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36 Jahre Konkret CD

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Heft 06 2002

von konkret

   "Ich bin tief verletzt", schreibt Peter Hacks zu dem Zitat, das KONKRET den Memoiren Manfred Wekwerths entnommen und unter dem Titel "Voilà, un homme" in der Rubrik "Herrschaftszeiten" (5/02) abgedruckt hatte. Wekwerth hatte über einen Auftritt des Wirtschaftsministers Günter Mittag vor der Akademie der Wissenschaften der DDR geschrieben:

Bevor er zu einem der üblichen Referate ansetzen konnte, schnitt ihm Peter Hacks das Wort ab: "Herr Mittag, warum sind Sie derart darauf aus, in der DDR den Kapitalismus einzuführen?" Der immer etwas rotgesichtige und an keinen Widerspruch gewohnte Mittag glühte auf, schnappte nach Luft, und Hacks fuhr fort: "Sie übertreffen doch jeden Unternehmer in Ihrem Rausch nach Wirtschaftswachstum. Haben Sie Marx gelesen? Sie müssen mir das nicht beantworten, wenn Sie nicht wollen. Aber bei Marx steht doch, daß das Wachstum des Menschen der eigentliche Zweck der Wirtschaft ist. Das heißt, wenn es um Sozialismus geht. Aber den wollen Sie ja anscheinend nicht."

Dazu schreibt Peter Hacks:

Der, wie man angibt, von Manfred Wekwerth übermittelte Vorfall in der Akademie der Wissenschaften der DDR hat nicht stattgefunden und ist das Produkt einer dürftigen und schlecht belehrten Phantasie. Richtig ist, daß ich einmal die Ehre hatte, einem Vortrag Günter Mittags in der Akademie der Künste zuzuhören. Auch dort habe ich meines Erinnerns kein Wort zu dem Leiter der Wirtschaftskommission beim Politbureau gesprochen, und wenn etwa doch, dann jedenfalls nicht eine derartige Zusammenballung unprofessionellen Krams. Mit welchem Recht hätte ich ausgerechnet Mittag, also Honecker, den Vorsatz zur Einführung des Kapitalismus anlasten sollen? Als was will man mich hier vorführen, als den übelsten Flegel der DDR oder als ihren größten Trottel? Ich kann eigentlich nur an dem Tag noch froh werden, an dem ich erfahre, daß die Staatssicherheit seinerzeit ihre Pflicht erfüllt hat, die letztgenannte Veranstaltung mitzuschneiden; Manfred Wekwerth übrigens würde das wissen.

War also auch die Meldung in KONKRET nicht wahr, so ist es doch ihre Überschrift noch geworden: "Voilà, un homme."

   Der alte Trotzkist Peter von Oertzen hat seinen Söhnen und Töchtern noch einmal den Feind im eigenen Lager gezeigt:

Dieser dogmatische Antikapitalismus dieses komischen Trabergespanns Ebermann und Trampert ... Die suchen überall nur Leute, die sie anpinkeln können, weil sie "Verräter" sind. Genauso wie der Gremliza und sein Scheißhaufen um KONKRET ja nur die Gelegenheit suchen, andere linke Richtungen, die nicht ihre speziellen Vorurteile teilen, des Verrats zu bezichtigen.

Halt, das hat KONKRET, gerade was den vorurteilslosen Herrn von Oertzen angeht, nie getan, sondern ihn immer als den Protagonisten der "wirklich antikapitalistischen Kritik der politischen Ökonomie" gewürdigt, für den er sich hält. Zu ungeboren, um noch an der Seite seines Genossen Leo die Weißen Garden niederschlagen zu können, hat er doch später an der Spitze der kämpfenden Truppen des Parteivorstands der SPD das Kultusministerium von Niedersachsen erobert, um heute seinen proletarischen Ehrensold in Form einer Beamtenpension zu genießen. Nie war er Verräter, immer stand er in Treue fest wie eine deutsche Eiche. Wozu die aber einlädt ...

   Jürgen Elsässer hat die serbische Ausgabe seines Buches Kriegsverbrechen - Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt (konkret texte 27, serbischer Titel: Ratni slocini) in Belgrad und anderen jugoslawischen Städten vorgestellt. "Novosti" druckte daraus eine achtteilige Serie, Berichte erschienen in "Politika", "Vesti", "Svedok", "Glas Crnagorca" und "Nedeljni Telegraf". Besonderes Interesse fand Elsässers Hinweis, der derzeitige jugoslawische Generalkonsul in Frankfurt, Dragan Vuksic, habe Fischer und Scharping bei der Fabrikation des Hufeisenplans assistiert (KONKRET 5/02). Vuksic meldete sich in "Nacional" zu Wort und bezeichnete Elsässer als "hergelaufenen Taugenichts". In Den Haag hat Richter May dem Angeklagten Milosevic empfohlen, Elsässer als Zeugen zu laden, nachdem Milosevic in der Verhandlung vom 13. Mai ein weiteres Mal aus dessen Buch zitiert hatte, diesmal im Zusammenhang mit dem angeblichen Massaker von Racak.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36