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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 04 2008

von konkret

   Diskussion & Praxis

Als praktische Konsequenz der Diskussion über "Rebellion und Verbrechen" Ende Januar im Hamburger Polittbüro (KONKRET 3/08) entstand dieser Aufruf:

"Keine Beugehaft für Christian Klar, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt! Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshof hat auf Antrag der Bundesanwaltschaft entschieden, die drei ehemaligen Mitglieder der RAF Brigitte Mohnhaupt, Knut Folkerts und Christian Klar in Beugehaft zu nehmen, um sie zu Aussagen über das Attentat auf den Generalbundesanwalt Buback zu zwingen.

Mohnhaupt, Folkerts und Klar waren auf Antrag derselben Bundesanwaltschaft wegen des Attentats verurteilt worden und 24 bzw. 18 Jahre inhaftiert oder sind, wie Christian Klar, seit über 25 Jahren in Haft - lange Zeit in Isolation.

Die Beugehaft wird begründet mit Behauptungen des wegen Beteiligung an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer verurteilten Peter-Jürgen Boock, er habe gehört, es sei Stefan Wisniewski gewesen, der die tödlichen Schüsse auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback abgegeben habe.

In diesem Zusammenhang taucht eine Akte des Bundesamts für Verfassungsschutz aus dem Jahr 1982 auf, derzufolge eine RAF-Gefangene die "sichere Beweislage" der Strafverfolgungsbehörden widerlegt habe, mit der die Verurteilung von Folkerts, Mohnhaupt und Klar vom Oberlandesgericht Stuttgart begründet worden war.

Die Bundesanwaltschaft mußte inzwischen einräumen, bereits 1982 durch den Verfassungsschutz von dieser Aussage unterrichtet worden zu sein. Bundesinnenminister Schäuble hat dennoch die 26 Jahre alte Akte im Januar 2008 sperren lassen, weil ihre Veröffentlichung "dem Wohle des Bundes oder eines Landes Nachteile bereiten würde".

Wir, die Unterzeichner, halten es für den Ausdruck eines unerträglichen Zynismus, wenn ein Staat, der ihm vorliegende Erkenntnisse jahrzehntelang vertuscht hat und noch heute vor der Öffentlichkeit verbirgt, seiner Justiz erlaubt, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt nach jahrzehntelanger Haft wieder einzusperren und die jetzt schon über 25 Jahre andauernde Inhaftierung von Christian Klar zu verlängern.

Wir sind der Auffassung, daß nach über 30 Jahren eine politische Aufarbeitung dieser Auseinandersetzung möglich sein muß."

Unter den ersten 300 Unterzeichnern sind Dario Azzellini, Peter O. Chotjewitz, Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Doris Gercke, Hermann L. Gremliza, Bettina Hoeltje, Lisa Politt, Karl Heinz Roth, Rocko Schamoni, Ralf Sotscheck, Roger Willemsen. Wer den Aufruf unterschreiben möchte, erkläre dies per Mail an unterschrift@bellastoria.de oder an Bündnis gegen Beugehaft, c/o Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg.

   Tribute to '68

Aus Anlaß eines Jubiläums, das im hiesigen Kulturbetrieb bereits allerlei Geräusch verursacht hat, dokumentiert KONKRET in den nächsten Heften Texte, die in den politischen Debatten jenes Jahres eine besondere Rolle gespielt haben, und fragt nach ihren etwaigen Folgen: "'68 - What's left?" Den Anfang macht, kommentiert von Ilse Bindseil, ein legendäres Flugblatt des Frankfurter Weiberrats (S. 22).

   Spätfolgen

Die österreichische Zeitschrift "Falter" hat ihren Bundeskanzler Alfred Gusenbauer nach "wichtigen Lehrern" seiner Jugend gefragt. Antwort des austrosozialistischen Arbeiterführers:

"Es war eine Mischung von vielem, einerseits das Parteiumfeld, andererseits das, was in der SJ en vogue war, die Otto-Bauer-Seminare. Dann waren wir in einem engen Zusammenhang mit der deutschen Diskussion, völlig klar, daß wir "spw" ("Sozialistische Politik und Wirtschaft") und "Sozialismus", das andere Monatsorgan, regelmäßig gelesen haben. Dann natürlich Hermann M. Gremlizas KONKRET."

Der aber weder so heißen noch für die Spätfolgen der Lektüre verantwortlich gemacht werden will.

