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36 Jahre Konkret CD

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Heft 11 2011

an konkret

Ali Baba und die 40 Räuber

KONKRET 10/11: »Obamas Krieg, Osamas Sieg« von Hermann L. Gremliza

Wie Sie da in Bemühung vorgeblich feiner Dialektik mit dem Kunstgriff der Benennung des Irans und Afghanistans als die »beiden einzigen Demokratien der islamischen Welt« zu der mindestens implizit transportierten Message gelangen, der von Ihnen so genannte Wille der Massen sei, handelt es sich um solche aus der arabischen Welt, zwangsläufig und quasi per Definition von antisemitischer, vom Haß auf Israel erfüllter Natur, überrascht mich angesichts der Schlichtheit der gedanklichen Konstruktion doch etwas. Ihre Affinität zur Positivismuskritik in allen Ehren, ich fühle mich da durchaus auf Ihrer Seite, aber möglicherweise korrelieren ja doch steigende Waffenmacht der Ayatollahs und die von Ihnen gefühlte Zustimmung der Massen des Iran signifikant miteinander; beziehungsweise werfen massenhafte Erschießungen, Inhaftierungen, Geheimpolizei und trotz allem anhaltende Proteste und bewaffneter Widerstand im Iran der letzten 30 Jahre ja doch Fragen auf, ob hier so pauschal vom Willen der Massen gesprochen werden kann. Hinsichtlich des von einem jahrzehntelang durch einen Bürgerkrieg beherrschten Afghanistans, in dem die von Ihnen als Exekutive des afghanischen »Volkswillens« benannten Taliban massiv durch auswärtige Dschihadisten unterstützt werden, ist mir Ihre Aussage noch schleierhafter. Wer sich mit Waffengewalt durchsetzt, repräsentiert also das Volk? Auch die durch Ihre Konstruktion mindestens verharmlosten Militärdiktaturen der arabischen Welt (von denen Sie Ayatollahs und Taliban zu unterscheiden wissen) verfügten über eine breite Basis, die sie mit Waffengewalt und Propaganda gegen ihre Feinde in Stellung brachten.
– Marcus Munzlinger, Kiel –

Rotkäppchen und der Wolf

KONKRET 10/11: Von KONKRET

Der Zeitschrift sei gedankt für die Veröffentlichung von Gremlizas Briefroman, dessen Lektüre einfach fesselnd ist. Kein schöner Zug vom Autor allerdings, den Roman abrupt an seiner spannendsten Stelle abzubrechen. Man will doch wissen, wie es mit Sahra Wagenknecht, der Hauptfigur, weitergeht: Wird sie, durch ihre späte Geburt immer noch nicht voll begnadet, wenn schon nicht den Stalin-, dann doch den Bambi-Preis erhalten? Solches läßt den geneigten Leser das im Roman geschilderte glanzvolle Fotoshooting bei einer Münchner Zeitung erahnen.
– Trutz Schadt, Darmstadt –

Tischlein deck dich

KONKRET 10/11: »Partei unter Einfluß« und »Nach der Neuen Marx-Lektüre« von Georg Fülberth

Auf den ersten Blick scheint es so, als verstricke sich der Politikwissenschaftler Georg Fülberth in einen eklatanten Widerspruch, wenn er in seinem ersten Artikel die Marktwirtschaftsanbeterin Sahra Wagenknecht in den höchsten Tönen lobt und im zweiten seine Hochachtung vor dem Kapital des Marktwirtschaftskritikers Karl Marx kundtut. Daß dieser Widerspruch jedoch lediglich ein scheinbarer ist, hat seine Ursache in Fülberths politologischer Marx-Lektüre, die Marxens Marktwirtschaftskritik auf die »Beschreibung« (sic!) der Struktur und Bewegungsgesetze des Kapitalismus herunterbringt. Gelingen konnte dieser politikwissenschaftliche Kunstgriff, weil Fülberth die Kritik der Warenproduktion ignoriert, obgleich sie der Kern des Marxschen Kapital ist. Fülberths politologische Ignoranz führt dazu, daß ihm Frau Wagenknechts Glaubensbekenntnis Freiheit statt Kapitalismus als großartiges Werk erscheint, obwohl sich ihre Kapitalismuskritik darin erschöpft, eine strikte Kontrolle der kapitalistischen Marktwirtschaft durch den Staat zu proklamieren. Karl Marx hingegen legt dar, daß die marktwirtschaftliche Warenproduktion abgeschafft gehört, weil ihr Zweck nicht die Versorgung der Menschen mit nützlichen Dingen, sondern die abstrakte Vermehrung des Geldes ist. Der Gebrauchswert der Waren, heißt es im Kapital, sei bloß der stoffliche Träger des Tauschwerts. Aber gegen derlei Kritik hat sich der Politologieprofessor immun gemacht, erscheint ihm doch die Marktwirtschaft als unveränderbare Struktur – als zweite Natur also, um mit Karl Marx zu sprechen.
– Hans-Peter Jacobitz, Neuss –

