Eines der Signale, das das bedenklichste unter den Völkern nicht hören will, kommt seit 30 Jahren aus Hamburg. Dort begründete im Oktober 1974 Hermann L. Gremliza die Zeitschrift KONKRET, die im Jahr zuvor ihr Erscheinen hatte einstellen müssen, aufs neue. In KONKRET kamen in den letzten drei Jahrzehnten jeder Autor und jede Autorin zu Wort, die Nennenswertes zur Aufklärung über die herrschenden Verhältnisse und zum Streit der Aufklärer beizutragen hatten, das Verzeichnis der Autoren liest sich wie ein Who is who der Linken, die Liste der ehemaligen Autoren als Hitparade der Wendehälse (Biermann, Blüm, Enzensberger, Schröder, Schwarzer, Schily, Walser).

Die dreißigjährige Geschichte von Gremlizas KONKRET ist keine Ruhmestafel. Mal hat das Blatt den falschen Ton getroffen, mal aufs falsche Pferd gesetzt, mal das Maul zu voll genommen. Die Backen zusammengekniffen aber hat es nie, und der Versuchung, seine Meinung meistbietend zu verkaufen, hat es widerstanden. Ein Geschäft konnte KONKRET dabei nicht werden, die Illusion, die Zeitschrift könne die Verhältnisse zum Tanzen bringen, hat der Herausgeber früh verworfen. Ihm genügt, daß in KONKRET gesagt wird, warum die Menschen auf dieser Erde elender leben als nötig wäre, welche Rolle das Kapital, besonders aber der deutsche und "wahre" Kapitalismus dabei spielt, und wie dessen Meinungsfabrikanten in Presse, Funk und Fernsehen dafür sorgen, daß sich daran nichts ändert, schon gar nicht zum Besseren.

Bei alledem ist KONKRET die größte linke Publikumszeitschrift des Landes geblieben. Auch im nächsten Jahrzehnt wird ihr Motto lauten: In dubio contra - im Zweifel gegen Deutschland.

Aus Anlaß des 30. Jahrestags der KONKRET-Neugründung druckt der Verlag ein Plakat mit ausgewählten Titelseiten aus den vergangenen drei Jahrzehnten. Das Plakat hat das Format Din A1 und kann für 6,50 Euro (Vorkasse, am besten Briefmarken) beim Verlag bestellt werden.

Der nächsten KONKRET-Ausgabe beigeheftet wird das Literatur-Sonderheft zur Frankfurter Buchmesse: 36 Seiten zum Thema "Ab nach rechts: Mit der DDR ins neue Deutschland - eine Bilanz 15 Jahre nach dem Mauerfall".