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36 Jahre Konkret CD

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Heft 07 2006

Marcus Meier

Volkswirtschaftslehre

Die Wissenschaft hat das Unternehmer-Gen entdeckt

Der Bourgeois versteht seine eigene Ökonomie nicht, befand einst Karl Marx. Nun ist die Botschaft aus dem 19. Jahrhundert auch bei der "FAZ" angekommen: "Der Unternehmer, das unbekannte Wesen", titelte das Blatt am 23. Mai. Und ergänzte: "Die Wirtschaftswissenschaften ringen noch immer mit der Erklärung seiner Rolle und seines Antriebs."

Federführender Kopflanger in bezug auf die Beantwortung dieser wichtigen Frage ist offenbar der "kanadische Nobelpreisträger Robert Mundell (Columbia University)". Seine Definition des Unternehmers: "Ein Pionier ..., ein kreativer Mensch, ein Neuerer, ein Anführer", der sich durch einen besonderen Instinkt auszeichne. Letzterer wiederum sei irgendwie genetisch bedingt.

Noch Fragen offen? Ja, wie viele Menschen besitzen denn nun solch ein Unternehmer-Instinkt-Gen - und sind damit "Antriebsmotor der Zivilisation", Herr Professor? Nun: "Mundell schreckte nicht vor einer Bezifferung zurück: Rund 5 Prozent der Weltbevölkerung verfügten über das wundersame und wunderbare unternehmerische Gen, etwa 700 Millionen Menschen."

Wenn jedoch 700 Millionen Unternehmer 5 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, dann - ja, dann! - liegt die Zahl der Menschen bei 14 Milliarden. Aber auch nur dann: In der Realität (also jenseits mainstream-ökonomischer Modelle) leben bekanntlich rund 6,5 Milliarden Exemplare der Spezies Homo sapiens.

Nein, das konnte Marx nun wirklich nicht vorausahnen: Der bourgeoise Ökonom von heute beherrscht nicht einmal mehr den Dreisatz. Vielleicht wird er demnächst das Dreirad neu erfinden. Es wäre eine wissenschaftliche Revolution.

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Literatur Konkret Nr. 36