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36 Jahre Konkret CD

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Heft 10 2004

an konkret

So geht das nicht!
KONKRET 9/04: "›Alg 2‹ - Wir haben einige Tips!" von der Initiative anders arbeiten
Der Artikel liest sich nett und erscheint auf den ersten Blick schlüssig. Was den Eindruck erweckt, man könnte mit übertriebener Genauigkeit im Antragsformular dem Arbeitsamt ein Schnippchen schlagen, hat bei einigen Tips für die Antragsteller jedoch die Wirkung eines Bumerangs. So wird das Alg II nur bei "Bedürftigkeit" gezahlt. Diese Bedürftigkeit muß der Antragsteller nachweisen. Hier liegt das Problem. Einige Tips von "anders arbeiten" boykottieren den Bedürftigkeitsnachweis. Zudem handelt es sich um eine Leistung, die man beantragen kann, aber keineswegs beantragen muß. Das verengt den Spielraum erheblich, indem der Nachweispflicht zur Gänze auf den Antragsteller verlagert wird, der bei Nichtbeachtung der peniblen Vorgaben leer ausgehen dürfte.
Der tolle Tip, sich in Sachen Vermögen dumm zu stellen, funktioniert nicht. Unter Abschnitt VII des Antragsformulars wird gefragt, ob Vermögenswerte, die den Wert von 4.850 Euro übersteigen, vorhanden sind. Als Antwort ist nur "ja" oder "nein" vorgesehen. Der Antrag wird in der Regel erst entgegengenommen und bearbeitet werden, wenn alle Fragen klar beantwortet und alle Nachweise erbracht worden sind. Seinen Trödel den Sachbearbeitern auf den Tisch zu legen, mag man - wenn man will - als netten Gag sehen, mehr aber auch nicht. Die Sachbearbeiter sind zur Prüfung der Bedürftigkeit verpflichtet, keinesfalls jedoch zur Begutachtung vermeintlichen Vermögens.
Wer meint, im Fragebogen die Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit nicht beantworten zu wollen, kann dies gern tun. Die Folge wird die "angenehme Bekanntschaft" mit Amtsärzten sein. Den Antrag so spät wie möglich abzugeben, sollte sich nur leisten, wer noch Barvermögen hat. Auch wenn das Arbeitsamt Abschläge zahlen müßte, heißt das noch lange nicht, daß dies auch tatsächlich geschehen würde. Die Antragsteller, die dann keinen Abschlag erhalten, werden so also alle zu "bedauerlichen Einzelfällen", die (wie lange?) ohne Geld für Miete und Lebensunterhalt dastehen. Marlis Gehrke
Netz Sozialberatung
Per E-Mail

Unverschämtheit

KONKRET 9/04: "Aus den Protektoraten 2" von Markus Bickel

Bevor Sie versuchen, die serbischen "Faschisten" zu diffamieren, sollten Sie nicht vergessen, daß es gerade die serbischen Nationalisten waren, die den Widerstand gegen Nazideutschland anzettelten, nicht die kommunistischen Partisanen! Daß die bosnischen Muslime ein rein islamisches Bosnien haben wollten, hat uns Herr Bickel selbstverständlich auch verschwiegen. Und ein Artikel über Srebrenica ohne die Erwähnung von Naser Oric und der islamistischen Terroristen ist eine Unverschämtheit.
Alex Nathan
München

