Freitag, 29. März 2024
   
Startseite Konkret Hefte Konkret Texte Sonderhefte Konsum Online Konkret Verlag

Das aktuelle Heft



Aboprämie



Studenten-Abo



Streetwear



36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 06 2008

von konkret

   Pressefreiheit

Über den "Busenfreund Eva Hermans" und einen "der einflußreichsten Protagonisten der Männerbewegung", Arne Hoffmann, hatte Magnus Klaue in KONKRET 1/2008 geschrieben, er betreibe nicht nur einen islamophilen Internetblog, sondern habe sich neben Beiträgen für die "Junge Freiheit" sowie "populären Sachbüchern über Masturbation, Sadomasochismus und andere mainstreamkompatible Perversitäten mit dem Pamphlet "Warum Hohmann geht und Friedman bleibt" einen Namen gemacht, in dem er populistische Medienkritik und antisemitisches Ressentiment zu einer vermeintlich ›liberalen‹ Verteidigung von politischer Inkorrektheit und freisinnigem Bürgergeist amalgamiert". Das hat den Hoffmann verdrossen. Er wandte sich mit einer Beschwerde an den Deutschen Presserat. Ende April erhielt er Bescheid:

"Sie (Herr Hoffmann) sahen in dem Artikel eine Durchmischung von Beleidigungen und Schmähkritik sowie mangelhafte Recherche und Ehrverletzungen. Aus unserer Sicht hält sich der Beitrag jedoch in den Grenzen einer zulässigen Meinungsäußerung. Zweifellos handelt es sich um eine äußerst kritische und an vielen Stellen auch sehr pointiert formulierte Beschreibung Ihrer Arbeit und Ihrer Person. Auch eine kritische Bewertung ist jedoch von der Meinungsfreiheit grundsätzlich umfaßt. Entscheidend war für uns im Rahmen der Prüfung, daß der Autor des Beitrages einen sachlich nachvollziehbaren Grund für die öffentliche Auseinandersetzung mit Ihrer Person hatte."

Jetzt hat Hoffmann amtlich, was für einer er ist.

   Tücken des Quellenstudiums

In seinem Beitrag über Lorenz Jäger, den Glossenschreiber vom Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen", hatte Stefan Ripplinger in KONKRET 5/06 geschrieben:

"›Brecht den Stolz der deutschen Frau!‹ - diesen Aufruf von Ilja Ehrenburg lasen die sowjetischen Soldaten in ihren Militärzeitungen", jedenfalls in Jägers gekürzter Version. Tatsächlich lasen sie: 'Brecht den Stolz der germanischen Herrenrasse und nehmt euch ihre Weiber als rechtmäßige Beute', was die Hetze nicht mildert, aber sie doch in einen Zusammenhang stellt. Doch Jäger ist an einem ganz anderen Zusammenhang interessiert: 'Im Osten Deutschlands wurde besetzt, vergewaltigt, demontiert, verschleppt; eine neue Diktatur wurde etabliert, die der sowjetischen Militäradministration zu Diensten war. Und auch das ist kein Geheimnis: Wer die deutschen Helfer waren und warum sie sich bei der Bevölkerung verhaßt machten.' Aus diesem Grund müsse der Antrag der Schweriner PDS abgelehnt werden, den 8. Mai zum Gedenktag auszurufen. Denn wenn 'der Antrag durchkommt, ist mit einem Streich die SED-Herrschaft rückwirkend gerechtfertigt'. In Jägers Sicht haben die Kommunisten bei der Vergewaltigung deutscher Mütter Schmiere gestanden und der Umwälzung der natürlichen deutschen Ordnung Vorschub geleistet. Daß vorher ein Krieg stattfand und Millionen in den KZ umkamen, erwähnt er mit keinem Wort; auch hier macht er Wirkungen zu Ursachen."

Was Ripplinger nicht wußte: daß Jäger nicht nur ein Zitat sinnentstellend gekürzt hatte, sondern ein von der NS-Propaganda erfundenes Zitat, auf das Ehrenburg bereits im November 1944 in einem Beitrag der "Krasnaja Zwezda" unter dem Titel "Spaziergänge durch Fritzlanden" geantwortet hatte: Flugblätter solcher Art seien perfide Fälschungen, nicht durch "Gretchen" werde der Sowjetsoldat angelockt, sondern durch jene "Fritzen", die sich an russischen Frauen vergriffen hätten und mit denen es kein Erbarmen geben werde. Deutsche Frauen, so Ehrenburg weiter, lösten nur ein einziges Gefühl aus, das des Ekels: "Wir verachten sie, weil sie die Mütter, Frauen und Schwestern von Henkern sind ... und brauchen keine blonden Hyänen. Wir gehen nach Deutschland wegen etwas anderem: wegen Deutschland selber ..."

