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36 Jahre Konkret CD

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Heft 09 2008

an konkret

GENDER STUDIES

KONKRET 7 + 8/08: Wenzel Storch auf Expedition in die Feuchtgebiete der Comicgeschichte

Was ist ekliger als ein Pornograph, der sich verschämt aus einem "Schlüpfrich"-Videoladen stielt? Richtig: ein Journalist, der behauptet, er beschäftige sich damit aus Recherchenotwendigkeiten für seinen nächsten Artikel. In reaktionären Zeiten wie den heutigen, in denen es wieder vermehrt Frauen gibt, die meinen, es sei postfeministisch, den Körper zu veräußern, und in denen im Fernsehen um Mitternacht von einem blödsinnigen jungen Dämchen erklärt wird, es sei gar nicht so schlimm mit Bordellen, dort gehe es zu wie in ihrem Schlafzimmer und sie würde sich gerne länger unter den "Mädchen" noch räkelnd auf dem Bett aufhalten (was ihr rachsüchtig fast zu wünschen wäre - dann aber mit allen Folgen, um etwas zu begreifen), meinen manche alten linken Kaliber wie Wenzel Storch, es sei an der Zeit, nicht mehr verschämt mit völliger Unkenntnis sämtlicher Pornodebatten der achtziger und neunziger Jahre hinterm Berg zu halten, sondern wie in den guten alten KONKRET-Zeiten sich öffentlich ordentlich einen abzuwichsen, und das auf am laufenden Fließband servierten Comicseiten. Da hat man als KONKRET-Herausgeber einen im Thema gesellschaftlicher Zurichtung des weiblichen Körpers so beschlagenen Autor wie Georg Seeßlen auf den nächsten Seiten - was soll's, schließlich ist man als Wenzel Storch lange mit sich selbst beschäftigt - vermutlich so lange, bis sein Film "Die Reise ins Glück" fertig war - da kann man ja nicht alles mitkriegen. Daß das ewige nabelbeschauliche Gefasel eines Tomayers samt seiner Liebe zu nackten Frauen aus der "Bildzeitung" nie aufhört, kann als vorletzte Seite ja noch getrost ignoriert werden. Zumal die offensichtliche Verzweiflung, auf diese Weise noch eine Frau zu finden, nicht verschwiegen wird und damit einige der Gründe, wessen (sic!) Bedürfnisse der pornographische Markt (mit Frauen) befriedigt, ausführlich und nachvollziehbar dargestellt werden - vielleicht der Sinn der Sache? Es werden aber in der Redaktion noch mehr der irrigen Idee anhängen, in der zynischen Rezeption pornographischer Comicbilder liege irgendein aufklärerischer Wert. Wenn man aber als alter Sack von Feminismus niemals etwas verstehen will und das Thema stets dankbar auf die unsägliche Person Alive (!) Schwarzer herunterbricht und das seit den Zeiten tut, in denen er nicht so glimpflich davonkam, wird er es auch nicht mehr verstehen (wollen). Mag's also dem Kinde erklären, wer will. Unsereins ärgert sich widerwillig und freut sich, wenn die Seiten des Ergusses ohne Kotzen überblättert werden können.
- Margret Schicht, per E-Mail -

In Erwartung der fälligen Wenzel-Storch-Debatte: Storch schreibt literarische Texte eines Genres, das man als Leser-Autobiographie bezeichnen könnte. Dieses Genres erlaubt es dem Erzähler "innen" und "außen" zu sein, sich zu identifizieren, vom persönlichen Leseerlebnis Zeugnis abzulegen und zugleich eine (ironische) Distanz zu wahren, zum Gelesenen und zu sich selbst als Rezipient. Als besonders fruchtbar erwies sich diese Erzählweise bei Storchs jüngster "Expedition in die Feuchtgebiete der Comicgeschichte". Der Autor muß nicht verhehlen, wie viel Spaß ihm die Lektüre macht, und kann zugleich deutlich machen, wie absurd und problematisch Pornographie und sein eigenes Vergnügen an ihr ist. Indem er den Dingen unschuldig-verspielte und natur-romantische Namen gibt, unterstreicht er ihre Künstlichkeit und Perversion. Doch Storchs Hauptfeind ist jenes Reich brutal verdrängter Sexualität, dessen aggressiver Biederkeit und propagandistischer Lustlosigkeit er die Nähe zu sexuellen Phantasien nachweist. Ferkeleien, besonders in gemalter Form, sind absolut harmlos und bereiten eine Form von unschuldiger Freude, die keinem Kummer bereitet. So berechtigt die Kritik an einer Pornographie ist, bei deren Herstellung Menschen körperlich oder psychisch zu Schaden kommen, so harmlos ist eine Pornographie, die Männer und Frauen gleichermaßen zu Fetischen macht, also nichts anderes tut, als die ganz normale Wahrnehmung eines Sexualpartners zweidimensional umzusetzen. Eine solche Pornographie ist ein Ort, an dem bei optimalem Lustgewinn und minimaler Schädigung anderer zwischen "kalten und warmen Madonnen" unterschieden werden kann, denn "Phantasien, doziert unser Hoteldirektor, ... seien nicht verunreinigt von Wirkung und Konsequenz" (Storch). Die von Storch beschriebene Pornographie zeigt nicht nur eine Sexualität, die "freundlich wie das Schloßgespenst Hui Buh" ist, sie beflügelt zudem, anders als die Kinderbücher von Enid Blyton und die Schlager von Roberto Blanco, die Phantasie. Sie schlägt sich mutig in die Bresche für die Sexualität und gegen deren beiden größten Feinde: Protestantismus und Entzauberung.
- Johanna Gleim, Berlin -

