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36 Jahre Konkret CD

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Heft 06 2008

an konkret

WAHN UND WIRKLICHKEIT

KONKRET 5/08: "Der Tibet-Wahn" von Hermann L. Gremliza und "Der Schein heiligt die Mittel" von Colin Goldner

Nur die postdieterhildebrandtsche Riege öffentlich-rechtlicher Kabarettdarsteller enthält sich vornehm jeden Witzes auf den "heiligen Knalldeppen" aus Tibet. Selbst Dieter Nuhr oder Urban Priol tun das nicht. Um so weniger ein kabarettistisches Urgestein wie Wilfried Schmickler von den "Mitternachtsspitzen", der der "Großleuchte der Weisheit" ordentlich in die Schuhe hilft. Oder Wolfgang Nitschke vom "Kölner3Gestirn", der schon vor zehn Jahren passende Worte fand zu dem "pickelerregenden Frontalangriff auf den menschlichen Geist", den "Seine dünnluftige Glatzendämlichkeit" da mit dem "Wortschatz eines Dreijährigen zusammenstottert". Nitschkes Programm "Buddha bei die Fische" war allerdings nur live zu erleben, beim WDR fiel es der hausinternen Zensur zum Opfer.
- Peter Augustin, Passau -

Wie kommt so ein meschuggener Wanderprediger wie Sie überhaupt dazu, eine Zeitschrift herauszugeben und zu erwarten, daß mensch diese auch noch kauft und liest?
- Edith Hartmann, per E-Mail -

Genosse Hermann L. Gremliza, Dein Tibet-Kommentar ist Backgroundmäßig wenig redigiert, und wenn Du erwartest, daß der Dalai Lama 850 Millionen hungernder Menschen - Männer, Frauen und Kinder - füttert, kannst Du lange warten. Zumal dieser Hunger erzeugt wird, wenn es Menschen verunmöglicht wird, sich mit buddhistischem Wissen und Praxis zu beschäftigen. Wie es nach Berichten die Kommunistische Partei Chinas seit 1999 und unvorstellbar grausam tut. 60 Millionen Falun-Gong-Übende aller Volksschichten, darunter auch Parteigenossen, wurden zu den neuen Juden Chinas. Also zusammengefaßt: Dein Artikel nix gut. China nix gut: Kommunistische Partei kontrolliert alles und bringt dich grausam um.
- Dieter Frohnapfel, Marburg -

WAHRHEITSFINDUNG

KONKRET 5/08: "Hier KONKRET"

Ich lese erstaunt im Gespräch mit Herrn Pfeifer vom "Krieg, den der Iran im September 1980 gegen den Irak begonnen hatte." Nanu? War es nicht genau umgekehrt? Zur Erinnerung: 17. September 1980: Kündigung des Vertrags von Algier durch Saddam Hussein; 22. September 1980: Bombardierung Teherans und Einmarsch irakischer Truppen ins Gebiet um Khoramschar. Zu hoffen wäre, daß Herr Pfeifer einfach etwas durcheinandergebracht hat; nicht unterstellen will ich gezielte Absicht: Klingt die These von der Bedrohung durch den "Vernichtungsantisemiten" nicht viel überzeugender vor dem Hintergrund, daß der Iran schon einmal einen Krieg angefangen hat?
- Georg Seppmann, Bamberg -

GEWISSHEIT UND FRAGEN

KONKRET 4/08: "Alles Doping oder was?" von Hermann L. Gremliza

In den vielen Jahren, in denen ich regelmäßig Ihre scharfzüngigen und mutigen Texte gelesen habe, ahnte ich den Radrennfahrer in Ihnen. Jetzt habe ich Gewißheit und freue mich, daß Sie den Kampfgeist und die Ausdauer eines Ritters der Landstraße unter die Journalisten gebracht haben. Bitte, legen Sie weiterhin die Kette nach rechts, und zeigen Sie unserer Journaille, was es heißt, analytisch und mit reflektierender Voreingenommenheit zu berichten, anstatt sich sein Schweigegeld zu ersudeln. Zwei Fragen haben sich mir nach der Lektüre Ihres Artikels gestellt: Können Sie mir epidemiologische Untersuchungen nennen, die Hinweise auf deutlich verkürzte Lebenserwartungen bei Hochleistungssportlern geben? Haben Sie sich 1987 schon Gedanken über die lebensverkürzende Wirkung bestimmter Dopingmittel gemacht? Ich hoffe doch sehr, weil ich ungern auf Ihre intellektuellen und sprachlichen Bergsprints in den nächsten Jahrzehnten verzichten möchte.
- Stephan Hohenschild, Vereinsmeister Straße Senioren II, RGH 1999/2000 -

