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36 Jahre Konkret CD

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Heft 03 2003

an konkret

Eier

KONKRET 2/03: "Krieg den Palästen?" von Hermann L. Gremliza

Hermann L. Gremliza hat es auf den Punkt gebracht: Die neueste deutsche Friedensbewegung von Grass bis Gauweiler, von Mahler bis Ditfurth ist nicht an antimilitaristischen Positionen orientiert. Sie speist sich aus spezifisch deutschen, antisemitischen und antiamerikanischen Ressentiments, aus Israelhaß, aus der kaum verhohlenen Sympathie für einen faschistischen Folterstaat in Gestalt von Saddam Husseins Ba'th-Regime. Die Sicherheit Israels, das Interesse der unterdrückten irakischen Bevölkerung an einem Sturz Saddams, die aggressive Rolle des deutschen Kapitals bei der Aufrüstung des Irak und der Schaffung einer akuten Bedrohung für Israel durch Massenvernichtungswaffen spielt in der bürgerlichen Öffentlichkeit, auch in weiten Teilen der Linken, keine Rolle.
Gremliza erklärt, daß die scheinbare Wahl zwischen Verteidigern der bürgerlich- kapitalistischen Gesellschaft wie den USA und barbarischen Pseudogegnern wie Islamisten, Antisemiten, Nazis und deutschen Ideologen eine zwischen falschen Alternativen ist. Müßte man die USA nicht doch als kleineres Übel einstufen? Ist nicht ein kritischer Theoretiker, der das Ganze als das Falsche erkannt hat, manchmal dazu verpflichtet, im Rahmen des falschen Ganzen für ein kleineres Übel Partei zu ergreifen? Ist Gremlizas Weltbild zu wenig an Kritischer Theorie, zu sehr an traditionalistisch- leninistischem Antiimperialismus orientiert? Die Schlampereien und Kurzschlüsse verzeiht man ihm, da er sich im Unterschied zu weiten Teilen der deutschen Linken klar zur Solidarität mit Israel und gegen deutsche Großmachtambitionen wendet.
S. Biber
per E-Mail

Apropos Gremlizas Linie zum zweiten Golfkrieg: Eiertanz ist nicht Dialektik.
Heidi Urban de Jauregui
Montpellier/Frankreich

Erbsen

KONKRET 1/03: "...muß weg!" von Thomas Uwer/Thomas von der Osten-Sacken

Da hat von der Osten-Sacken im Verbund mit Uwer gelernt, wie man den Titel eines Buchs korrekt zitiert. Das in der Zeit von KONKRET 12/02 auf 1/03. Zählen können die auch. Mindestens bis zehn. So oft haben sie im "Vorwort" von Biermann/Klönne: Ein Kreuzzug für die Zivilisation? den Begriff "Jahrhundertkrieg" aufgespürt. Das Buch hat kein Vorwort, macht aber nichts. Ich frage allerdings irritiert: Was mag die Herren am wiederholten Gebrauch eines Begriffs, den der Präsident der USA unter die Leute gebracht hat, bloß stören? Vielleicht, daß der Mann regulär als nicht gewählt gelten muß? Oder ist verdrängter Antiamerikanismus am Werk? Wie auch immer, beide brauchen nur noch lesen lernen, um sich beim Kommentieren von Büchern nicht mehr vorrangig auf die Umschläge beziehen zu müssen, wie beim ersten Mal, als sie dem Papyrossa Verlag Referenz erwiesen.
Auf einer ähnlichen Basis beruhen ihre Ausführungen auch dieses Mal: auf Erbsenzählerei, dem verballhornten Zitat, dem Buchumschlag. Immerhin liefern sie Stoff zum Rätselraten. Zum Beispiel, welcher Zusammenhang zwischen der Abbildung einer B-52 und der "Gleichsetzung von Naziherrschaft und imperialistischer Politik" bestehen mag. Soweit ich herausfinden konnte, hat es die USAF bis zum 8. Mai 1945 nur bis zur B-29 gebracht. Die B-52 war dagegen Instrument, ein südostasiatisches Land zurück in die Steinzeit zu befördern und die Hauptstadt des nördlichen Teils breitflächig zu bombardieren. Bei genauerem Kartenstudium erweist sich, daß Hanoi nicht im Deutschen Reich lag. Bisher wurde auch nicht nachgewiesen, daß Hitler dort residierte. Daß die Vereinigten Staaten von 1941 bis 1945 der Anti-Hitler-Koalition angehörten, macht ihre Aggression gegen Vietnam auch nicht zum antifaschistischen Krieg. Imperialistische Verbrechen, von wem auch immer begangen, werden auch dadurch nicht zum Kavaliersdelikt, daß die der Nazis noch schlimmer waren. Vielleicht ist der Vorwurf einer "Gleichsetzung von Naziherrschaft und imperialistischer Politik" ganz anders gemeint. Vielleicht soll er besagen, daß der deutsche Faschismus seinem Charakter nach nicht imperialistisch war. Was war er dann? Antiimperialistisch, sozialistisch oder totalitär wie der Kommunismus? Was bleibt, ist der Eindruck, daß von der Osten-Sacken und Uwer es nicht mögen, wenn über imperialistische Kriege und Regierungspolitik der USA gleichzeitig nachgedacht wird. Was mag die beiden da nur so empfindlich machen?
Jürgen Harrer
Papyrossa Verlag

