Freitag, 3. Mai 2024
   
Startseite Konkret Hefte Konkret Texte Sonderhefte Konsum Online Konkret Verlag

Das aktuelle Heft



Aboprämie



Studenten-Abo



Streetwear



36 Jahre Konkret CD

36 Jahre Konkret CD


Heft 01 2005

an konkret

Trotzkis Gespenst

KONKRET 11/04: "Genozidales Potential" von Horst Pankow

Ein gewisser Leo T. schrieb uns dazu im April 1939 aus dem fernen Coyoacan: "Der Kampf um die Kolonien bleibt immer ein Teil der Politik des imperialistischen Kapitalismus. Dieser Kampf hört niemals auf, selbst wenn die Welt zur Gänze aufgeteilt ist, immer verbleibt eine neue Wiederverteilung, konform mit den entstandenen Veränderungen im imperialistischen Kräfteverhältnis, auf der Tagesordnung. Das ist heute der wahre Grund der Aufrüstung, der diplomatischen Krisen und der Kriegsvorbereitung."
W. Oedingen
per E-Mail

Aberglaube

KONKRET 12/04 "Kampf den Kulturen!" von Hermann L. Gremliza

Gremliza hat recht: Die Geschichte des Christentums ist eine "Kriminalgeschichte" (Deschner) und der Anteil der Christen an der Verfolgung und Ermordung von Juden ihre bleibende Schande. Und Gremliza hat unrecht: Das antisemitische Projekt der endgültigen Vernichtung der Juden war das Projekt einer nicht-christlichen Partei, der NSDAP, und zu den willfährigen Vollstreckern gehörten auch massenhaft Nicht-Christen. Gremliza hat recht: Der Mörder von Theo van Gogh hatte es auf die Juden abgesehen. Und Gremliza hat unrecht: Auch Theo van Gogh hatte es außer auf die Muslime auch auf die Juden abgesehen, mit Äußerungen wie z.B. der über den "Karamelduft der Gasöfen", wenn "zuckerkranke Juden" vergast wur-
den.
Ein bißchen mehr Gespür für die Dialektik der Aufklärung hätte ich mir schon gewünscht.
Dick Boer
Amsterdam

Ihre Kolumne, lieber Herr Gremliza, werde ich weiter mit Vergnügen lesen, auch wenn ich davon überzeugt bin, daß authentische Spiritualität - ob jüdisch, christlich, moslemisch, buddhistisch, hinduistisch oder auch atheistisch - immer zu Freiheit und Gerechtigkeit verpflichtet ist und nichts mit Aberglauben zu tun hat. Das ist aber Glaubenssache. Um zu wissen, daß Verbrechen im Namen einer Religion begangen wurden und werden, muß man nicht diese halbwissenschaftlichen Pamphlete von Deschner lesen, die Sie leider immer noch in ihrem Verlag vertreiben. Ein bißchen mehr Niveau stünde KONKRET hier besser an. Dies alles wird mich aber nicht davon abhalten können, Ihre Zeitschrift weiterhin zu lesen, zu abonnieren und zu empfehlen.
Markus Grafenburg
Tübingen

Imp of the Perverse

KONKRET 12/04: Leserbrief von Maik Matthias

1. Lohnarbeit ist ein gesellschaftliches Zwangsverhältnis. Aber keins, das ein positives Verhältnis zu dem gemeinen und widerwärtigen Zwang, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, erzwingt, auch nur nahelegt. Wenn Leute, statt dieses Verhältnis abzuschaffen, darum betteln, beschäftigt zu werden, ist das verkehrt (= lat. "pervers"). Wer das ändern will, soll dem geschätzten Proletariat keine Entschuldigungszettel ausstellen ("bewußtseinsprägende gesellschaftliche Zwänge"), sondern sein falsches Bewußtsein kritisieren. Das geht natürlich nicht damit zusammen, sich durch heftiges Mit-Leiden mit ganz viel Dankbarkeit und noch mehr Verständnis in das falsche Bewußtsein einzuschleimen.
2. Der Verweis aufs eigene Arbeiten-Wollen hat oftmals unschöne Implikationen in bezug auf Leute, die des unverdienten Wohllebens verdächtig sind. Solche Ressentiments hat auch Herr Matthias zu bieten. Wer hätte gedacht, daß man den guten alten Faschistensatz "Geh' doch erst mal arbeiten!" als vulgärmarxistische Parlamentarismuskritik aufbereiten könnte.
3. Etwas verwirrt bin ich noch: Einerseits gehöre ich zur herrschenden Klasse - man bedenke, daß Leute sich für mich kaputt schuften. Aber keine Sekunde nach meiner Ernennung zur Kapitalistin h.c. bin ich schon wieder deklassiert als "perspektivloses Kleinbürgerkid". Na wat'n nu?
4. Das Problem an Parlamenten ist ihr Existenzgrund und was da beschlossen wird; nicht, daß sich da einige einen faulen Lenz machen würden - das tun sie nämlich leider gar nicht. Das Hin- und Hergehetze zwischen Berlin, Straßburg und Brüssel in den letzten fünf Jahren war vieles: lehrreich, oft unfreiwillig komisch, manchmal recht frustrierend - und durchaus mit angenehmen Privilegien verbunden. Aber "geruhsam" waren meine Auseinandersetzungen mit einer antizionistischen Parlamentsmehrheit, den Grünen, meiner eigenen Fraktion GUE/NGL, der Kommission, dem Rat und der Bürokratie wirklich nicht. Leider.
Wer mich als "irgendwiegrün" bezeichnet, hat offensichtlich keine Ahnung, daß ich vor drei Jahren aus Partei und Fraktion der Grünen ausgetreten bin.
Ilka Schröder
Berlin

