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36 Jahre Konkret CD

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Heft 01 2010

an konkret

VON SÄUEN UND WÜRSTEN

KONKRET 12/09: "Der Text ist Wurst" von Magnus Klaue

Der Texter des Artikels ist wohl von den eigenen Endloswürsten derart fasziniert, daß er die Sau vor lauter Würsten nicht mehr sieht. Sonst wäre ihm vielleicht aufgefallen, daß es der Protextbewegung allein um "Gebrauchs"- oder Werbetexte geht - und gar nicht um literarischen Anspruch.
- "Soeren.lorinser", per E-Mail -

Mit einer Mischung aus Vergnügen und Bauchgrimmen habe ich Ihren fulminanten Artikel über die Protextbewegung gelesen. Vergnügen, weil er ganz hervorragend geschrieben ist. Ich kann Ihrer Argumentation folgen, ich kann Ihre Meinung herauslesen, und Ihr Stil - sagen wir es mal so: Ich wünschte, ich könnte so schreiben. Damit komme ich zum Bauchgrimmen: Denn im Grunde verkörpert Ihr Artikel genau das, was die Protextbewegung nach meinem Verständnis fordert: Texte, die so gegliedert sind, daß der rote Faden zu erkennen ist, und so formuliert, daß man die Botschaft verstehen kann. Unnötige Füllwörter konnte ich kaum finden. Und Fremdwörter - naja, die häufen sich etwas, aber das mag Ihrem Bestreben zuzuschreiben sein, bei aller spürbaren Empörung doch den sarkastisch-distanzierten Bildungsbürger zu geben. Und ich gehe davon aus, daß Ihre Zielleserschaft damit umgehen kann. Paßt also. Sehr verstärkt wird mein Bauchgrimmen allerdings dadurch, daß Sie Literatur und Gebrauchstexte "einfach so" in einen (Nacht-) Topf werfen. Bei aller schreiberischen Brillanz - das schwächt Ihr Argument erheblich.
- J. Scherer, München -

HORNOCHSEN

KONKRET 12/09: "Detroit Calling" von Ralf Schröder

Nach Lektüre dieses Artikels möchte ich mal was anmerken, was mir zum Beispiel schon bei Kay Sokolowsky - und nicht nur dort - immer wieder übel aufstieß, nämlich das Zitieren irgendwelcher Kretinösitäten aus Onlineforen, Gästebüchern und ähnlichen interaktiven Tummelplätzen für Hornochsen, die ansonsten sehr zu Recht keine Aufmerksamkeit bekommen. Ehedem, zu vorvernetzten Zeiten, hätte man doch auch niemanden schreiben lassen, daß er sich in der vollkommen abgetakelten Eckkneipe von vollgesoffenen Semifaschisten anhören mußte, daß ... Es endete auch kein Artikel mit dem Verweis auf in Bahnhofstoiletten niedergeschmierte Parolen! Ich bin empört von der Bequemlichkeit mancher Autoren.
- Rasmus Engler, Hamburg -

NEOZOEN

KONKRET 10/09: "Es läuft wie geschmiert" von Mathias Wedel

Keine andere Zeitschrift ist für mich so gescheit und lehrreich wie KONKRET. Doch wenn es um Wörter mit Migrationshintergrund, lateinischem, geht, hapert es zuweilen auch bei ihr. So darf es nicht Promovent, sondern muß Promovend heißen. Es ist freilich auch ein wenig verwirrend. Es heißt zwar zum Beispiel Präsident, das von lateinisch praesidens (Genitiv praesidentis) kommt, grammatisch ein Partizip Präsens ist und Vorsitzender bedeutet; hingegen ist ein Promovend ein promovendus, das ist ein Gerundivum und bedeutet ein zu Befördernder (nämlich von der Hochschule zum Nachweis der Forschungsbefähigung). Ähnlich ist es bei Reverend und Referent. Jener ist ein zu Verehrender (Gerundivum), dieser ein Vortragender (Part. Präs.). Solange die "FAZ" in sprachlichen Dingen noch ein hohes Maß an Distinktionsfähigkeit an den Tag legt, solange sollte die - erheblich klügere - KONKRET nicht dahinter zurückfallen.
- Hermann Engster, Göttingen -

IN SEKTEN

KONKRET online: "No-go-area Deutschland"

