Gesamtprogramm
Dietrich Kuhlbrodt
Deutsches Filmwunder
Nazis immer besser
200 Seiten, broschiert
EUR 15.00     SFr 26.00
ISBN 978-3-89458-245-6
Hitler als Mensch - nahegebracht nicht nur durch den Film „Der Untergang“, sondern vor allem durch die vorgeschaltete Kampagne von Springerpresse und Spiegel-Magazin. Dietrich Kuhlbrodt, Filmkritiker seit fünfzig Jahren, untersucht die Rolle, die Nazis im deutschen Film seit 1945 gespielt haben. In der Adenauerzeit zensierte die deutsche Filmwirtschaft aus ausländischen Filmen Nazis heraus. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Film „Casablanca“. Die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) unterstellte, dass ein Nazi in „Casablanca“ das gesamte deutsche Volk verleumdet hätte. Die politische Zensur gestattete jedoch dem Inlandsfilm, Nazis dann zu zeigen, wenn es sich um Fieslinge wie Kameradenverräter handelt („Soldatensender Calais“). In den achtziger Jahren verliert der Nazi, gar Hitler selbst, seine historische Einmaligkeit. Deutsche Filmemacher präsentieren ihn als Phänomen der deutschen Volksseele. Vorreiter Syberberg entdeckte in „Hitler - ein Film aus Deutschland“ (1977/78) den schnell populär gewordenen Hitler-in-uns - ein mythologischer Appell, dem sich auch die französische Filmkritik nicht zu entziehen vermochte. Hitler war wieder da. Eine junge Generation erlaubte sich mit dem alten Herrn ihren Spaß („Blutige Exzesse im Führerbunker“) und integrierte ihn ins sentimentale Ritual des deutschen Weihnachtsfestes, wie in Schlingensiefs Film „100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker“ von 1989. Die unspektakulären und schäbigen Neonazis aus den Dokumentationen „Stau - Jetzt geht's los“ und „Beruf Neonazi“ der frühen neunziger Jahre sind zehn Jahre später den glamourösen Spielfilmfiktionen von Hitler („Der Untergang“) und Hitlerjungen („Napola“) gewichen, denen ein erleichtertes deutsches Publikum nun zujubelt.

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