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36 Jahre Konkret CD

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Herrschaftszeiten

Up your arse
    13. März, "Welt":
In Ermangelung nennenswerter irakischer, koreanischer und persischer US-Nationalgerichte hat das amerikanische Repräsentantenhaus beschlossen, wenigstens die Pommes frites ("french fries") in Freiheitsfritten ("freedom fries") umzubenennen. Wie schon im Ersten Weltkrieg gegen die "Krauts", als Amerikas Ernährungspatrioten Sauerkraut in "liberty cabbage" retteten und Frankfurter in "hot dogs" verwandelten, wird die Moral der Truppe enorm steigen. Frittenrebell und Abgeordneter Walter Jones: "Es ist eine Geste, den Franzosen zu sagen: Steckt sie euch in den Hintern."

Gelobt sei, was hart macht
    13. März, "Welt":
Im August 2001 strahlte CBS ein Interview mit dem Hamas-Aktivisten Mohammed Abu Wardeh aus, der Terroristen für den Einsatz als Selbstmordattentäter in Israel anwarb. Abu Wardeh sagte damals: "Ich beschrieb ihnen, wie Gott die Märtyrer entschädigt, wenn sie ihr Leben für ihr Land opfern. Gott schenkt jedem 70 Paradiesjungfrauen, 70 Ehefrauen und ewig währendes Glück." In den Versen der Sure 56 (des Koran) steht: "Auf golddurchwirkten Sesseln liegen sie behaglich gegenüber, während ewig junge Knaben unter ihnen die Runde machen mit Humpen und Kannen ... Und großäugige Huris haben sie zu ihrer Verfügung, in ihrer Schönheit wohlverwahrten Perlen zu vergleichen. Wir haben sie regelrecht geschaffen und sie zu Jungfrauen gemacht, heiß liebend und gleichaltrig."

And now something completely different
    14. März, Verlagsbeilage des "Deutschen Carajás Forum" der "Taz":
Der Widerstand wächst. Heute: Internationaler Aktionstag gegen Großstaudämme

Aus der Propagandakompanie
    20. März, "Welt":
Tommy Franks, der pressescheue, fast herausfordernd treuherzig und ungelenk wirkende Soldatensoldat, ist Oberbefehlshaber des Zentralkommandos in Tampa (Florida). Und somit eine Art Feldmarschall des Verteidigungsministers. Man erzählt sich, Cathy Franks entlasse ihren Mann morgens zur Arbeit mit einem Kuß und den Worten: "Geh und mach die Welt sicher für die Demokratie."

Was Spiegel gesagt hat 1
    25. März, "Süddeutsche Zeitung":
Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, hatte Spiegel gesagt, amerikanische Truppen hätten die KZs befreit.

Was Spiegel gesagt hat 2
    26. Januar, Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel:
Morgen, am 27. Januar vor 58 Jahren, tat die Welt das erste Mal bewußt einen Blick in das Grauen von Auschwitz, als die Soldaten der Roten Armee das Lager betraten und es befreiten.

Bilanzmoral 1
    27. März, Hans-Olaf Henkel in "Bild":
Entwicklungshilfe Ministerin Wieczorek-Zeul meint: Derjenige, der zerstört, soll auch den Aufbau bezahlen. Doch darum geht es überhaupt nicht. Gerade deutsche Firmen könnten viel tun. Das hilft dann nicht nur den leidgeprüften Irakern, sondern schafft deutsche Arbeitsplätze.

"Wenn die Politik so weitermacht, dann geht die ganze Welt k.o."

Sven Ottke, deutscher Weltmeister im Boxen

Aus der Republikanergarde
    28. März, Leitartikel der "Jungen Welt":
Wenigstens der Direktor des Pentagon-Leichenschauhauses ist "stolz auf das, was wir tun". Sein Betrieb hat Platz für insgesamt 1.000 Tote, man sei vorbereitet, bis zu 100 Leichen am Tag aufzunehmen. Das dürfte für Gegner der amerikanischen Präventivkriegsdoktrin ein Hoffnungsschimmer sein.