"25.10.09: ›Antiimperialisten‹ verhindern eine Aufführung des Dokumentarfilms ›Warum Israel‹ des Holocaust-Überlebenden und Résistance-Kämpfers Claude Lanzmann im Hamburger Kino B-Movie. Die Kinobesucher werden als ›Schwuchteln‹ und ›Judenschweine‹ beschimpft und tätlich angegriffen." Warum steht in diesem Beitrag "Antiimperialisten" in Anführungszeichen, und warum liest man im ganzen KONKRET nichts über diesen skandalösen Vorfall?
- Martin Stobbe, per E-Mail -

Lieber Martin Stobbe, es soll noch immer Menschen geben, die aus der Kritik der globalen Ausbeutungsverhältnisse nicht folgern, antisemitischen Sekten beitreten zu müssen. Jene sollten nicht beleidigt werden; daher die Anführungsstriche. Und da KONKRET seine begrenzte Seitenzahl nach Möglichkeit für anderes verwendet als für antisemitische Sekten, zog die Redaktion andere Konsequenzen: zum einen durch Unterzeichnung der Erklärung "Es darf keine antisemitische Filmzensur in Hamburg geben" (einsehbar unter www.kritikmaximierung.de), zum anderen wird der KONKRET-Herausgeber im Januar gemeinsam mit Claude Lanzmann an einer Veranstaltung anläßlich einer weiteren Filmvorführung teilnehmen (siehe Von KONKRET).
Die Redaktion

ATHENER EULEN

KONKRET 11/09: "Rektor gar" von Jochen Stremmel und 12/09: an KONKRET

Stremmels Ausführungen sind korrekt und zeigen, daß Sloterdijk weder die Odyssee noch die Dialektik der Aufklärung gelesen hat. Sloterdijk phantasiert, daß Odysseus dem Kyklopen Polyphem nach der Befreiung aus der Höhle gesagt habe, sein Name sei "Niemand". Stremmel belegt mit einem Zitat, daß Odysseus dies vor der Befreiung tut, und mit einem weiteren Zitat, daß er ihm nach der Befreiung, als er sich vor der Küste schon in Sicherheit wiegt, seinen wahren Namen zuruft, Odysseus, und, damit es auch keinen Zweifel an seiner Identität gibt, noch Patronym und Herkunft. Es gibt also, wie Stremmel richtig zeigt, zwei unterschiedliche Namensnennungen (nimmt man Od. 9, 259-264 hinzu, sind es sogar drei). Wenn Sloterdijk dies schon nicht bei der Lektüre der Odyssee gesehen hat, hätte es ihm spätestens bei der Lektüre der Dialektik der Aufklärung auffallen müssen, denn Horkheimer und Adorno argumentieren mit beiden Namensnennungen und deren verschiedenen Funktionen. Zunächst wird die erste Stelle, an der Odysseus sich als "Niemand" vorstellt, als Selbstverleugnung zwecks Selbstbehauptung interpretiert, dann die zweite Stelle, an der Odysseus seinen wahren Namen preisgibt, als Ausdruck von Hybris gedeutet. Ob es sich, wie Horkheimer und Adorno vermuten, hier um ein etymologisches Wortspiel mit dem Namen Odysseus handelt, der klanglich an das griechische Wort für niemand/ keiner, oudeis, anspielt, ist eine andere Frage. Aus philologischer Sicht ist jedenfalls bemerkenswert, daß sie mit diesem Gleichklang argumentieren, obwohl Odysseus sich bei Homer gar nicht Oudeis nennt, sondern Outis. Auch outis bedeutet "niemand", ist aber eine andere Zusammensetzung als oudeis. Letzteres kommt bei Homer nicht vor. Das Wortspiel, das in der Odyssee sicher beabsichtigt ist, ist das zwischen der Negation outis, die Odysseus als Name benutzt, und der alternativen Negation metis. Als der geblendete Polyphem jammert, daß Outis, Niemand, ihn geblendet habe, verstehen seine Nachbarn nur die Sache, aber nicht den Namen, und antworten mit der Negation metis. Damit spielen sie unwissentlich auf das Substantiv metis (= "Klugheit") an, das als Suffix im griechischen Adjektiv "sehr klug" vorkommt, welches stehendes Beiwort des Odysseus ist. Odysseus, der das Hin und Her von outis und metis hört, sagt sich lachend, daß sein Name und seine untadelige Klugheit den Kyklopen getäuscht haben.
- Odysseas Bellou, Berlin -

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36