bösen."

Daß KONKRET schon seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr im Neuen Konkret Verlag erscheint, steht im Impressum und ist daher eine einer Autorin der "Taz" naturgemäß unzugängliche Information.

   Bildungsresistent

Die Redaktion erhält eine Menge unverlangt eingesandter Manuskripte, darunter Anfang Juli dieses aufregende Exemplar:

"Sehr geehrter Herr Gremliza, sehr geehrte Damen und Herren, ich biete Ihnen hiermit 3 Satiren zur Veröffentlichung an. Die 68er, Die 78er und Sex in the City. Bitte rufen Sie mich an damit wir über das Honorar sprechen können. Vielen Dank! Mit freundlichen Grüßen

Iris Ulrike Strenge"

Die beiliegende Satire "Die 68" geht so (Rechtschreibung nach Original):

"Es gibt eine Gruppe, die gerne von früher träumt, damals als sie noch jung waren: Die 68er. Sie schwärmen von alten Zeiten, Damals als sie den Arbeiterkampf verkauften, Hörsäle blockierten, Kommunen in den Großstädten errichteten. Und die Zeit hat ihnen natürlich sehr viel Sinnenfreude bereitet. Und heute? Die einen sitzen nach wie vor in Kneipen, das Hirn ist regelmäßig benebelt, die Denkleistung ist reduziert, das Herz schlägt links und sie träumen von der großen Revolution. Die anderen sind im gehobenen Management tätig oder tragen selbst die Richterroben und fühlen sich etabliert richtig wohl."

Und nun rate man, womit diese Iris Ulrike, die weder schreiben noch sich entscheiden kann, ob sie die Kneipe weniger mag oder den Gerichtssaal, sich ihre Zeit vertreibt. Sie ist, ausweislich des ebenfalls beiliegenden Faltblatts, Kandidatin der CDU zu den Flensburger Kommunalwahlen. Ob Iris Ulrike KONKRET mit den "Bahamas" verwechselt hat?

   Lebenslanges Lernen

Nicht die gestiegene Nachfrage nach Öl und Nahrungsmitteln und damit deren Knappheit ist, wie allgemein angenommen, die Hauptursache für die immense Verteuerung dieser Güter auf dem Weltmarkt, sondern die weltweite Vermehrung der Geldmenge zum Zweck der Stützung ins Schlingern geratener Bankhäuser. Diese These vertrat - ziemlich einsam - Stefan Frank in seinen Beiträgen in KONKRET 6/08 (Nahrungsmittel) und 7/08 (Energie). Ziemlich einsam, aber vielleicht doch nicht ganz vergeblich. Im Juli meldete der "Dow Jones Newswires":

"ROM (Dow Jones) - Der starke Anstieg der Ölpreise ist nach Aussage des Gouverneurs der Banca d'Italia, Mario Draghi, teilweise auf den globalen Liquiditätsüberschuß zurückzuführen. Die überreichliche Liquidität habe zum jüngsten Ölpreisanstieg beigetragen, sagte das Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch bei einer Konferenz des italienischen Bankenverbands in Rom.

Draghi zufolge haben die Zentralbanken mit einer zu lockeren Geldpolitik zur Verschärfung der Lage beigetragen. Untersuchungen der EZB deuteten darauf hin, daß sich rund 25% des Ölpreisanstiegs mit dem Rückgang der Realzinsen seit vergangenem Sommer erklären ließen, sagte der Italiener. Ein Studie der Federal Reserve Bank of Dallas beziffert diesen Anteil auf 20%.

Draghi sagte, daß die EZB alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen werde, mit denen die Inflation im Euroraum auf ein akzeptables Maß reduziert werden könne. Die EZB werde ohne Verzug handeln, um das Risiko zu vermeiden, daß die globalen Energie- und Nahrungsmittelpreisanstiege zu einem Wettlauf von Inflationserwartungen, Lohnforderungen und Preiserhöhungen im Euroraum führten. (Webseite: http://www.ecb.int DJG/DJN/hab/ptt)."

KONKRET wird also vermehrt auch in den Chefetagen der Zentralbanken gelesen? Das ist eine gute Nachricht.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36