Sushi

KONKRET 2/03: "Hitlers Schreck" von Erich Später

Späters Ausführungen zu den abstrusen Verschwörungstheorien zu Pearl Harbor sind so interessant wie seine Kenntnisse über die neuere japanische Geschichte mangelhaft. Sonst hätte er wohl kaum: die von der chinesischen Regierung diktierten Opferzahlen zum Massaker von Nanjing übernommen, die selbst Historiker/innen der Volksrepublik nicht erklären können; eine "Blutsgemeinschaft" als zusammenhaltendes Ideal Japans um 1930 behauptet, wo der vorherrschende Selbstdiskurs des bereits Korea und Taiwan umfassenden Reiches längst der eines multiethnischen Staates war; die "Politik der drei Beseitigungen" als einen von der japanischen Armee geprägten Begriff verstanden, während es sich in Wahrheit um einen chinesischen Terminus handelt; die Juli 1940 durchgeführte Auflösung von Parteien und Gewerkschaften auf 1939 datiert - andersherum hätte man auch anmerken können, daß noch 1937 Abgeordnete der Sozialistischen Massenpartei und der Proletarischen Partei Japans legal in den Reichstag gewählt wurden.
Die Kenntnis solcher Details hätte Später vielleicht von dem Versuch abgehalten, Japan als möglichst identisches Ebenbild NS-Deutschlands zu konstruieren. Seine schematische Sicht der Dinge verführt ihn auch zu widersprüchlichen Aussagen über die Politik der USA: So erwähnt er, Japan habe mit seinem Einmarsch in Nordvietnam September 1940 "weitere Hilfslieferungen ... der USA verhindern" wollen. Ein paar Absätze weiter erfahren wir jedoch, die Neutralitätsgesetze von 1935 und 1937 hätten "jede Unterstützung der von ... Japan bedrohten Nationen" verhindert und die USA sich bis zur Kapitulation Frankreichs nicht bedroht gefühlt bzw. Roosevelts Umdenken erst zum Zeitpunkt seiner zitierten Rede vom Mai 1941 eingesetzt. Daß Roosevelt schon 1937 mit seiner Quarantine-Speech eine Abkehr von der Nichteinmischungspolitik einläutete, die USA seit 1938 Nationalchina finanziell unterstützten und 1939 die Neutralitätsgesetzgebung aufgehoben wurden, erwähnt Später nicht.
Man kann die Vernichtungspolitik Deutschlands und den Angriffskrieg Japans auch verdammen, ohne sie in unpräzisem Einerlei gleichzusetzen oder die Alliierten als makellose Helden zu glorifizieren.
Hans Martin Krämer
Bochum

Nachschlag

KONKRET 1/03: Platte des Monats

Über die Wahl des Moorsoldatenliedes zur Platte des Monats habe ich mich sehr gefreut, zumal die Doppel-CD sehr informativ ist. Auf CD 1 befindet sich sogar ein Interview, das der Komponist des Liedes, Rudi Goguel (mein Vater), 1974, zwei Jahre vor seinem Tod, gegeben hat, über die Entstehung und die Geschichte des Liedes.
Um so verwunderter war ich, daß es dem Rezensenten Martin Büsser gelungen ist, eine ganze Seite über die CD zu schreiben, das Lied zu preisen, ohne den Komponisten auch nur zu nennen, geschweige denn einen Satz über ihn zu schreiben.
Im übrigen ist die von Ihnen abgedruckte Original-Partitur so entstanden, daß mein Vater dem Graphiker und Freund Hanns Kralik (ebenfalls Häftling) die Noten aufmalte, damit er dann dieses schöne Liedblatt zeichnen konnte, das später aus dem Lager geschmuggelt wurde.
Thomas Goguel
Hamburg

KONKRET Text 56


KONKRET Text 55


Literatur Konkret Nr. 36