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36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 08 2003

von konkret

   Zweierlei Israel?, der konkret-texte-Band, in dem der jüdische Marxist und israelische Staatsbürger Moshe Zuckermann, Historiker an der Universität Tel Aviv, den KONKRET-Autoren Ebermann, Weiß und Gremliza Auskunft über Politik und Gesellschaft seines Landes gibt, hat ein seltsames Echo gefunden. Blätter und Redaktionen, die sich sonst in ihrer Kritik an Israel besonders gern bei dem vermeintlichen Kronzeugen Zuckermann bedienen, sind - bis auf die "Frankfurter Rundschau", die es aber auch besser gelassen hätte - dem Buch aus dem Weg gegangen. Die kleineren linken Blätter haben - von den rühmlichen Ausnahmen der "Jungle World" und der Zeitschrift des "IZ3W" abgesehen - das Ansehen ihres Zuckermann dadurch gemehrt, daß sie die Ansichten seiner Diskussionspartner niedergemacht haben. Eine Erklärung, warum Zuckermann es für wert erachtete, mit Typen wie diesen drei Tage lang zu debattieren, mußten sie ihren Lesern natürlich schuldig bleiben. Inzwischen hat Moshe Zuckermann in Begleitung je eines oder zweier der drei Fragesteller sein Buch in zehn deutschen Städten vorgestellt, zuerst in Hamburgs stinkbürgerlicher Patriotischer Gesellschaft, zuletzt im Berlin-Kreuzberger Szeneschuppen SO 36. Die 450 Zuhörer, die dessen Raum faßte (weitere 70 fanden keinen Platz), mußten am Eingang eine ungewöhnliche Sicherheitsprozedur über sich ergehen lassen. Erlebnisse beim Kleben von Ankündigungsplakaten hatten eine gewisse Vorsicht nahegelegt. KONKRET bittet um Verständnis.

   Ein Schreiben an die "Chefredaktion KONKRET" auf halbem Weg vom Briefkasten zum Papierkorb:

"Sehr geehrter Herr Schneider, das vielfältige, bundesweite Gedenken an den 50. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR stieß auf einen ebenso erfreulichen wie unerwartet großen öffentlichen Widerhall. Die bundesdeutschen Medien haben sich des Themas seit Monaten in beispielhafter Weise angenommen und damit einen eminent wichtigen Beitrag zur historischen Selbstverständigung der bundesdeutschen Vereinigungsgesellschaft geleistet. Ich möchte Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen hierfür herzlich danken!"

Da nich für, wie wir an der Küste sagen.

"Die 1998 vom Deutschen Bundestag gegründete Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sieht sich in der Verantwortung, das Gedenken an diese - wie es der Bundespräsident am 17. Juni zu Recht formulierte - Wegmarke der deutschen und europäischen Freiheitsgeschichte auch über den Jahrestag hinaus zu befördern. Sie will dies u.a. dadurch tun, indem sie die Vielfalt der medialen Beiträge zum Thema Juniaufstand"

nicht zu velwechsern mit Oktoberrevolution

"möglichst vollständig in ihrem Archiv verwahrt ... Ich wäre Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Ihr Haus uns die - möglichst - komplette, eigene Berichterstattung zum Juniaufstand 1953 kostenfrei zur Verfügung stellen würde.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Rainer Eppelmann"

Den gibt's also auch noch. Wie sagen wir's nun aber dem Herrn Pastor? Vielleicht so: Die Redaktion wird der historischen Tatsache, daß die Teilnehmer des Juniaufstands wie die Deutschen des Jahres 1953 insgesamt zu zirka 95 Prozent aus Wählern der NSDAP, gerade von ihren Heldentaten aus Leningrad, Lidice, Oradour, Distomo, Theresienstadt, Auschwitz und so weiter zurückgekehrten Männern der Wehrmacht, der SA, der SS, der Hitlerjugend, der Reichsarbeitsfront, des Reichsnährstandes, des NS-Rechtswahrerbundes oder des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps und aus Frauen der NS-Frauenschaft bzw. des Bundes Deutscher Mädel bestanden, stets ein mahnendes Gedenken bewahren. Und niemals vergessen, daß das Volk, das am 17. Juni 1953 aufgestanden ist, vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 keine Sekunde daran gedacht hat, sich zu erheben und nicht immer nur die rechte Hand. Und bedauern, daß der Tag, an dem der Aufstand dieser Volksgenossen niedergeschlagen wurde, keine Wegmarke der europäischen Freiheitsgeschichte werden durfte.

   Daß auch die Erfinder des Ratespiels Wer wird Revolutionär? Das erste Quiz für rote Socken, das Martin Krauß in KONKRET 7/03 vorstellte, nicht unfehlbar sind, fiel der Redaktion erst mit Verspätung auf. In der von Krauß zitierten Frage "Unter welchem Titel erschien die Zeitschrift KONKRET bis zur Augustausgabe 1955?" (richtige Antwort: c. "Studentenkurier") stimmt das Datum nicht. Der "Studentenkurier" erschien bis Oktober 1957. Bis sie Revolutionäre geworden sind, müssen die roten Quizmaster noch ein wenig üben - und, mit Brecht, daran denken, daß eine richtige Frage mitunter wichtiger ist als eine richtige Antwort.

   Das sehr Gemischte Doppel aus Hermann L. Gremliza und Horst Tomayer steht wieder für Lesungen bereit; Interessenten melden sich bitte beim Verlag.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36