AUS DEUTSCHEN LANDEN I

KONKRET 5/08: "Unsere Ehre heißt Frieden" von Michael Klarmann

Hier in der Nähe von Waiblingen bei Stuttgart gibt es einen analogen, jedoch nicht ganz so brisanten Fall: Eine junge Geschichtsstudentin entdeckte auf einem Friedhof ein Grab in Form eines Keltenkreuzes und der Inschrift "In Ehren Panzergeneral Guderian". Sie wandte sich zunächst an die Stadtverwaltung, wo sich jedoch wenig rührte. Dann nahm sie Kontakt zur Lokalpresse auf, die daraufhin einen mäßigen Artikel verfaßte, in dem sich die Kritik allein auf die formale Legalität und die bürokratischen Prozesse beschränkt, anstatt die Sache an sich zu thematisieren, nämlich wieso Menschen heute immer noch NS-Panzergenerälen huldigen. Die eigentlich Pointe waren allerdings die auf diesen Artikel (erschienen am 8. Mai in der "Waiblinger Kreiszeitung" und in weiteren Lokalzeitungen) folgenden Leserbriefe. Dort wird die Geschichtsstudentin persönlich beleidigt, ihr eine "Profilneurose" unterstellt (sie solle lieber krebskranke Kinder pflegen) und Guderian, der Angriffskriege führte sowie neue Taktiken zur kombinierten Kriegsführung entwickelte, fast schon zum Widerstandskämpfer verklärt, weil er Hitler mehrere Male widersprach (freilich ohne zu nennen, dass es dabei immer nur um strategisch-militärische Meinungsunterschiede handelte). Landesvater Oettinger hat's ja mit Filbinger vorgemacht! Außerdem wird gemahnt, man solle "die ganze Geschichte nicht an die große Glocke hängen", es wird von einer "Schmutzkampagne" gesprochen, die der "Wichtigtuerei einer Studentin" entspringt, sei Guderian doch in den Nürnberger Prozessen freigesprochen worden. - 63 Jahre nach Kriegsende - und kein bißchen Entnazifizierung.
- Björn Schembera, Waiblingen -

AUS DEUTSCHEN LANDEN II

KONKRET 4/08: "Zu Protokoll: Vetriebenengespräche"

Harald Schmidt, den ich mal gar Samuel Beckett nahe wähnte, ist für mich spätestens abgestürzt, als er bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 schwarz-rot-goldene Fahnenmeere begrüßte, unironisch, bei Waldemar Hartmann. Kein Wort mehr dazu. Dieter Hildebrandt - nun darf man ja nicht vergessen, daß er das Münchener Kabarett "Lach- und Schießgesellschaft" in der Adenauer-Zeit mitbegründet hat, mehr als zehn Jahre vor '68. Er schien einmal zu stehen für etwas, das mir auch wichtig war. Werch ein Illtum! In wenigen eitlen Talkshowminuten hat er, was mir allerdings schon längst brüchig schien, komplett eingerissen. Ich habe in den letzten Jahren vieles Peinliche, Unsägliche, Widerliche, Grausige gehört und gelesen. Aber was KONKRET hier dokumentiert, gehört mit zum Peinlichsten, Unsäglichsten, Widerlichsten und Grausigsten, das mir in diesen Jahren untergekommen ist. Viele Menschen, die ich eigentlich mal sehr gut oder ganz gut oder immerhin akzeptabel fand, sind mir im Laufe der Zeit sozusagen abhanden gekommen: Wolf Biermann, Martin Walser, Günter Grass. (Hermann L. Gremliza gehört noch immer nicht - und ich sage voraus: wird nie gehören - in diese Reihe, obwohl er seit Jahrzehnten jede Menge Chancen dazu gehabt hätte, sich dort einzufügen.) - Jetzt ist leider schon wieder einer hinzugekommen: Dieter Hildebrandt. Weine ich eine Träne? Diesenfalls ja!
- Uli Wetz, Edingen-Neckarhausen -

SPRACHKRITIK

KONKRET 5/08: Von KONKRET und Gremlizas Express

Evangélou heißt auf Deutsch "Tochter von Evángelos", und Evángelos ist immer der Überbringer einer frohen Botschaft, sprich Evangelist. Eva Pampig heißt auf Griechisch soviel wie Eva Schilyburda, eine akustische englisch-griechische Kombination, zusammengesetzt aus den Wörtern silly, englisch für "Dummerchen", und burda, griechisch für "Quatsch".
- Tassos Goulas, Nienburg/Weser -

Daß die "Verzahnung" von Recht, Gerechtigkeit und Frieden ein "roter Faden" sein kann, vor allem bei Edelwerken, ist nachrevolutionär tröstlich.
- Günter Herburger, Isny im Allgäu -

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36