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36 Jahre Konkret CD

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Heft 12 2006

an konkret

Ontologisch

KONKRET 11/06: Gremlizas Gespräche III; Albrecht Müller: "Ihr Weltbild möchte ich haben"

Dummheit und Korruption sind ein zwangsläufiges, also ganz normales Ergebnis einer Gesellschaftsform, deren nervus rerum die Akkumulation von Kapital ist. Die Korruption resultiert aus der Tatsache, daß die bürgerliche Herrschaftsform sich selbst historisch überlebt hat. Der Bürger als Souverän kann sich nur noch legitimieren, indem er sich belügt. Die Korruption des bürgerlichen Subjekts ist zu seinem Wesen, sozusagen ontologisch geworden. Deshalb bringt die realexistierende Gesellschaft nicht mehr wie in der Klassik Dichter und Denker hervor, sondern Deppen und Superstars. Ich werd ja schier selbst an ihr zum Deppen. Sie schwemmt eben jene Typen auf die Schaumkrone, die der Entwicklung der Gesellschaftsform entsprechen: Mal waren es Aufklärer, auf die noch heute alle Bürger stolz sind; später waren es die Nazis, auf die der Bürger nicht so stolz ist. Dann waren es wehrhafte Demokraten - nun sind es heute eben die Korrupten und Schwachköpfe und deren Pendant, die Korruptionsbekämpfer.
Kai Müller
Freiburg

Dank an Hermann Gremliza und Albrecht Müller für dieses hochinteressante Gespräch. Die neue Rubrik "Gremlizas Gespräche" wird hoffentlich zu einem festen Bestandteil der Zeitschrift.
Dietmar Schmidt
per E-Mail

Überfrachtet

KONKRET 8/06 "Jenseits von Google" von Ulrich Holbein

Ich halte mich nicht für ungebildet. Wenn ich einen Artikel aber nur mit diversen Lexika auf dem Schoß halbwegs verstehen kann, dann macht mir das Lesen keine Freude. Ich mochte es nie und mag es immer noch nicht, wenn man mir Ehrfurcht einflößen will, indem man mir zig imposante Fremdwörter und eindrucksvolle Namen nur so um den Schädel haut. All die bedeutsamen Begriffs- und Namensnennungen, kreativen Wortschöpfungen, geistreichen Querverbindungen, assoziativen Anspielungen und chronologischen Aufzählungen mögen uns Herrn Holbeins Supersuperwissen und mir meine Begrenztheit und Dämlichkeit hübsch vor Augen führen. Doch wünsche ich mir, daß sich ein KONKRET-Autor nicht bloß öffentlich selbst bespiegelt. Der gute Holbein scheint mir geistig ein wenig überfrachtet zu sein. Vielleicht hülfe ihm autogenes Training oder ein Töpferkurs in der Toskana? Wer so klug ist, wie Holbein tut (und vielleicht sogar ist), darf sich dann aber keine sprachlichen Fehler erlauben! "Wer ›brauchen‹ nicht mit ›zu‹ gebraucht, braucht
›brauchen‹ nicht zu gebrauchen!"
Herbert Jaisle
Remshalden-Buoch

Geordnet

KONKRET 10/06: "Hartz IV für alle" von Felix Klopotek

Klopotek kritisiert die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen mit kritikwürdigen Argumenten. Hier nur ein Hinweis: Wenn er vorschlägt, die "gigantische Kraftanstrengung aller Ausgebeuteten", der es bedürfe, ein BGE einzuführen, "gleich für eine Neuordnung der gesamten Ökonomie" einzusetzen, so sollte er doch bitte gleich umreißen, wie eine solche neugeordnete Ökonomie aussehen sollte. Sie sollte nämlich auf alle Fälle ein BGE beinhalten. Eine andere Gesellschaftsordnung ist nur dann eine bessere, wenn sie den Zwang zur Lohnarbeit beseitigt.
Andreas Krenzke
Berlin

