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36 Jahre Konkret CD

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Heft 10 2011

an konkret

UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER

KONKRET 9/11: »›Norwegen ist kein offenes Land‹«; Interview mit Manfred Gerstenfeld

Manfred Gerstenfeld liegt sicher richtig damit, daß es in Israel »nicht viele« Menschen waren, die Schadenfreude gegenüber Norwegen empfunden haben. Der einzige, von dem ich dort offene Schadenfreude nach dem Motto »Ich bin ja nicht für Gewalt, aber ...« vernahm, war Amerikaner. Tatsache ist jedoch auch, daß die auflagenstarke »Yedioth Achronoth« im Zusammenhang mit dem Massaker in einer Randnotiz darauf verwies, daß in dem Sommercamp am Vortag des Massakers auch gegen Israel protestiert wurde (wodurch es bei Herrn Gerstenfeld zu einem »Anti-Israel-Lager« wird), inklusive Veröffentlichung eines Fotos von Jugendlichen vor einem Plakat mit Boykottaufruf. Das mag keine Schadenfreude sein, aber die Relevanz dieses Faktums für die Berichterstattung über das Massaker bleibt mir schleierhaft. Vielleicht weiß KONKRET da mehr? Schließlich fühlte sich die Redaktion bemüßigt, im Nachgang zu dem Massaker ein Interview zu veröffentlichen, in dem die Norweger als primitive, antisemitische Dumpfbacken dargestellt werden. Haben sie das Massaker also doch ein klein bißchen verdient?
– Jannis Panagiotidis, Florenz –

Die Norweger waren also jahrhundertelang Bauern und Fischer, weswegen sie keinen Kontakt zur Außenwelt hatten, ebenso wie ihnen ihr Ölreichtum heute erlaubt, auf kulturell so bereichernde Kontakte im internationalen Busineß zu verzichten – was immerhin ihren Antisemitismus verringern würde. Somit auch kein Wunder, »daß Utøya ein Anti-Israel-Lager war«. Schaut man etwas genauer im Internet, aus welch berufenem Munde solcherlei Erkenntnisse stammen, gelangt man sehr schnell auf die Seiten des »FrontPage-Magazin«, das offensichtlich der amerikanischen Tea Party nahesteht und sich dem Obama-Bashing gewidmet hat, sowie zu David Horowitz’ Freedom Center, das sich der Verteidigung von Gesellschaften widmet, die von »linken und islamistischen Feinden« bedroht werden. Daher weht also der Wind. Nicht daß ein Argument falsch würde, wenn es aus dem falschen Munde kommt, aber Stefan Frank durchsucht das Internet einerseits, um antisemitische Blogger-Einträge zu finden, um zum Beispiel Venezuela zu verurteilen, andererseits läßt er die Leser im unklaren, wer da seine Meinung von sich gibt. So wird nichts mehr erklärt, nur noch die ganze Welt danach abgesucht, wo sich Antisemitismus versteckt, und dementsprechend verurteilt oder beklatscht.
– Stefan, per E-Mail –

IM AUFTRAG SEINER MAJESTÄT

KONKRET 9/11: »Radikale Glücksritter« von Felix Klopotek

Die für die Analyse von Breiviks Tat gewählte Perspektive ist ob anderer, teils waghalsiger Thesen durchaus bereichernd, da Klopotek deduktive und weniger induktive Schlüsse zieht. Gewiß ist Anders Breivik Reproduzent. Wiederhergestellt wird von ihm das Übergeordnete, das, was der Staat propagiert, nämlich individualistisches Leistungsdenken. Breiviks Charakter weist ferner sadomasochistische Züge auf. Man kann sagen, er folgt den Anforderungen des Staates, fühlt sich dadurch auf einer Autoritätsebene mit ihm und glaubt, mit eigenverantwortlichem Handeln dem Staat einen Dienst zu erweisen, indem er skrupellos und radikal seine isolierte und als universell richtig imaginierte Ideologie anderen gewaltsam aufzwingen will. Um in einem Punkt Klopotek zu widersprechen: Eine derart ausgeformte Persönlichkeit kann nicht gänzlich mündig sein. Anfangs erfordert sie zwecks ihrer Ausprägung Schwäche, die nach Hilfe und Halt schreit. Erst die Unmündigkeit kann Breivik für die neoliberalen Appelle, die ihm Struktur geben, gefügig machen. Für Breivik ist es das Nichthandeln des Staates, das ihn selbst tief in seiner eigenen Überzeugung verletzt. Er ist sein eigener Maßstab; er ist sich selbst das Zentrum richtigen Handelns. Für ihn bedeutet das zwangsläufig, ehrenhaft seine Pflicht zu tun und den Menschen zu zeigen, was sie seiner Meinung nach vergessen haben.
– Christian Fischer, Quakenbrück –

