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36 Jahre Konkret CD

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Heft 06 2010

Maike Landwehr

LINKS & RIGHTS

Auch Politiker nutzen das Internet. Aber wozu?

Kennen Sie Kirsten Lühmann? Nein? Ich auch nicht, aber das Web hilft. Die Dame mit der Supernanny-Frisur engagiert sich für die Menschen draußen im Land - oder eher auf dem Land (Kreis Uelzen) - im Deutschen Bundestag. Sie besitzt, obwohl ohne Doppelnamen - aber was nicht ist, kann ja noch werden - das Parteibuch der SPD. Auf www.kirsten-luehmann.de erfährt man von so spektakulären Ereignissen wie der jährlichen Grünkohlwanderung der SPD Horne. Und um das Glück perfekt zu machen, kann, wer dringend an so spaßig-spannenden Veranstaltungen teilnehmen will, auf Frau Lühmanns Seite gleich eine Gastmitgliedschaft beantragen. Toll.

So was gibt's bei der FDP natürlich nicht. Da heißt es gleich: "Farbe bekennen!" Diesem Motto folgt treu der Gesundheitsgrinsekasper Rösler auf seiner Homepage. Seinem Lebenslauf entnehmen wir, daß er nicht, wie die dumme Presse gern behauptet, Facharzt für Augenheilkunde ist, sondern "von Beruf einfach Arzt" - einer von uns also, Otto Normalarzt. Egal, ob Vorlesen im Kindergarten, Mähdrescherfahren querbeet oder Posieren für die Presse im Institut für Gießereiwesen der TU Clausthal-Zellerfeld mit lustiger Plastikschutzbrille und Aluanzug, er ist mit von der Partie. Was Otto Normalgesundheitsminister halt beruflich so macht.

Last and almost least: Frank-Walter Steinmeier erhält für sein Onlineprofil das Prädikat besonders langweilig. Aber alles ist schließlich für irgend etwas gut. Die Schülerin Mara Muchow, eine von vielen Glücklichen, wird von ihrem Besuch bei Steinmeier & Co. im Rahmen des diesjährigen "Girls' Day" - einer Maßnahme zur Erhöhung der Frauenquote in "Männerberufen" - hoffentlich geläutert sein und einen vernünftigen Beruf fernab der Politik ergreifen. Dafür wollen wir alle beten.

Das Allerletzte stammt jedoch von Frau Schröder. Nein, nicht die mit dem Köpf, sondern die mit dem Familien-, Senioren-, Frauen- und Jugendministerium. Wie sie gerade via Twitter und auf www.kristinaschroeder.de der Welt kundtut, plant sie für nächstes Jahr die Einführung eines "Boys' Day", "als Auftakt für eine neue Jungenpolitik". Prima. Lernen die kleinen Machos da dann Windelnwechseln und wie man vom Kindergarten zur schlechtbezahlten Arbeit, zum Einkaufen und wieder nach Hause hetzt? Oder testen sie so coole Berufe wie Bäckereifachverkäufer, Arzthelfer oder Putzmann? Mein Vorschlag wäre eine Männerquote für all die schönen "Frauenberufe", ganz im Sinne Schröders, damit die armen vernachlässigten Jungs endlich genug männliche Vorbilder in Form von Tagesvätern, Kindergärtnern und Grundschullehrern bekommen und in ihrer naturgegebenen Männlichkeit bestätigt werden.

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Literatur Konkret Nr. 36