Lieferbare Titel
Gunnar Schubert
Die kollektive Unschuld
Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde
konkret texte 42 - Propaganda
144 Seiten, broschiert
EUR 13.00     SFr 22.00
ISBN 978-3-930786-47-3

Anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten zum 800. Stadtjubiläum 2006 erzählt Gunnar Schubert die deutsche Erfolgsstory des great Dresden swindle. Er widerlegt erstmals systematisch die zahlreichen kursierenden Legenden, in denen sich die Deutschen zu Opfern der alliierten „Terrorangriffe“ erklären, und stellt sie den Tatsachen gegenüber. Vor allem aber liefert er Erklärungen dafür, wie dieses letzte große Propagandastück Joseph Goebbels' sich über 60 Jahre halten konnte und warum es das Geschichtsbild der Deutschen über die Stadtgrenzen hinaus gerade heute wieder so maßgeblich prägt.

Nachdem der Parlamentsnazi Jürgen Gansel den Begriff des "Bombenholocaust" im sächsischen Landtag fallen gelassen hatte, zeigte man sich allerorten schwer empört. Doch wollte man nicht nur die NPD, sondern auch die Befürworter ihres Geschichtsbildes verbieten, es gäbe viel zu tun. Denn die Rede von den Deutschen als Opfer des Zweiten Weltkriegs ist auch in den zivilgesellschaftlichen Trauerritualen rund um den Jahrestag der Bombardierung Dresdens stets allgegenwärtig. Dresden gilt heute als Symbol für andere Städte deutscher Unschuld. Gunnar Schubert zerlegt den great Dresden swindle in seine Bestandteile und stellt die einzelnen Lügen (die „militärisch sinnlosen Terrorangriffe“, die Tiefflieger, die Zahl der Toten) den Tatsachen gegenüber. In einem historischen Abriss über Dresden im Nationalsozialismus widerlegt er den Mythos von der unschuldigen Stadt. Vor allem aber liefert Schubert Erklärungen dafür, wie und dank welcher Akteure dieses letzte große Propagandastück Joseph Goebbels' sich über 60 Jahre halten konnte und warum es heute neue Erfolge feiert. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Rolle der Zeitzeugen und der Oral history sowie die Verklärung der Stadt in DDR und BRD beleuchtet. In weiteren Kapiteln widmet sich Schubert dem Gedenkwahn, der anlässlich des 800. Stadtjubiläums 2006 grassiert und dem nationalen Schulterschluss von NPD und „Demokraten“ gegen jeden, der diese Ausrichtung des Gedenkens zu kritisieren wagt. Am Beispiel der Stadt Dresden wird so offenbar, wie sich die Deutschen 60 Jahre nach Kriegsende ihrer Vergangenheit endgültig zu entledigen suchen. Exkurse zum lyrischen "Bombenholocaust", zum Umgang mit sozialistischen Denkmälern in Ostdeutschland und zu einem Vorläufer der Bombenkriegsdebatte, dem Streit zwischen Bertolt Brecht und Thomas Mann, runden den Band ab.

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