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36 Jahre Konkret CD

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Heft 03 2006

an konkret

Wer wettet?
KONKRET 1/06: "Große Erwartungen" von Jörg Kronauer
Auf was muß man denn bitteschön drauf sein, wenn man die Bundesregierung ausgerechnet dafür kritisiert, daß sie dem (Nord-)Sudan keine Hilfsgelder zukommen läßt, und wenn man dabei auch noch die mehreren hunderttausend Toten im dortigen "Bürgerkrieg" unerwähnt läßt. Manchmal tut die Einsicht weh, daß auch aus (mitunter auch hier) falschen Motiven das Richtige getan wird. Aber vielleicht ist das in Kronauers geostrategisch-ökonomistischer Denkstruktur angelegt. Schließlich verkauft er den Leser/innen auch die Mutmaßung des Goethe-Instituts, Äthiopien sei "im Jahre 2020 eine Hegemonialmacht", als einen Grund, warum Deutschland dort seine Einflußzone ausbaut. Äthiopien galt laut Weltbank im Jahr 2000 als ärmstes Land der Welt. Die Wette verliert er!
Jens Winter
per E-Mail

Danke, Droge!
KONKRET 2/06: "Rausch und Realität" von Günter Amendt
Ich weiß nicht, ob in einem oder allen drei Trips, die ich 1978 genommen habe, LSD drin war, aber ich weiß, daß mir während der Trips ein Lichtlein aufgegangen ist. Das Lichtlein bestand in der Erkenntnis, daß ich Alkoholiker bin, jedenfalls konnte ich mich so sehen, und das war nicht sehr schmeichelhaft. Daraus resultierte die Schlußfolgerung, daß es für mich nur eine Chance geben kann: nämlich mit Drogen und Alkohol ganz aufzuhören.
Ich kannte Amendt zu dem Zeitpunkt bereits aus der Veröffentlichung des Sexbuchs und bin sowohl dem Autor als auch der Droge dankbar für den Entwicklungsschub, den ich da bekommen habe. Und ob ich ohne die Droge zu solcher Einsicht gekommen wäre, muß ich heute angesichts meiner Erfahrungen mit Alkoholikern und Drogensüchtigen in Krankenhäusern und Anstalten doch stark bezweifeln. Verleugnen und Verdrängen sind die Symptome Nr. 1 bei dieser Krankheit. Da muß schon ein richtiger Klopper kommen, um diese Schranken aufzubrechen.
Rainer Schmid
per E-Mail

Table Top

KONKRET 2/06: "Wehrpropaganda aktuell" von Peer Heinelt

Im Jahr 2000 war es mir vergönnt, an dem Simulationsspiel "Pol & Is" teilzunehmen. Hexfelder, Marker, Table Tops - ich wußte gar nicht, daß man bei der Bundeswehr auch so gerne Brettspiele spielt. Geleitet wurde das Spiel von zwei Bundis. Ich hatte ja verweigert, weil ich nicht in die Wehrmacht wollte, wo Opi doch die halbe Welt ausgerottet hat. Ich übernahm die führende Rolle des Staates China, mir war von Anfang an klar, hier darf es nur einen Sieger geben - und zwar mich. In einer Rede, die vor fiktionaler UN-Vollversammlung stattfand, hab ich dann so schlaue Sachen gesagt wie: "Lieber die Pistole in der Hand als ne Panzerfaust aufm Dach." Ergibt zwar semantisch keinen Sinn, hat aber alle beeindruckt.
Im Verlauf des Spiels, habe ich mir dann als erstes Chemiewaffen besorgt; an atomare Bewaffnung kam ich leider nicht ran. Die anderen Staatenführer haben sich dann auch leicht echauffiert über meine Aufrüstungspolitik, angeheizt durch die beiden Bundis, hat mich aber nicht gestört, ich wollte ja gewinnen. Als ich dann ein waffengangfähiges Arsenal beisammen hatte, begann ich mit meinem Eroberungsfeldzug. Zuerst wollte ich Ozeanien in meine Gewalt bringen, wozu meine konventionellen Truppen schon mit der Kesselbildung begonnen hatten. Die wären total wehrlos gewesen, und bei starker Gegenwehr hätte ich meine Chemiewaffen eingesetzt; die Noobs in Amerika und Europa hätten nicht viel machen können. Im Rahmen des Spiels hätte ich sicher die Weltherrschaft an mich gerissen. Als ich Krieg erklärte, sagten die beiden Wehrmachtsoffiziere dann, das Spiel sei vorbei, dabei hatte für mich der Spaß doch gerade erst angefangen! Die Herren Offiziere sagten dann so Sachen wie: die Staatengemeinschaft hätte versagt, Krieg wäre ausgebrochen, bla, bla ... Um dies zu untermauern, haben sie der Gruppe dann Bilder von Bosnien und anderen Kriegsschauplätzen gezeigt.
So endete das Spiel "Pol & Is". Was mir einzig in Erinnerung bleibt, ist ein wirklich gut durchdachtes Brettspiel im klassischem Table-Top-Format und die beiden Arschlöcher von der Bundeswehr, die mich um meinen verdienten Sieg gebracht haben. Die Verknüpfung von Spiel und Realität hab ich leider nicht verstanden, und ich fürchte, die beiden Bundis auch nicht.
Peter Drescher
per E-Mail

