Rezensionen
Barbara Görres Agnoli
Johannes Agnoli
Eine biografische Skizze
176 Seiten, broschiert
EUR 15.00     SFr 26.00
ISBN 978-3-89458-233-3

»Wenn es ein Buch gegeben hat, das man als Bibel der außerparlamentarischen Opposition (Apo) bezeichnen kann, dann war es »der Agnoli«, das heißt das Buch mit dem Titel Die Transformation der Demokratie, das 1967 erstmals erschienen ist. Dieses Buch haben damals sehr viele Studenten gelesen. Bis heute wird oft übersehen, dass von den knapp 200 Seiten nur ein Drittel vom Berliner Philosophen und Politikwissenschaftler Johannes Agnoli stammt, die beiden restlichen Drittel jedoch vom hannoverschen Sozialpsychologen Peter Brückner. Über solche Details und über das Leben Agnolis insgesamt informiert jetzt vorzüglich die Biografie seiner Witwe. Barbara Görres Agnoli beansprucht nicht, das wissenschaftliche Werk und das akademische Wirken ihres Mannes zu beurteilen. Sie berichtet vielmehr über dessen Herkunft sowie über das vierzig Jahre lange Zusammenleben mit ihm. [...] Die gut lesbare und ebenso unprätentiöse wie ehrliche Biografie von Barbara Görres Agnoli wird ergänzt durch informative Aufsätze von Gerhard Lehmbruch und Wolf-Dieter Narr, die Agnoli als Wissenschaftler und Intellektuellen vorstellen. Insbesondere Narr zeichnet ein präzises Bild des »widerspenstigen Intellektuellen«, der ein schmales, aber gewichtiges Œuvre hinterließ. Die wichtigsten Schriften Agnolis sind in einem Band versammelt, der parallel mit der Biografie erscheint. Bei allen Einwänden im Detail hat sich doch Agnolis Diagnose von 1967 als zutreffend herausgestellt: Am demokratischen Anspruch gemessen, ist es der Bundesrepublik nicht gelungen, den Zugang zu materiellen Ressourcen, Wissen, kultureller und sozialer Partizipation zu demokratisieren. Die Kaschierung ungelöster Basiskonflikte um egalitäre Teilhabe findet ihren Ausdruck in einer Tendenz zu dem, was Agnoli »Involution« genannt hat. Er meinte damit den Abbau und die Schwächung demokratisch-rechtsstaatlicher Institutionen ebenso wie die Disziplinierung und Marginalisierung von einzelnen Schichten oder den Trend zum permanenten Ausbau sicherheitsstaatlicher Strukturen.«
Rudolf Walther in der ZEIT vom 30. Dezember 2004

|   Zurück   |   TOP ^   |

© Konkret Literatur Verlag, Ehrenbergstr. 59, 22767 Hamburg