   Wo Arno Schmidt irrte

Beifall auf allen Plätzen für Wenzel Storchs Karl-May-Geschichten (KONKRET 2 und 3/08). Wie in den "Diskussionsforen der Karl-May-Stiftung":

"Wenzel Storch ist eine passende Ergänzung in der Armee von Karl-May-Connaisseurs. Es tut wohl, mal das ganze ohne "Ich-bring-mich-gleich-um" anzusehen."

Oder in "Asml-News - Neuigkeiten und Informationen zu Arno Schmidt und Umfeld":

"Wenzel Storch erzählt in KONKRET sehr amüsant ein wenig über Karl Mays Leben & Werk. Da heißt es dann auch sehr treffend:

'Schuldlos losgetreten hat die Forscherlawine in den sechziger Jahren Arno Schmidt mit Sitara und der Weg dorthin. Schmidts Studie über Wesen, Werk & Wirkung Karl Mays bleibt bis heute die beste Untersuchung zum Thema, nicht zuletzt, weil Schmidts Forschungsergebnisse möglicherweise einfach Quatsch sind.'"

Eine Antwort:

"Genau. Wie die Etymtheorie eben auch (= einfach Quatsch). Was aber gar nichts ausmacht, wenn man diese Dinge als Spielmaterial im Schmidtschen Werkkosmos begreift. Ich habe 'Sitara' vor 20 Jahren ohne wissenschaftlichen Gewinn, aber mit ungeheurem Spaß gelesen."

Und zwar über die von Schmidt in Mays Landschaftsschilderung entdeckten sexuellen Körperwelten. Schon bei Erscheinen des Buchs (1963) hatte der Rezensent Victor Pfaff in den (von einem späteren KONKRET-Herausgeber redigierten) Tübinger "Notizen" den holden 'Sitara'-Quatsch in der Formel festgehalten: "Phallische Lustbäume lümmeln an liebreizenden Leibritzen."

   Meinungsfreiheit

Mir ist manches schon passiert (singt der Oberst Ollendorf in Millöckers "Bettelstudent").

"Lieber Herr Gremliza!

Wir von der Tageszeitung "Neues Deutschland" debattieren jeden Freitag sich aus der Aktualität ergebende Themen. Ich als verantwortlicher Redakteur würde in einer meiner kommenden Debatten den Abschied Fidel Castros vom Amt des kubanischen Regierungspräsidenten kritisch diskutieren ... Auf der Debattenseite werden i.d.R. zwei konträre Positionen im 'Pro/Kontra'-Stil gegeneinander gehalten. Ich als Redakteur verändere die mir gelieferten Beiträge nicht. Sie betragen i.d.R. um die 6.000 (inkl. Leerzeichen) Zeichen.

Ihre Position würde eine Öffnung Kubas befürworten. Das bedeutet nicht, daß Sie, ähnlich wie die USA oder analog zu ihr, das Ende der kubanischen Revolution fordern. Allerdings würden Sie sich eher kritisch zum bisherigen Kurs Kubas äußern und Veränderungen, möglicherweise wirtschaftlicher Art, in Betracht ziehen. Als ein möglicher Kontrapart zu Ihnen denke ich an jemanden aus der Kuba-Solidarität. Es empfiehlt sich meines Erachtens, eine eher orthodoxe Position, die ähnlich wie damals in der DDR, seine Solidarität zum Karibikstaat ausdrückt, auszuwählen.

Bisher steht noch kein Termin fest. Voraussichtlich werde ich Ende März (21.) die Debatte führen und würde mich sehr freuen, wenn Sie mit der genannten Position an ihr teilnehmen könnten. Als Beispiel einer Debatte sende ich Ihnen zwei meiner letzten Seiten zur Orientierung als Anhang zu.

Vielleicht rufen Sie mich in der Redaktion an, damit wir uns unverbindlich über den Sachverhalt unterhalten können ...

Viele Grüße

Christian Klemm, 'ND'-Redaktion"

Aber so etwas noch nicht, aber so etwas noch nicht, aber so etwas, so etwas, so was nicht! Ende vom Lied.

   Hören & Sehen

"Bitteres Vergnügen" - Thomas Ebermann und Rainer Trampert gehen mit ihrem neuen satirischen Leseprogramm auf Tournee. Am 19. April machen sie im AZ-Conni in Dresden Station (Rudolf Leonhard-Str. 39, 20 Uhr). Als konkret-texte-Band 45 ist dieses Programm soeben auf einer Doppel-CD erschienen. Sie kann für 15 Euro (+ Porto) beim Verlag und im Buchhandel bestellt werden.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36