Rezensionen
Fritz Bringmann
Fritz Bringmann
Erinnerungen eines Antifaschisten 1924-2004
280 Seiten
EUR 14.50     SFr 25.20
ISBN 978-3-89458-231-9

»Antifaschismus ist in unserer Republik in den letzten Jahren nachgerade zu einem Schimpfwort geworden. Wie gut, dass sich nun ein alter Antifaschist zu Wort meldet und daran erinnert, was es hieß, dem Naziregime Widerstand zu leisten. Gerade siebzehnjährig, wurde der Lübecker Handwerkslehrling Fritz Bringmann von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen und später Neuengamme verschleppt. Was ihm dort widerfuhr, das schildert der Sohn einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie, der im Lager zum Kommunisten wurde, auf eindringliche Weise.«
Volker Ullrich in der ZEIT vom 19. August 2004

»Gerade 15 Jahre alt war Fritz Bringmann, als er im Februar 1933 zum ersten Mal den Nazis in die Hände fiel. Die politische Polizei in Lübeck nahm ihn mit - zum Verhör. "Ich war sehr aufgeregt. Zwei Hünen von Polizisten holten einen schmächtigen Schuljungen aus dem Haus!" So beschreibt der heute 86 Jahre alte Mann das Drama in seinen Erinnerungen. Es ist eine aufwühlende Lebensgeschichte - angefangen beim jungen Kommunisten Bringmann, der dem braunen Terror zunächst noch entgeht. Die Polizisten wollen nicht ihn, sondern seinen untergetauchten Bruder Werner. Zwei Jahre später wird Bringmann wieder verhaftet, in das wegen der brutalen SS-Schergen gefürchtete Konzentrationslager Fuhlsbüttel (Kola-Fu) geworfen. Dort erleidet er unfassbare Folter. Es folgen vier Jahre im KZ Sachsenhausen. 1940 die Verlegung nach Neuengamme. Bringmann erhält die Nummer 2698. Am 16. Oktober 1941 treffen sowjetische Kriegsgefangene ein. Der Autor erinnert sich: "Ein langer, trauriger Zug von halb verhungerten und mangelhaft gekleideten Soldaten." Wie schon in Sachsenhausen nutzt Bringmann seine Arbeit im Krankenrevier, um Gefangenen die Bedingungen etwas zu erleichtern. In der Sprache sehr zurückgenommen, berichtet der alte Mann von den Qualen und dem vielfachen Tod im KZ. Bringmann überlebt - und muss erleben, wie nach dem Krieg alte Nazis in seiner Heimatstadt Lübeck wieder das Sagen bekommen. Er wird von den Behörden schikaniert, weil er immer noch Kommunist ist, er die Bestrafung von SS-Verbrechern fordert. Bringmann wird Zeuge, wie die Sozialdemokraten mit ihrem Bürgermeister Max Brauer 1948 auf dem Appellplatz des KZ-Geländes ein Gefängnis errichten. Muss ertragen, dass es 53 Jahre dauert, bis SPD, GAL und CDU in der Bürgerschaft den Abriss der Haftanstalt und den Ausbau der Gedenkstätte beschließen - der Mitte-Rechts-Senat davon aber zunächst nichts wissen will.«
Sigrid Meissner in der Hamburger Morgenpost vom 17. Mai 2004

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