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36 Jahre Konkret CD

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Heft 09 2004

an konkret

Manche mögen Mullahs

KONKRET 8/04: Editorial und "Lust an der Unfreiheit" von Tjark Kunstreich

Daß - aus sehr verschiedenen Gründen - Leute, die bei oder für KONKRET und die "Junge Freiheit" arbeiten, oft die einzigen sind, die überhaupt noch verstehen, wie ein Artikel im Feuilleton der "FAZ" oder auf den schöngeistigen Seiten der übrigen bürgerlichen Tagespresse gemeint ist, wußte ich schon, bevor ich hier gearbeitet habe.
Daß man sich speziell bei KONKRET in dieser Hinsicht von den gerecht unterbezahlten Lesetagelöhnern bei Perlentaucher"/ "Spiegel Online" auf keinen Fall übertreffen läßt, war mir eine Bonuserkenntnis, und daß der Artikel, den jene absichtlich falsch, die KONKRET-Redakteure dagegen völlig korrekt aufgefaßt haben, diesmal von mir stammt, eine Bonusfreude. Daß dann aber auch noch der beste deutschsprachige Artikel zu Foucault aus Anlaß des allenthalben kopflos zerquasselten 20. Todestages nicht irgendwo anders, sondern in KONKRET steht, das mahnt uns bürgerliche Feuilletonisten halt doch wieder zur Bescheidenheit, obwohl wir schon so schön mißverständlich schreiben können.
Dietmar Dath
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" Frankfurt a. M.

Das einzig richtige an Kunstreichs Artikel über Michel Foucault ist das Faktum, daß Michel Foucault die islamische Revolution im Iran falsch eingeschätzt hat. Das Aufblasen dieser Fehleinschätzung zu einem Andienen an die islamische Macht, zu einem islamischen Engagement, ja sogar zu einer Bejahung der Barbarei, zeugt von der Unkenntnis des Werkes und des Lebens von Foucault. Während Foucault in seinen ersten Werken strukturale Elemente der Gesellschaft untersucht hat, ist er in späteren Werken der Frage nachgegangen, wie sich ein Subjekt selbst konstituiert. Die Hinstellung von Foucault als politischen Philosophen der Unfreiheit ist daher falsch. Neben dem völlig überzogenen Foucault-Bashing wird dann auch noch eine simple Verschwörungstheorie in die Welt gesetzt. Die Erfindung eines "europäischen völkischen Programms aus dem Geist der islamischen Revolution der Jahre 1978/79" ist reine Verschwörungstheorie.
Franz Klug
per E-Mail

Der Saddam von Belgrad

KONKRET 8/04: "Aus den Protektoraten" von Markus Bickel

Jetzt ist Milosevic also auch in KONKRET zum "opportunistischen Nationalisten" geworden, dessen Bekenntnis zu "bratstvo i jedinstvo" nur ein Lippenbekenntnis gewesen sei. Von dort zu seiner in der Mainstream-Presse üblichen Denunzierung als Völkermörder und nationalistischer Demagoge ist es nicht mehr so weit. Aus seinem "Bündnis" mit den "Faschisten" wird dann wohl im nächsten Schritt gefolgert, er sei selber Faschist. Vielleicht auch eine Art "Saddam von Belgrad", dessen Absetzung dann als antifaschistischer Akt gefeiert werden könnte? Ich hoffe es nicht. Eine Uminterpretation des Jugoslawienkrieges durch die Brille des Irakkrieges ist wirklich nicht angebracht. Erstaunlich genug ist schon, daß der Autor von einem "isolationistischen Kurs" Milosevics spricht: Hat der Präsident am Ende selber die Sanktionen gegen Jugoslawien verhängt? Übrigens: Der "russische Faschist" heißt immer noch Vladimir und nicht Boris Schirinowski.
Jannis Panagiotidis
Tübingen