Holy Ghost

KONKRET 12/04: Albert Ayler: "Holy Ghost" von Thomas Kranefeld

"The father, the son and the holy ghost" oder so heißt ein Teil von John Coltranes "Meditations"-Suite. Albert Ayler sagte dazu, Coltrane sei der Vater, Pharoah Sanders der Sohn und er, Ayler, sei der "holy ghost". Ja, genau. Ayler war der Heilige Geist der Sechziger.
Schön, wirklich schön und anrührend, einen Text über Albert Ayler in KONKRET zu finden. Ayler ist mir immer ein Begleiter gewesen. Niemals hat mich eine Musik so berührt, trotz Coltrane und Ornette und Sun Ra und frühem Sanders und Dylan, Cash oder den Dead. Aylers Musik ist, wenn denn diese Vokabel mal erlaubt ist, heilige Musik. Die Box habe ich bestellt, und ich bin genauso gespannt und aufgeregt, wie ich es 1967 gewesen wäre. Ayler mit Sanders? Ich faß' es nicht. Was uns jetzt noch fehlt, wäre ein Mitschnitt des Coltrane-Konzerts, bei dem Ayler und Carlos Ward mit in der Bläsergruppe waren. Good god almighty!!
Zweimal in diesem Leben haben mir Musikartikel in KONKRET die Tränen in die Augen getrieben: Diedrichsen 1990 über Grateful Dead und jetzt Kranefeld über Albert Ayler. Thank you, man.
Nur zwei Dinge - bitte: Ayler war nicht Punk. Und Coltrane konnte ab 1965 ("Om" etc.) dem weißen Mittelstandspublikum kaum noch vermittelt werden. Übrigens: In David Murray haben wir einen Tenorsaxophonspieler, der viel von Aylers "spirit" hat. Und Hugh Ragins "Revelation"-CD von 2003 sollte auch jeder Ayler-Liebhaber hören.
Jürgen Petzoldt
Kassel

Lost Paradise

KONKRET 11/04: "Noie Werte" von Hartwig Vens

Auffallend an dem ganzen Radioquoten-Tamtam ist, daß sich in der Unterzeichnerliste der Künstler wenige oder keine aus der "Ostmusikzone" befinden. Denen würde eine Quote doch stark entgegenkommen, da ihre Präsenz im nationalen Radio sehr fraglich erscheint. Wahrscheinlich sitzt ihnen der Schrecken der damaligen 60:40 Quote noch tief in den Knochen, welche von Herrn Mielke und seinen Kulturgenossen gewissenhaft kontrolliert wurde. Leider hat sich dieses Paradies für Grönemeyer und Kunze im Zuge der Einheit nicht halten können, so daß man sie getrost zu den Einheitsverlierern zählen kann.
In jenen goldenen Zeiten deutschen Liedgutes mußten alle Veröffentlichungen in einer klaren, verständlichen Sprache verfaßt sein, d.h. deutsch. Niedecken mit seinem Kauderwelsch hätte also keine Chance gehabt. Die einzige Ausnahme war die Kombo City mit der LP "Dreamer", produziert von Rolling Stones-Manager Jack Rieley. Wer produziert eigentlich Maffay und Maahn?
Eine Quote von deutschen Dichtern und Denkern gegenüber internationalen Autoren wäre ja mal interessant und sollte gleich mit reguliert werden.
Bernd Sima
Berlin

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36