Henleins Heimkehr
    28. März, "Süddeutsche Zeitung":
Die Eröffnung des Kontaktbüros der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Prag hat in der tschechischen Politik und Gesellschaft eine Welle von Kritik und Empörung ausgelöst. Präsident Vaclav Klaus bezeichnete das Büro als "unpassend und unnötig". Zurückhaltend äußerte sich Premier Vladimir Spidla. Deutlicher wurde sein Parteigenosse Robert Kopecky, der das Büro eine "Unverschämtheit" nannte.

Deutscher Äskullaps
    29. März, "Welt":
Aus Protest gegen den Irakkrieg weigert sich ein Hautarzt aus Schleswig-Holstein, Amerikaner, Briten und Befürworter des Krieges zu behandeln. Mit einem großen, handgeschriebenen Schild an der Eingangstür zur Praxis in der Rendsburger Innenstadt macht der Arzt seine Einstellung deutlich. Dort steht: "Wenn es je eine deutsche Kollektivschuld gegeben hat, bin ich nicht bereit, Amerikaner, Briten und ihre Sympathisanten zu behandeln. Dieser Krieg im Irak ist ein Verbrechen." Er sehe es nicht ein, Verbrecher zu behandeln, schon gar keine Kriegsverbrecher.

"Die Menschen im allgemeinen wollen weiterleben."

Michael Schumacher, deutscher Weltmeister im Autofahren

Ein Idol
    29. März, "Bild":
Das gibt es nicht oft: Nordrhein-Westfalens Bauminister Michael Vesper (51) ist ein Politiker, der auch einen Fehler eingesteht. Im Kölner Karnevalstrubel hatte er zwei Polizisten aufgefordert, ihn nach Hause zu chauffieren. Die Beamten lehnten ab. Jetzt entschuldigte sich Vesper im Landtag für die Aktion und auch bei den Polizisten. "Bild" meint: Gut so!

Ein Experte
    29. März, Peter Scholl-Latour in "Bild":
Der Verlauf des Krieges ist eine Blamage für die USA. Es wird deutlich, daß US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und seine Berater falsch kalkuliert haben. Der Krieg wird noch lange Zeit andauern. Die Iraker haben einen enormen Nationalstolz - und sie kämpfen im Namen Allahs. Die Frage ist, ob die Amerikaner diesen Abnützungskrieg psychologisch durchstehen. Der Ausgang des Krieges ist deshalb absolut ungewiß.

Noch ein Experte
    29. März, "Junge Welt":
Das irakische Volk hat sich zum Aufstand gegen die globale US-Militärdiktatur entschlossen.

Modell Kabulistan
    31. März, "Frankfurter Allgemeine":
Hamid Karzai zählt zu den bestbewachten Präsidenten der Welt. Zugleich ist er einer der schwächsten. Vierhundert Raketenanschläge sind in den vergangenen zehn Monaten auf ausländische Soldaten und Karzais Regierungstruppen verübt worden. Zusammenstöße verschiedener Gruppierungen haben Hunderte meist ziviler Opfer gefordert, ein Minister wurde ermordet, der Präsident entkam nur knapp einem Anschlag. Afghanistan stand nie wirklich unter Karzais Kontrolle, seit Beginn des Irakkrieges droht es ihm vollends zu entgleiten. Kein Tag vergeht ohne Kämpfe, ohne Anschläge, ohne Tote.
Jenes Afghanistan, das die Amerikaner gelegentlich als Modell für den Nachkriegs-Irak anpreisen, umfaßt in Wahrheit nur die Region, die im Volksmund "Kabulistan" genannt wird. Von den zahlreichen Regionalzentren aus betrachtet, ist Kabul jedoch ein anderer Planet. Weitgehend unbeeindruckt verfolgen die Warlords das Treiben in der Hauptstadt und die Politik des Präsidenten, der außerhalb "Bürgermeister von Kabul" genannt wird. Ismail Khan oder General Dostum kontrollieren nicht nur die Politik in ihren Provinzen, sondern auch eigene Kampf- und Polizeiverbände. Erst 1.700 afghanische Sicherheitskräfte haben das amerikanische Ausbildungslager durchlaufen und gelten als regierungsloyal. Dem gegenüber stehen schätzungsweise 50.000 Polizisten, die sich eher den Befehlen von Warlords verpflichtet fühlen.