GERMANISTIK

KONKRET 8/08: "Gremlizas Express"

Lieber Wolfgang, anbei ein Leserbrief von Manfred Dahlmann, Philipp Lenhard, Horst Pankow, Thomas von der Osten-Sacken, Gerhard Scheit und mir. Es würde uns freuen, wenn er in der nächsten Nummer abgedruckt wird - nicht zuletzt, da es die weitere Autorenschaft für KONKRET erheblich erleichtern würde, wenn derartige Ausfälle des Herausgebers im Heft nicht unwidersprochen bleiben. Beste Grüße, Stephan - Weil es offenbar nicht ausreicht, den "Bahamas"-Redakteur Justus Wertmüller völlig unbegründet einen "Pfaffen der Kapitalherrschaft", "Mehrwertmullah" und "Exkommunisten" zu schimpfen, um ihn zu dämonisieren, muß nach schlechter alter linker Tradition auch noch der Faschismusvorwurf aus dem Hut gezaubert werden. Hatte Wertmüller über einen deutsch-marokkanischen Kriminellen namens Salih geschrieben, der auf einem Beutezug plötzlich mit der Gegenwehr des Überfallenen konfrontiert worden war, die unbeabsichtigt zum Tod Salihs geführt hatte, so bezichtigt ihn Gremliza, den Kleingangster als "Kanaken" dargestellt zu haben. Daß der unbestimmte Artikel vor dem Namen "Salih" selbstredend nicht alle Deutsch-Marokkaner, Migranten etc. in Kriminelle verwandelt, sondern nur darauf verweist, daß Salih kein Einzelfall ist, entgeht Gremliza. Es soll offensichtlich um jeden Preis die schiefe Analogie zwischen "Kanake" und "Judensau" herauskommen, um der "Bahamas" dann allen Ernstes vorhalten zu können, sie sei ohnehin wie der "Völkische Beobachter". Das ist keine Polemik, sondern Hetze gegen einen ehemaligen Autor, der ein anderes Verständnis von kommunistischer Kritik hat als der Herausgeber.
- Manfred Dahlmann (Wien), Stephan Grigat (Wien), Philipp Lenhard (Köln), Horst Pankow (Berlin), Thomas von der Osten-Sacken (Frankfurt am Main), Gerhard Scheit (Wien) -

"Der innere Kern der radikalen Linken besteht ja nun aus relativ verwahrlosten Elendsgestalten ... Immer noch trägt man diese schrecklichen Dreadlock-Wursthaare ... Immer noch hält man sich für etwas Besseres, obwohl einen das physische und psychische Elend schier aus dem Knopfloch heraus angrinst. So gesehen ist natürlich die radikale Linke, also alles jenes, was sich autonom, antifa oder Ex-K-Grüppler (nennt), die Antirassisten und Antisexisten nicht zu vergessen, die von ganz besonderer Häßlichkeit sind, etwas Abstoßendes und schon deshalb ein Personenkreis, zu dem man auf Abstand gehen sollte." Aus einem Interview mit Justus W. - Die Red.

Justus W., hör auf zu heulen, du deutsches Opfer.
- Jörn Seifert, Hamburg -

KLEINES GRAECUM

KONKRET 8/08: "Der Sport ist schietegal"; Interview mit Klaus Theweleit

Ich hätte nicht gedacht, daß auch Klaus Theweleit nicht weiß, was eine Olympiade ist. - Und daß die KONKRET-Redaktion nicht eingreift zur Richtigstellung vor Veröffentlichung.
- Rainer Kühn, Münster -

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Literatur Konkret Nr. 36