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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 06 2007

von konkret

   Die Kunst des Zitierens

"Zu Hitler fällt mir nichts ein" oder, noch schöner: "nichts mehr ein", soll, nach Angaben des deutschen Feuilletons, Karl Kraus 1933 gesagt haben, weil er sein ganzes Pulver bereits auf die Republik verschossen gehabt habe. Es war Jochen Stremmel, der in seiner Untersuchung Dritte Walpurgisnacht - Über einen Text von Karl Kraus zwanzig Beispiele zitiert hatte, wie Hermann Kesten, Hans Habe, Fritz J. Raddatz, Werner Ross, Manès Sperber, Günter Zehm, Johannes Gross und andere sich den Kraus für ihre Bedürfnisse zurechtgedichtet hatten. "Mir fällt zu Hitler nichts ein", hatte Kraus geschrieben und mit diesem Satz ein Werk von 291 Druckseiten eingeleitet, das schon 1933 alles Wissenswerte über die folgenden zwölf Jahre wußte und bis heute das eindrucksvollste Zeugnis ist, was Sprachkritik vermag, wenn sie nicht in die Hand von Nachhilfelehrern wie Wolf Schneider oder Scherzkeksen wie Bastian Sick fällt.

Es kommt aber leider noch schlimmer: Als KONKRET im Juni 1983 in den "Kulturnotizen" Stremmels Beispielsammlung referierte, zitierte der Verfasser den Kraus-Satz wie? Man glaubt es nicht: "Zu Hitler fällt mir nichts ein." In seiner "Republik" hatte Uwe Nettelbeck den Rein-Fall des Kraus-Verehrers Gremliza im Mai 1984 publik gemacht:

"Daß er, weil's immerhin einmal im Monat pressiert, nicht jeden Dreck, den er sich redigieren läßt, liest, ehe er ihn herausgibt, ist ja verständlich, aber verbunden mit der Fähigkeit, ihn im Gedränge zwischen seiner rechtschaffenen Meinung vorn und einer leicht versteiften Nachempfindung mit naturgemäß beschränkter Haftung hinten nicht für möglich oder läßlich und sich selbst, verkappt als braver Junge, für aus dem Schneider zu halten, doch ein erstaunlicher Fall von Tradition, auch ganz abgesehen von dem besonderen, daß die ausgerechnet auch hier passierte Variante der in Fleisch und Blut übergegangenen Reihenfolge wie befohlen unberichtigt stehengeblieben ist bis auf den heutigen Tag."

Schlimmer: bis zum heutigen Tag, noch 23 Jahre länger, und damit ein letztes Mal ein halbes Jahr zu lang für Uwe Nettelbeck.

   Sprungbrett KONKRET, 1. Folge:

Im Internet lesen wir über Professor Peter Wippermann:

"Nach einer Schriftsetzer-Lehre und Tätigkeit im Grafik-Design Studio seines Vaters wurde er Art Director beim Rowohlt-Verlag und beim "Zeit-Magazin". 1988 gründete er gemeinsam mit Jürgen Kaffer und Peter Kabel das Büro Hamburg der Gesellschaft für Kommunikationsdesign. Ab 1990 war er Herausgeber des Zukunftsmagazins "Übermorgen" des Zigarettenherstellers Philip Morris, für dieselbe Firma konzipierte er die Zukunftsevents 'Talk with Tomorrow'. 1992 gründete er gemeinsam mit Matthias Horx das Trendbüro Hamburg, ein Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel. 1993 wurde er Professor für Kommunikationsdesign an der Universität Essen. Seit 2001 ist er im Beirat von Hamburgunddesign. 2002 Mitgründer der Lead-Academy für Mediendesign und Medienmarketing. Peter Wippermann ist seit 2003 im Beirat von Bayerndesign und entwickelte 2005 gemeinsam mit Stefan Landrock die preisgekrönte Webseite www.designklicks.de. Seit 2006 Mitglied der Jury des Scientific Awards der BMW Group."

Doch nichts kommt von gar nichts, auch nicht die Professur für Kommunikationsdesign. Bevor er nämlich bei Rowohlt eine Art Direktor wurde, hatte sich Wippermann sein Geld schon einmal mit Kommunikationsdesign verdient: 1979/80 als Layouter bei KONKRET.

   Veranstaltungen mit KONKRET-Autoren:

Horst Tomayer und Hermann L. Gremliza treten als "sehr gemischtes Doppel" am 1. Juni um 20 Uhr im DGB-Bildungszentrum Hattingen auf.

Gunnar Schubert stellt in der Vers- und Kaderschmiede des Hamburger Polittbüros (Steindamm 45) sein Buch "Die kollektive Unschuld - Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos" wurde (konkret texte 42) vor: am 3. Juni, 20 Uhr; mit Nachfragen, Kritik, Ergänzungen von Thomas Ebermann.

Andrei Markovits, Autor des Buches "Amerika, dich haßt sich's besser" (konkret texte 40), hält am 19. Juni im DAI Amerika-Haus in Nürnberg einen Vortrag zum Thema "Antiamerikanismus und Antisemitismus", Beginn 19.30 Uhr.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36