VON BULLEN UND MENSCHEN

KONKRET 9/11: »Der Mob und das Recht« von Michael Schilling

Was für ein glanzloser Diskurs auch immer zu dem Thema »Überführter Mörder bekommt Entschädigung für angedrohte Folter« vom Chefdrecksblatt und dem Rest der Pfeifen hierzulande möglich ist – Ihnen gelingt es, eine noch mattere, ja hirnlahme Essenz zu extrahieren: Glückwunsch. Statt sich eingehend mit der speziellen Situation auseinanderzusetzen, statt festzustellen, daß eine Entschädigung einerseits völlig angemessen ist, während andererseits jedoch die Situation des drohenden Staatsbeamten auch eine ganz besondere war und menschlich von jedem von uns nachvollziehbar, stellt sich der Autor über jeden Zweifel erhaben: Liest sich, als ob er selbst, hätte er nach dem Kind suchen müssen und den Verdächtigten in den Fingern gehabt, zu keinem Zeitpunkt die Nerven verloren hätte, nein iwo. Wieso werden dann nicht solche Menschen wie der Autor Schilling Bullen? Es gibt gegenüber fähigen linken Beamten weiß der Teufel genügend linke Autoren. Er sollte schnell umsatteln und die Würde jedes Menschen in diesem Drecksstaat auch in extremen Situationen schützen, auf geht’s! Denn siehe: Der damals mit Folter Bedrohte ist der Mörder jenes Kindes, nach dem die Bullen verzweifelt suchten. Aber ihn zu bedrohen, hat nichts, gar nichts gebracht. Und das muß man dem Pöbel beipulen, nicht die feststehende Tatsache, daß die meisten Menschen anstelle des verurteilten Bullen schon nach kurzer Zeit den Verurteilten aus schierer Verzweiflung malträtiert hätten. Denn das, mit Verlaub, ist KONKRET-Lesern: klar.
– Emma Rothschild, per E-Mail –

MANCHMAL KOMMEN SIE WIEDER

KONKRET 9/11: »Singulärer Rotz« von Stefan Gärtner

Der Autor rätselt im letzten Abschnitt um den Zweck des professoralen Rotzes in der »FAZ«. Von den drei angebotenen Möglichkeiten gibt die zweite einen schwachen Hinweis. Die Zeitung für ein »normales« Deutschland rückte diese Anpinkelei ins Blatt, um sogenannte Intelligenzblätter vorab vor neuen Vergleichbarkeiten Hitlers und Stalins zu warnen, um eine Diskussion zu vermeiden, die aus dem Ausland hereinzuschwappen droht. Bloodlands von Timothy Snyder, in 20 Sprachen übersetzt, von großen amerikanischen Blättern als »Book of the Year« annonciert, stand ante portas. Die »FAZ« schweigt bis heute. In KONKRET 8/11 wurde es vom C. H. Beck-Verlag beworben. Gab es kein Rezensionsexemplar?
– »greiny«, per E-Mail –

NACHTS IM MUSEUM

KONKRET 9/11: Titel; ein visualistischer Diskurs via Facebook

Endlich mal wieder ein Cover ohne die Krise des Kapitals als Thema.
- Marcel Groth -

Was soll das Cover illustrieren? Daß der palästinensische Racketstaat in spe Israel gleichbedeutend sein wird oder soll, in jugendlicher Intifada-Frische? Antiimp-Chic oder seine Parodie?
- Rough NinJa-

KONKRET-Cover = traditionell schlecht, trashig und retro.
- Zack Minsenbinder -

Entschuldigung! Das Cover ist traditionell das Beste am ganzen Heft!
- Alexander Thurner -

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36