Lesen, was andere nicht verstehen wollen – oder können

Klaus Hübotter, 1955 Gründer des KONKRET-Vorläufers "Studentenkurier", heute Bauunternehmer, hat die "Bremer Auszeichnung für Baukultur" erhalten. Aus diesem Anlaß weiß die "Taz" zu berichten:

"Daß er mit Hermann L. Gremliza, dem heutigen (KONKRET-)Herausgeber, schwer über Kreuz liegt, ist wiederum bezeichnend: Gremliza hat sich für die US-Intervention im Irak stark gemacht - eine für Hübotter völlig inakzeptable Position."

So kommt man ins alternative Geschichtsbuch - mit einem Votum, das im März 2003 so gelautet hatte:

"Auch die USA schienen sich ihrer Sache nicht mehr ganz sicher. Allein, nur gestützt von einem britischen Premier, der sich weit über seine Verhältnisse bläht, gegen den Rest der Welt - das kann teuer werden ... Gleich wie der Krieg um den Krieg ausgehen mag: mit einer diplomatischen Katastrophe für die USA, die ihn nicht führen dürfen, oder mit der politischen Niederlage, daß sie ihn allein führen müssen (nämlich in exklusiver Gesellschaft des Staatsmanndarstellers Blair) - Deutschland ist in jedem der Fälle guter Hoffnung. Auf Sieg. Und verlangt, wie alle Schwangeren, äußerste Schonung. Vom Irak, von den ungezählten Verbrechen, die das Regime Saddam Husseins angerichtet hat und noch anzurichten droht, darf am Friedenslager nicht gesprochen werden. Wer es dennoch tut, ist ein Kriegstreiber. Da mein diesbezüglicher Ruf hinreichend ruiniert ist, kann ich's ja sagen: Wäre gewährleistet, daß Saddam Husseins Regime beseitigt und durch ein menschenfreundliches ersetzt werden könnte, ohne fünfzig-, hunderttausend oder mehr Iraker kollateral umzubringen und zugleich an anderen Orten andere Monster zu entfesseln, hätte ich keinen Einwand."

Konjunktiv. Ein Glück, daß Hübotter besser baut als liest. Andere können nicht mal zwei Steine aufeinandersetzen, wie die Verfasser der Internetsite "Chefduzen - Das Forum der Ausgebeuteten", die gegen "Kriegsapologeten" ins Feld ziehen:

"Es ist still geworden um die Schwätzer, die noch von anno dunnemals in dem Ruf stehen, ‚links' zu sein. Sie haben sich längst eingerichtet und sind dem herrschenden System in den Arsch gekrochen. Sie waren sich nicht zu schade, den Angriffskrieg auf den Irak gutzuheißen. Wolf Biermann, Hermann L. Gremliza und Hans Magnus Enzensberger haben es natürlich nicht nötig, sich für eine ‚Fehleinschätzung' zu entschuldigen, voll mit irre teurem Rotwein torkeln sie zur Entgegennahme von Literaturpreisen, während Büchner im Grabe rotiert. Der deutsche Kulturbetrieb funktioniert wie geschmiert!"

Wann Arschkriecher Gremliza sich nicht zu schade war, von Enzensberger den Wolf-Biermann-Preis (oder von irgendwem irgendeinen anderen) entgegenzunehmen, verschweigt der Ausgebeuteten Höflichkeit.

   Wikipedia leistet Aufklärungsarbeit

Gunnar Schubert, sagt Wikipedia, die Internet-Enzyklopädie, "ist langjähriger Mitarbeiter der Monatszeitung KONKRET. 2006 veröffentlichte er im Konkret-Verlag ‚Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde'. Diese Schrift, die sich mit der Rezeption der alliierten Luftangriffe auf Dresden im Jahre 1945 auseinandersetzt, erregte vehemente Kritik insbesondere aufgrund der Tatsache, daß der Autor den Toten der Bombardierungen der sächsischen Metropole mit Ausnahme von Verfolgten des NS-Regimes, Kriegsgefangenen und Kindern den Opferstatus abspricht und deshalb als einer der wenigen Vertreter der Kollektivschuldthese an den Verbrechen des Dritten Reiches einzustufen ist." Der Vertreter der Kollektivschuldthese geht mit seiner kollektiven Unschuld weiterhin auf Lesereise. Wer an einer Veranstaltung mit Schubert interessiert ist, melde sich bitte beim Verlag.

   Veranstaltungen mit Konkret-Autoren

"Das Gesamtwerk: Blauwal meets Blauwal. Ein Abend an Tegernseer Kaminen"

Lesung mit Hermann Peter Piwitt und Horst Tomayer: Mittwoch, 21. März, im Polittbüro, Hamburg, Steindamm 45, 20 Uhr.

Marburg: Am 26. und 27. Februar führt das Büro für außergewöhnliche Maßnahmen eine Gegenveranstaltung und Demonstration zur Verleihung der philosophischen Ehrendoktorwürde an Helmut Schmidt durch. Näheres ist bei 4dissident@gmx.de zu erfahren.

Yaacov Lozowick, Archivdirektor der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und Autor des Buches "Israels Existenzkampf" (Konkret Literatur Verlag, siehe KONKRET 9/06), kommt zu einer Veranstaltungsreihe (Lesung mit Diskussion) nach Deutschland. Termine: 13.3. Hamburg, Katholische Akademie, Herrengraben 4, 19 Uhr; 14.3. München, Jüdisches Zentrum Jakobsplatz, 20 Uhr; 15.3. Rostock, Heinrich-Böll-Stiftung, Mühlenstr. 9, 19.30 Uhr; 16.3. Hannover, Üstra-Remise, 19 Uhr; 18.3. Frankfurt, ZJD-Haus, Falkensteiner Str. 1, 20 Uhr; 19.3. Bremen, Plantage 13, 20 Uhr; 20.3. Saarbrücken, Galerie im Filmhaus, Mainzer Str., 20 Uhr.

   Vorankündigung: KONKRET als Hörbuch

Beginnend mit Heft 5/07 kann KONKRET auch als Hörbuch (auf CD) abonniert werden - zu den gleichen Konditionen wie das gedruckte Heft (Abo-Preise siehe Seite 7). Sämtliche Textbeiträge werden eingelesen. KONKRET als Hörbuch bietet ein besonderes Schmankerl: Horst Tomayer und Hermann L. Gremliza lesen ihre Beiträge (Ehrliches Tagebuch und Kolumne) selbst. Abonnements für die KONKRET-Hörbuch-Edition können ab sofort abgeschlossen werden (verlag@konkret-magazin.de).