Rezensionen
Klaus Körner
»Die rote Gefahr«
Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950-2000
208 Seiten, broschiert
EUR 15.00     SFr 27.30
ISBN 978-3-89458-215-9
vergriffen

»Über ein Jahrzehnt nach dem Ende der DDR scheint sich eine einheitliche Linie in der historischen Einordnung des SED-Staates durchgesetzt zu haben. In Wissenschaft und Publizistik dominiert die Totalitarismustheorie, Vergleiche des Staatssozialismus sowjetischer Prägung mit dem Nationalsozialismus sind gang und gebe. Ohne Analyse der propagandistischen Anstrengungen beider deutscher Staaten im Kalten Krieg seien die politischen Entwicklungen der Nachkriegszeit allerdings nicht nachzuvollziehen, so Klaus Körner. Mehr noch: Für ihn ist die Art, wie derzeit DDR-Geschichte geschrieben wird, selbst Bestandteil eines “neuen kämpferischen Antikommunismus in Wissenschaft und Publizistik". Als Gegengewicht zu Publikationen wie etwa die von Hubertus Knabe, einem ehemaligen Gauck-Historiker, der kurzerhand Westdeutschland zur von der Stasi “unterwanderten Republik" erklärte, setzt Körner den Schwerpunkt seiner Analyse auf die Unterwanderungsbemühungen westdeutscher Kräfte im Osten... Wichtigster Organisationskern der antikommunistischen Propaganda konservativer Prägung war der 1950 in Hamburg gegründete Volksbund für Frieden und Freiheit, eine Schaltzentrale für Altnazis. Finanziert durch verschiedene Bundesministerien und US-Gelder wurden die propagandistischen Stereotypen der Nationalsozialisten neu aufgelegt. .. Mit Willy Brandts Ostverträgen nimmt der Antikommunismus eine erneute Kehrtwende. Das alte Feindbild der kommunistischen Gefahr verblasste, was, so Körner, zu einer “Erosion der Abgrenzung gegenüber dem DDR-Kommunismus" führte. Heute wird für Körner nur noch die Geschichte der Sieger geschrieben, die Birthler-Behörde ist für ihn “Instrument zur Diskreditierung des DDR-Sozialismus und zur Umsetzung des Elitewechsels". Dass die Geschichte bloße Beute sei, die dem Sieger anheim falle, dem muss jedoch mit Walter Benjamin widersprochen werden. Für ihn ist es der Mut, der Humor, die List und die Unentwegtheit der Unterdrückten, die auch in den verlorenen Kämpfen aufscheine.«
Frankfurter Rundschau

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