Fehl-Anzeige

KONKRET 9/04: "Mittelmaß und Wahn" von Frieder Reininghaus

Schade, daß Reininghaus nicht die Gelegenheit genutzt hat, über Bayreuth-Klatsch und oberflächliche Bemerkungen zu Flimms Inszenierung des "Ring des Nibelungen" hinaus etwas zur politischen Substanz dieser Operntetralogie zu sagen. Gerade in KONKRET wäre es interessant, einmal das Diktum des sozialistischen Schriftstellers George Bernhard Shaw von 1899 zu diskutieren, wonach im "Ring" die Sozialgeschichte des Kapitalismus erzählt wird - mit allen Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen des Werkes, das Wagner noch in seiner anarcho-gefühlssozialistischen Periode begann. Natürlich incl. seines Antisemitismus, der sich bereits damals stellenweise bis in das musikalische Material hinein abzeichnete. Der von Reininghaus nur erwähnte "Jahrhundertring" von Boulez/Chérau 1975 und davor schon die Inszenierung von Joachim Herz in Leipzig waren spannende Versuche, dies jenseits aller wagnerianischer oder anti-wagnerianischer Klischees szenisch
umzusetzen. Außerdem ist Reininghaus ein Fehler unterlaufen: Der Hof der Gibichungen lag nicht am Niederrhein, sondern - sowohl historisch als auch im Nibelungenmythos - in Worms. Das liegt am Oberrhein.
Peter Wahl
Berlin

Nicht zutreffend

KONKRET 8/04: "Dissonanzen der Versöhnung" von Tjark Kunstreich

Einiges an dem Text von Tjark Kunstreich ist verdienstvoll, aber er enthält auch eine politische Aussage, die nicht zutrifft. Der Autor schreibt: "Die Linke demonstrierte am 5. Juni in Paris gegen den Besuch George W. Bushs, das Geschehen vor 60 Jahren interessierte dabei niemanden." Das ist falsch. Erstens haben die Veranstalter/innen bereits mit der Wahl des Datums den Willen gezeigt, die Protestaktion gegen den Staatsbesuch des US-Präsidenten nicht als Einspruch gegen die Feier des 60. Jahrestag des D-Day erscheinen zu lassen. Daher wurde ein sehr ungünstiger Protesttermin akzeptiert: Die Demo ging an einem Samstag am frühen Abend los, um den 6. Juni zu vermeiden.
Zum Zweiten wurde in einigen Aufrufen zur Anti-Bush-Demo explizit auf die Landung vom 6. Juni 1944 positiv bezug genommen. Und drittens hat ein Teil der politischen Kräfte, die den Protest vom 5. Juni unterstützten, ihrerseits am 6. Juni an regionalen Gedenkfeiern für die Landung in der Normandie teilgenommen.
Bernhard Schmid
Paris

Katholizismus konkret

KONKRET 9/04: "Der 30. Geburtstag" von Hermann L. Gremliza

Daß KONKRET ein weiblicher Verlag mit (fast) nur männlichen Autoren ist, wie Herr Gremliza die entsprechende Frage der offenbar etwas feministisch angehauchten Adrienne Goehler beantwortet, ist genau das, was mich immer schon an KONKRET besonders fasziniert hat. Im Grunde genommen ist bei KONKRET exakt die gleiche Geschlechterstruktur vorhanden wie in der katholischen Kirche. Die Institution Kirche an sich wird als das weibliche Element bezeichnet (weil die Kirche), ohne das gar nichts gehen würde, in der aber nur Männer das Sagen haben. Ebenso bei KONKRET: Die Institution Verlag ist das weibliche Element (hier zwar durchaus mit "echten" Frauen besetzt, die aber für den Leser stumm bleiben), und das Sagen haben nur die Männer.
Ingrid Gierke
Bremen

Gewußt, wie

KONKRET 9/04: "Die Generalprobe" von Stefan Frank

Frank fragt: "Wie verfuhr man nun auf dem Parteitag 1904 mit dem Antrag, der SPD-Fraktion die Zustimmung zu kolonialen Projekten zu verweigern?" Seine vorläufige Antwort: "Ledebour fand ihn ›unannehmbar‹." Gewiß hätte Frank uns mitgeteilt, wenn der Parteitag den Antrag abgelehnt hätte. Ohne es genau zu wissen, vermute ich aber, daß dies nicht der Fall war. Denn ich weiß, daß zur Ablehnung eines Antrages über diesen hätte abgestimmt werden müssen. Das aber wußte man auf den Parteitagen zu vermeiden. Mit einer inhaltlichen Abstimmung wären nämlich parteiinterne Differenzen auch formal offenbar geworden, was Parteitagsdelegierte um fast jeden Preis zu vermeiden wünschten.
Georg Brandt
Per E-Mail

Die Vermutung ist richtig: Bühler zog seinen Antrag zurück. Stefan Frank

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36