If you think it isn't funny...
    1. April, "Neues Deutschland":
Der Fahrradhersteller Riese und Müller aus Darmstadt hat wegen des Irakkrieges seine Aufträge bei drei USA-Zulieferern storniert. Die Geschäftsbeziehungen sollen erst wieder aufgenommen werden, wenn sich die Firmen gegen den Einsatz am Golf aussprechen.

"Die Amerikaner haben uns nicht von den Nazis befreit - Warum die deutsche Arbeiterbewegung den Amerikanern keinen Dank schuldet"

"Sozialistische Zeitung", Zentralorgan der deutschen Trotzkisten

...fuck yourself and save your money
    1. April, "Netzeitung.de":
Die Sexualmoral in islamischen Ländern ist eher rigide. Das Männermagazin "Playboy" bemüht sich um die Moral der US-geführten Koalitionstruppen in Irak. Auf Anregung des Zeitschriftengründers Hugh Hefner startet die Zeitschrift die "Operation Playmate". Dabei können Soldaten per E-Mail Kontakt zu den prominenten Aktmodellen aufnehmen. Es ist nicht der erste Einsatz der Playmates in einem Krieg. Bereits im November 2001 spornte das Magazin die US-Soldaten in Afghanistan beim Kampf gegen den Terrorismus an.

"Gibt es in Ihrem Land auch Schwarze?"

Frage von George W. Bush an den brasilianischen Präsidenten Fernando Cardoso

Bilanzmoral 2
    3. April, Hans-Olaf Henkel in "Bild":
Immer öfter hört man über Einbrüche deutscher Exporte in die USA. Ob beim Export deutschen Bieres, der Vergabe öffentlicher US-Aufträge oder beim Absatz deutscher Investitionsgüter. Amerika macht einen Bogen um deutsche Produkte. Man versetze sich mal in die Lage amerikanischer Mütter und Väter: Sie schicken ihre Töchter und Söhne in den Krieg, um Irak von einem grausamen Regime zu befreien. Gleichzeitig müssen sie erleben, daß sie von denen im Stich gelassen werden, die sie vor über 50 Jahren selbst mit dem Blut ihrer Soldaten von einem anderen Diktator befreit haben. Kein Wunder, daß zur Zeit mit "Made in Germany" kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Freund Heins Helfer
    7. April, "Hamburger Abendblatt":
Tod durch Feuer eigener Truppen ("friendly fire") ist keine Ausnahme. Daran hat auch die Präzision moderner Waffen wenig geändert. Nach den jüngsten Vorfällen mit Amerikanern haben die britischen Truppen massenweise Union-Jack-Flaggen geordert, um sich damit kenntlich zu machen. Der größte Flaggenhersteller United Flag Traders in Swansea kommt mit der Produktion nicht nach. Firmenchef Charles Ashburner sagte, die britischen Truppen am Golf hätten mehr Angst vor den Amerikanern als vor den Irakern.

Bique Maque
    7. April, "Spiegel online":
Aus Protest gegen die Politik der USA und den Krieg im Irak haben deutsche Sprachwissenschaftler dazu aufgerufen, in der Umgangssprache gebräuchliche englische Ausdrücke durch ihre französischen Pendants zu ersetzen. "Billet" statt "Ticket" und "Karton" statt "Box" zu sagen, sei eine friedliche Form des Protests gegen die Politik der USA und Großbritanniens und eine Demonstration deutsch-französischer Solidarität, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Sprache in der Politik", Armin Burkhardt, der an der Universität Magdeburg lehrt.

Land of the Free
    8. April, Reuters:
Die US-Gefängnisse sind so voll wie nie zuvor. Rund 2,02 Millionen Amerikaner leben zur Zeit im Kittchen. Zum ersten Mal in der US-Geschichte wurde die Zwei-Millionen-Grenze überschritten.

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36