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36 Jahre Konkret CD

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Heft 12 2003

Thorsten Fuchshuber

Hauptfeind Israel

Wer bedroht den "Weltfrieden"?

Eine Anfang November veröffentlichte EU-weite Umfrage hat deutlich gemacht, unter welchen Vorzeichen die von Jürgen Habermas und anderen beschworene kerneuropäische Identitätsbildung vonstatten geht. Für das sogenannte Eurobarometer wurden 7.515 EU-Bürger in einer durchaus wahnhaft konnotierten Formulierung gefragt, welches Land die größte Bedrohung für den "Weltfrieden" darstelle.

Die Antwort fiel deutlich aus: 59 Prozent der Befragten nannten Israel; es folgen die USA, der Iran und Nordkorea mit jeweils 53 Prozent. Unter den Deutschen fühlen sogar 65 Prozent sich und den Rest der Welt von Israel bedroht, in Österreich 69 und in den Niederlanden 74 Prozent. Dagegen standen die palästinensischen Autonomiegebiete in der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage erst gar nicht zur Debatte, da diese ja "kein Staat" seien. Die Europäische Union, bekanntlich auch kein Staat, war als mögliche Antwort dagegen im Angebot, die einzelnen EU-Länder aber nicht. Weitere Optionen waren etwa Afghanistan, Pakistan, Syrien und China.

Israel Harel kommentierte das Umfrageergebnis in der israelischen Tageszeitung "Haaretz", es handle sich dabei in Wahrheit um die europäische Antwort auf die Frage "Welches Land hassen Sie am meisten?" Und der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Natan Scharansky, sagte, das Bild aus "der Vergangenheit, als Juden als der Satan und schuldig an allem Bösen der Welt beschrieben wurden", bestehe fort; es werde heute auf Israel projiziert.

Mit Hilfe der "Macht der Gefühle" (Habermas) konstituiert sich ein moralisch und ethisch vermeintlich überlegenes "altes Europa", mit Israel und den USA als negativem Gegenbild und Antithese zum eigenen Selbstverständnis. Es ist also nicht nur auf eine gestörte Wahrnehmung zurückzuführen, daß mit Israel die Opfer des Terrors anstelle seines Urhebers für denselben verantwortlich gemacht werden, wie Harel schreibt. Es ist vielmehr der Antisemitismus im antizionistischen Gewand, der Wirkung zeigt.

Und so kann ein weiteres Ergebnis der EU-Erhebung, demzufolge 81 Prozent der Befragten eine "wirksame Rolle" der EU bei der "Lösung des Nahost-Konflikts" befürworten, nur als Drohung gegen Israel verstanden werden. Aus der Umfrage sollte, wie das Simon Wiesenthal Center erklärte, daher die "einzig mögliche Schlußfolgerung" gezogen werden: "Die Europäische Union und ihre Mitglieder dürfen keine Rolle in jedwedem zukünftigen Friedensprozeß spielen."

Thorsten Fuchshuber schrieb in KONKRET 10/03 über die Bundeswehr in Afghanistan

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Literatur Konkret Nr. 36