Tolle Typen

KONKRET 2/06: Melodie & Rhythmus

Wenn einer nicht bis vier zählen kann, sollte er sich vielleicht auch nicht an das Verfassen von Rezensionen wagen. Tomte hat aktuell nicht das dritte, sondern das vierte Album veröffentlicht. Das wäre an sich eher unerheblich, würde Euer Einfallspinsel Michael Rudolf nicht auf eben diesem Punkt herumreiten und daraus völlig sinnfreie Schlußfolgerungen über die Qualität der Band ziehen. Zu Tomte nur soviel: Die Jungs sind richtig gut. Und Thees Uhlmann kann nicht nur Gitarre spielen, sondern auch wesentlich besser texten als mancher Kritiker. Hadi Geiser
Frankfurt a. M.

Ungewöhnlich umständlich

KONKRET 1/06: FilmTheater

Sicherlich muß man den Film "Ein ganz gewöhnlicher Jude" kritisch betrachten. Allerdings nicht so kritisch, wie Jens Hoffmann es tut. Ja, es stimmt, der Film funktioniert durch Reduzierung auf einen einzigen Menschen, der bestimmt nicht für die Allgemeinheit sprechen kann. Andererseits muß man sich auch fragen, ob der Film nicht genügend Wahrheitsgehalt hat, um betrachtenswert zu sein.
Mit wem soll jemand, der sich sowohl von den "normalen" Deutschen als auch den Juden mißverstanden fühlt, denn darüber diskutieren? Goldfarb weiß nicht genau, wo er hingehört. Mit seinem Projekt, ein ganz gewöhnlicher Deutscher zu werden, sei er gescheitert, sagt er. Was Judentum eigentlich ist, kann er auch nicht erklären. Er möchte nicht als etwas Besonderes betrachtet werden. Genau das ist aber in unserer Gesellschaft der Fall. Goldfarb hat das Gefühl, entweder erwürgt oder zu Tode gehätschelt zu werden. Der Film regt zum Nachdenken über das deutsch-jüdische Verhältnis an. Über die Motive eines Herrn Hirschbiegel bin ich mir da nicht im klaren, trotzdem hat mir sein Film gefallen.
Dagegen finde ich es einfach schwachsinnig, auch nur auf die Idee zu kommen, einen Film zu drehen, in dem wir die letzten Stunden des Deutschen Reiches an der Seite unseres heißgeliebten Führers erleben dürfen.
Matthias Rudolph
Hamburg

Oberorthodox

KONKRET 02/2006: "Die Abwehr der Moderne" von Gerhard Scheit

"Die Juden, die sich einerseits nicht wirklich bekehren lassen, vor allem aber selbst kaum bekehren wollen ...", heißt es in dem Artikel. In diesem speziellen Punkt scheinen dem Autor einige Kenntnisse über das orthodoxe Judentum zu fehlen.
Natürlich kann sich ein Jude zu irgend etwas bekehren lassen oder einen Nichtjuden zum Judewerden überreden, nur wäre es aus orthodoxer Sicht völlig sinnlos. Das orthodoxe Oberrabbinat richtet sich nach einem uralten matriarchalischen Gesetz, das nur selten Gegenstand öffentlicher Debatten ist. Dieses Gesetz macht jede Aufnahme von Nichtjuden in das Judentum ebenso unmöglich wie einen Austritt, denn es besagt, daß nur jene Menschen Juden sind, die eine jüdische Mutter haben, und daß diese Menschen Juden bleiben für alle Zeiten.
Die Aufnahme eines Nichtjuden ins Judentum durch einen liberalen Rabbiner würde vom orthodoxen Rabbinat für null und nichtig angesehen werden. Dieser Mensch gälte bestenfalls als "ger zaddiq" (gerechter Ausländer) im Volk Israel, aber nicht als Jude. Manche linken Juden halten den Nachweis der jüdischen Mutter für das Judentum für ebenso rassistisch wie den Ariernachweis für das Deutschtum. Das ist hirnlos. In der Antike war es unmöglich, den Vater nachzuweisen, die Mutter dagegen immer.
Ihre politische Monatszeitschrift schätze ich sehr. Sie ist mir ein Lichtblick in dieser Kapitalistenrepublik. Machen Sie weiter so, und bleiben Sie stark!
Marcel Abramsohn
Neumünster

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36