Freitag, 29. März 2024
   
Startseite Konkret Hefte Konkret Texte Sonderhefte Konsum Online Konkret Verlag

Das aktuelle Heft



Aboprämie



Studenten-Abo



Streetwear



36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 09 2008

Magnus Klaue

EINE REFORM IST EINE REFORM IST EINE REFORM

Bedrohen Studiengebühren die Konkurrenzfähigkeit des Standorts?

Der fortdauernde Streit um die Einführung von Studiengebühren in einzelnen Bundesländern droht mittlerweile den Protest gegen die wirklich bedrohlichen Konsequenzen der jüngsten Hochschulreformen, wie sie unter den Schlagworten "Bachelor", "Modularisierung" und "Clusterbildung" verhandelt werden, völlig zu überlagern.

Nachdem in Hessen bereits im Juni im Widerstand gegen Ministerpräsident Roland Koch und unter Nutzung der rot-rot-grünen Mehrheit die eingeführten Studiengebühren wieder gekippt wurden, werden angesichts der bundesweit sinkenden Studentenzahlen nun die Stimmen lauter, denen zufolge auch das von konservativen Bildungspolitikern avisierte Ziel, mehr qualifizierten Nachwuchs für Europas Leitnation bereitzustellen und etwas gegen die allseits beklagte Mittelmäßigkeit deutscher Universitätsabsolventen zu tun, durch das Gebührenmodell torpediert würde. Die unter linken Bildungspolitikern verbreitete Annahme, Konservative seien a priori bornierte Befürworter von Studiengebühren, weil auf diese Weise ihre eigene Klientel besser bedient und die "Arbeiterklasse" von höheren Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen würde, entspricht insofern nicht mehr der Wirklichkeit.

Sollte der Trend zu sinkenden Studentenzahlen sich verfestigen, dürfte das Modell der auf strikte soziale Auslese zielenden Gebühren, das in Deutschland, wo man von Beginn an auf ein "flexibles" Stipendien-, Bafög- und Kreditsystem Wert gelegt hat, ohnehin nicht zur Debatte stand, wegen mangelnder Konkurrenzfähigkeit bald der Vergangenheit angehören. Sollte überdies der allen Versprechungen von Bachelor-Experten Hohn sprechende Trend zu einem Anstieg der Studienabbrecherquoten anhalten, steht mit Sicherheit bald die nächste "Reform" an, die dann unter dem Vorzeichen des "sozialen Ausgleichs" stehen wird.

Es wäre einiges gewonnen, wenn der politisch organisierte Teil der Studierenden die Fixierung auf inneruniversitär ausagierte Klassenkämpfe zugunsten einer präziseren Analyse der spezifischen sozialen und institutionellen Formen aufgäbe, die sich im Zeitalter der "Modularisierung" innerhalb der Universität herausbilden.

Sonst dürften die jetzigen Aktivisten bald erleben, wie ihr eigenes Präsidium ihnen wegen ihrer "konstruktiven Kritik" im Namen der Bildungsnation auf die Schulter klopft. Aber vielleicht wünschen sie sich ja genau das.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36