Des Kaisers neue Kleider

KONKRET 10/11: »Partei unter Einfluß« von Georg Fülberth

Zwar hat Georg Fülberth einige der tatsächlichen wie herbeigeredeten Skandale um die Linkspartei (Mauerbau, Castro und so weiter) treffend beschrieben, dabei vergessen hat er jedoch die jüngste Antisemitismusdebatte, die weniger dort denn über sie geführt wurde. Hätte der Autor diese auch nur ein Stück weit berücksichtigt, so müßte er seine Aussage noch einmal überdenken, daß die Kritik der Linkspartei einen Rest an Empathie haben sollte.
– Johannes Hatul, per E-Mail –

Kalif Storch

KONKRET 10/11: »Das Bagdad-Syndrom« von Jörg Kronauer

Tripolitanien soll seit Jahrhunderten Zentrum des Staates sein? Welchen Staates denn? Den Staat Libyen gibt es erst seit 1951. Vorher gab es eine italienische Kolonie dieses Namens. Davor – bis 1911 – das Osmanische Reich, dessen Zentrum sicher nicht Tripolitanien war.
– Kai Naumann, per E-Mail –

Die Prinzessin auf der Erbse

KONKRET 10/11: »Es hat sich ausgebildet« von Ralf Hutter

Der Artikel ist unendlich weit entfernt von der kritischen Einsicht in den Doppelcharakter der Hochschulbildung, die einerseits die gesellschaftliche Elite reproduziert, andererseits (immer weniger) Kritik an ihrem Bestehen vermittelt; auch von Adornos Ausspruch, »Kritik am Privileg« werde zum »Privileg des Privilegierten. So dialektisch ist die Wirklichkeit«. Ich würde mich über weitere Artikel zum Thema freuen. Es kann nur besser werden.
- Malte Clausen, Berlin –

Eine Anmerkung, kurz und gereimt: Uni/Hier zieht der Staat/Sein Kopfsalat.
– Alex Metzler, per E-Mail –

Ach wie gut, daß niemand weiß

KONKRET 10/11: »Guida Ballerino!« von Georg Seeßlen

Mit großer Freude entdeckte ich den Artikel über Dylan Dog, von dem ich nicht wußte, daß er außerhalb Italiens überhaupt bekannt ist. Wie so oft beim Umgang Deutschsprachiger mit dem Italienischen wurde ich auch hier leider durch einen groben Schnitzer enttäuscht. Der berühmte Ausruf Dylan Dogs heißt nämlich nicht »guida ballerino«, sondern »giuda ballerino«. In dieser Form ist diese Exklamation auch nicht mehr das große Rätsel, für das Seeßlen es in seiner verkehrten Variante hält: Es heißt dann schlicht »tanzender Judas« oder »Judas-Tänzer«. Vielleicht ist es so einfach eine positiv an Judas gemahnende Variante des in Italien üblichen Ausrufs »porco giuda«, also Schweinejudas.
– Daniel Sanin, Wien –

Der süße Brei

KONKRET 9/10: »Sei deine eigene Fabrik« von Peter Kusenberg

Ach, wann werdet ihr alten Calvinisten das endlich lernen, Arbeit adelt nicht, Arbeit verprollt. Manchmal schändet sie sogar. Insofern kann ich den wehmütigen Untertönen nun wirklich nicht zustimmen – je weniger Arbeit, desto besser, und das Ideal ist: keine Arbeit für niemand.
– »fc3a501«, per E-Mail –

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36