Transzendental

KONKRET 10/06: "Deutsches Museum" von Michael Girke

Kunstwerke zu beurteilen ist schwierig. Es ist so schwierig, daß man es eigentlich nur unter Berufung auf den eigenen unerheblichen Geschmack tun sollte. Gesinnungsurteile zu fällen und Forderungen an Kunst zu stellen, wie es Michael Girke in seinem Artikel über die Caspar David Friedrich-Ausstellung tut, ist ein ebenso uraltes wie unsinniges Bedürfnis, das auch nicht politisch begründet werden kann. Kunst soll nur eins: nichts müssen. Eine Wagner-Oper hat noch keinen zum Nazi gemacht. Daß umgekehrt Nazis Wagner mochten und mögen, beweist nicht das Gegenteil. Trotzdem wird beides leider oft verwechselt. Zum ›transzendentalistischen‹ Bürger wird man jedenfalls nicht durch Caspar David Friedrichs oder irgendwelche anderen Kunstwerke, sondern durch die historischen und ökonomischen Verhältnisse seiner Sozialisation, die sich mit oder ohne romantische Malerei zu reproduzieren wissen.
Friedrich (dem ich übrigens in keiner Weise anhänge) als pinselnden Mitbereiter einer KZ-Wächter-Innerlichkeit einzuordnen, ist nicht nur platt und abwegig, sondern schließt auch einen moralischen Imperativ an alle Künstler dieser Welt mit ein, doch bitte statt dessen zu zeigen, "was für eine Belästigung Geschichte sein kann" - als ob sich das malen ließe! Als ob davon ein politischer Gewinn ableitbar wäre! Und als ob Kunst überhaupt noch bestünde, wenn sie denn nichts wäre als ein Belästigungsimitat!
Sasha Becker
per E-Mail

Vergiftet

LITERATUR KONKRET 2006: "Der Weiblichkeitsexperte rät (ab)" von Horst Tomayer

Man sollte Frau Herman nicht ernster nehmen als andere Zeitgeistsurfer wie Sloterdijk oder Schröder a.D.
Meine schöpferische Leistung zum Thema ist folgende: 1. Er will regelmäßig Sex und muß deshalb eine Beziehung eingehen. Sie will eine stabile Beziehung und muß deshalb regelmäßig Sex anbieten. 2. Er macht überall an, und sie wählt den besten Anmacher aus. Aktiv und passiv kommen auf beiden Seiten vor, auch wenn nur er als aktiv und sie als passiv wahrgenommen wird. 3. Die Natur hat weder Moral noch Ethik, das Leben hat auch kein Ziel oder einen Zweck (es kann das eventuell haben). Nicht natürlich ist die Zweierbeziehung, auch wenn sie für kurze Zeit eine gewisse Bedeutung haben kann. Daß sie eventuell der Befriedung dient, muß man auch gelten lassen, mit Evolution hat das nichts mehr am Hut, obwohl das auch zur Evolution gehört. 4. Er wird seinen Marktwert mit der Prestige-Industrie (zum Beispiel mit Freelander) zu steigern versuchen, sie mit der Attraktionsindustrie (zum Beispiel mit Mode). Gleichheit der Gender besteht da nicht.
Gleichwohl ist es angebracht, für Gleichberechtigung, Chancengleichheit und Würde des Individuums zu kämpfen. Das ist dann wieder Kapitalismusdiskurs. Der Rest ist leider evolutionsbedingt, davon leben aber allerlei Partnerberatungsinstitutionen, die Kirche, die Wellnessindustrie, bis hin zur Kriegswirtschaft oder eben Hermansche Ratschläge ... Man hört, daß sechs Prozent der Männer sexuelle Erfahrung mit Tieren haben, sie steigen mithin auf alles, was das regelmäßig ermöglicht. Einige gehen in die Politik, werden Außenminister und heiraten fünfmal, andere merkeln mit Putten im Busch.
Martin Dettwiler
per E-Mail

Ich habe folgendes Problem: In den letzten Jahren hat mich eine diffuse Angst vor einer Dioxinvergiftung immer mehr übermannt. Meine Freunde sprechen diesbezüglich schon von Paranoia, nur weil ich inzwischen glaube, daß man sich eine solche Vergiftung auch schon auf dem optischen Wege zuziehen kann. Irgendwer in der KONKRET-Redaktion scheint das zu wissen und versucht immer wieder, mich durch Abbilden von chemischen Kampfstoffen der Sorte Madonna, Feldbusch etc. zu schädigen. Zuletzt geschah dies durch den Abdruck eines Fotos der Plastikzammel Herman auf der Titelseite des Literaturheftes. Ich schwöre, daß ich ein treuer Leser und sogar Abonnent von KONKRET bin und niemandem in der Redaktion Anlaß gegeben habe, solcherlei Anschläge auf mein Wohlbefinden zu verüben. Können Sie mir nicht vielleicht helfen und dafür sorgen, daß das aufhört? Ach so, was ich dafür geben würde? Einiges, sage ich nur, ich würde einiges dafür geben. Falls das nicht genug sein sollte, geben Sie mir doch bitte Bescheid. Allerdings muß ich Sie der Ehrlichkeit halber darauf aufmerksam machen, daß meine Mittel als Hartz-IV-Betroffener extrem beschränkt sind ...
Siegfried A. Christmann
Koblenz

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36