   Sehergabe?

Manchmal erfüllen sich Prognosen so schnell, daß sie kaum noch von Nachrufen zu unterscheiden sind, wie im Fall dieser Vorhersage aus Gremlizas Kolumne im Mai:

"Wenn morgen der Verkauf der Industrial and Commercial Bank of China an die Deutsche Bank dran hinge, müßte Kanzlerin Merkel ihren geliebten Herrn Gyatso im Vorzimmer warten lassen, bis er schimmelt."

Zwei Wochen später und ohne daß es der Lockung mit einem Bankverkauf bedurft hatte, mußten die deutschen Zeitungen klagen:

"Berlin - Der Dalai Lama kommt am Freitag für vier Tage nach Deutschland. Dabei hat das geistliche Oberhaupt der Tibeter einen randvollen Terminkalender, ein Programmpunkt allerdings fehlt bei dem Besuch: Ein Treffen mit Mitgliedern der Bundesregierung ist nicht vorgesehen. Regierungschefin Angela Merkel (CDU), die den Dalai Lama im September empfangen hatte, weilt in Lateinamerika."

Sie entfloh, wie Christian Morgensterns Architekt des Lattenzauns ("ein Anblick gräßlich und gemein"), "nach Afri- od. Ameriko".

"Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) entschied sich gegen eine Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger und zog sich damit den Zorn von Union und Opposition sowie von Menschenrechtlern zu. Auch Bundespräsident Horst Köhler mußte 'aus terminlichen Gründen' passen."

Die Menschenrechtler durften derweil draußen spielen:

"Auf seiner Reise mit den Stationen Bochum, Mönchengladbach, Nürnberg, Bamberg und schließlich Berlin wird er Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Vertreter des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe treffen. CSU-Chef Erwin Huber merkte an, er habe vom Außenminister 'mehr Courage' erwartet. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch fürchtet gar, die Absage könne in China den Eindruck erwecken, 'die Menschenrechtsfrage sei doch nicht so ein zentrales Anliegen der Bundesregierung'."

Das sollten die Chinesen nicht gleich gewußt haben? Seltsames Volk.

   Tücken der Geographie

Leider ist dem Redakteur bei der Bearbeitung von Colin Goldners Artikel über den Herrn Gyatso (KONKRET 5/08) ein Fehler unterlaufen: Die "SVP", mit welcher der Dalai Lama Kontakte geknüpft habe, hat er als "Schweizerische Volkspartei" dechiffriert. Richtig wäre und von Goldner gemeint war die Südtiroler Volkspartei.

   Tourdaten

Lesereise I: Günter Amendt liest aus seinem neuen Buch Die Legende vom LSD (Zweitausendeins): am 2.6. in Marburg, Buchhandlung Arcularius, Barfüßerstraße 46, Beginn 20 Uhr; am 3.6. in Tübingen, Osiandersche Buchhandlung, Wilhelmstr. 14, Beginn 20 Uhr; am 5.6. in Karlsruhe, Jugendbegegnungszentrum, Kronenplatz 1, Beginn 20 Uhr.

Lesereise II: Gunnar Schubert liest aus seinem Buch Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfer-Mythos wurde (konkret texte 42): am 11.6. in Mainz, Haus Mainusch, Staudinger Weg 23, Uni-Campus, Beginn 19 Uhr; am 12.6. in Trier, Universität, Raum B22, Beginn 18 Uhr; am 13.6. in Saarbrücken, Buchhandlung Hofstätter, Johannisstraße 3, Beginn 20 Uhr.

   ... demnächst auch in Ihrer Stadt?

Wie "Heuschrecken", Dollarverfall, Immobilien- und Rohstoffboom, Bankenkrise und Lebensmittelpreise miteinander zusammenhängen, erklärte KONKRET-Autor Stefan Frank am 17. April in der Buchhandlung Hofstätter in Saarbrücken anläßlich der Präsentation des von ihm herausgegebenen Bandes "What's new, economy? Die Transformation der Weltwirtschaft" (konkret texte 44). Stefan Frank steht für Lesungen zur Verfügung; Interessenten melden sich bitte beim Verlag.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36