Der Artikel ist wie ausgeschnitten aus der deutschen Presse der 90er Jahre. Das Wort "Großserbien" ist von Reißmüller, Scholz und Schwarz-Schilling ersonnen. In der Krajina und Slawonien lag der Anteil der Serben an der Bevölkerung vor dem Bürgerkrieg bei 80 bis 100 Prozent. Heute sind sie zum großen Teil vertrieben, die Verbliebenen vegetieren als Bürger zweiter Klasse. Dies zu beklagen und verändern zu wollen, ist noch kein Faschismus.
Seselj ist ein Produkt deutscher Balkanexpansion. Die Verbindungen, die Herr Bickel konstruiert, sind an den Haaren herbeigezogen. Alle im Artikel genannten Faschisten, mit Ausnahme Schirinowskis, begrüßten die Zerschlagung Jugoslawiens. Ein weltweites Bündnis der patriotischen antiamerikanischen Kräfte kann dauerhaft nicht existieren. Die Interessen der einzelnen Antiimperialisten sind nicht kompatibel. Die Araber unterstützen ihre muslimischen Brüder in Bosnien und im Kosovo. Deswegen ist es Unsinn, sie für Partner bei der Verwirklichung des "Traumes von Großserbien" zu halten.
Ivan Dvorsky
Lörrach

Feindstrafrecht

KONKRET 8/04: "Klappe zu" von Thomas Uwer

Als Strafgefangener, der im Anschluß an seine Haftzeit ab 2013 "Sicherungsverwahrung" verbüßen soll, stimme ich den Aussagen von Thomas Uwer voll und ganz zu. In Spanien wurde schon vor Jahren vom dortigen Verfassungsgericht entschieden, daß eine der SV entsprechende spanische Regelung dem Verbot der Doppelbestrafung widerspreche.
Das deutsche Verfassungsgericht tendiert jedoch offenbar zu einem Feindstrafrecht, d.h. wer sich durch das Begehen einer Straftat aus der Bürgergesellschaft entferne, dem werden wesentliche Grundrechte entzogen, selbst wenn er die für die Tat zugemessene Freiheitsstrafe längst verbüßt hat.
Von Dostojewski stammt die Wendung vom "Totenhaus lebend Begrabener", sie charakterisiert treffend die Situation in den Verwahrabteilungen der Gefängnisse.
Thomas Meyer-Falk
z.Zt. JVA Bruchsal, www.freedom-for-thomas.de

It doesn't swing

KONKRET 8/04: Melodie & Rhythmus

KONKRET ist ja immer für eine Überraschung gut! Aber daß KONKRET jetzt Agnetha Fältskog empfiehlt ... Wann empfiehlt KONKRET Rosemarie Pilcher? Als Fan, insbesondere der späten Abba-Platten, habe ich die CD sofort nach Erscheinen gekauft. Was ich gehört habe: eine perfekte Barsängerin in einer spießigen Hotelbar ohne jedes Talent für die ausgewählten Standards. Ohne jeden Swing! Pop goes Swing, Pop goes Jazz-Standards, das ging bei George Michael und Bryan Ferry eben nicht in die Tanzhose, ja auch nicht bei Robbie Williams und Sinead O'Connor, ganz zu schweigen von Rod Stewart. Und das geht auch bei Agnetha Fältskog am Swing vorbei. It doesn't mean a thing if it doesn't swing, frei nach dem Duke. And sorry: Aber Frank Sinatras Version von "Fly Me To The Moon" with Count Basie ist finger sniping good!
Und Diana Kral, um eine jüngere Aufnahme zu nennen, live in Paris swingt auch. Agnetha eignet sich höchstens zum Einschlafen! Agnetha ist eben nichts ohne Benny Andersson. Melancholie ist ihre Grundstimmung, und Benny Anderssons melancholisches "The winner takes it all" interpretierte sie daher perfekt.
Aber Melancholie ist das Gegenteil von Swing! Vielleicht hätte sich Agnetha Fältskog mehr melancholische Standards aussuchen sollen. Aber ich fürchte, auch das wäre zu glatt geworden. Denn wenn schon "What now my love" von Gilbert Bécauds neu, moderner interpretiert, dann von Patricia Kaas!
Benny Andersson hat sich, man höre nur "Kistina Frän Duvemäla" an, weiterentwickelt. Das kann man von Agnetha Fältskog nicht sagen. Schade! Aber wie vielen guten Stimmen - Whitney Houston, Tina Turner etc. - fehlt ihr jemand, der ihr gute Songs auf den Leib schreibt.
Markus Klein
Högsdorf

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36